2. Februar 2022
Initiative zur Sanierung und Wiederbelebung der Kirchenburg Wermesch in Nordsiebenbürgen
Einst lebten viele Sachsen in Nordsiebenbürgen. In den ehemaligen sächsischen Dörfern begegnen uns immer noch stumme Zeugen ihrer Vergangenheit. Das reiche kulturelle Erbe, das uns überlassen wurde, ist heute vielerorts vom Leerstand stark betroffen und vom Verfall bedroht. Im Wettlauf gegen die Zeit setzt sich die 2016 ins Leben gerufene „Ambulanz für Denkmäler“ mithilfe der inzwischen sieben regionalen Denkmalschutzvereine ein und kümmert sich um die Sicherung jahrhundertealter Baudenkmäler. Durch die im Dezember 2021 gegründete Ambulanz für Denkmäler Bistritz-Nassod und die Stiftung Petrus Italus Trust als deren Träger vor Ort werden die Retter nun auch im Nösnerland aktiv. Ein erster Einsatz gilt der Sicherung der evangelischen Kirchenburg in Wermesch (rumänisch: Vermeș) im Süden des Kreises Bistritz-Nassod.
Die Stiftung Petrus Italus wird im Namen der Ambulanz Rettungsaktionen an gefährdeten Baudenkmälern im Kreis Bistritz-Nassod vornehmen. Bislang wurden Instandsetzungsarbeiten an der evangelischen Kirche in Kyrieleis (rumänisch: Chiraleș) durchgeführt. Die bis dahin leerstehende neugotische Kirche wurde als Konzert- und Ausstellungsraum umgenutzt. Ein weiteres Projekt der Stiftung betrifft die Restaurierung historischer Tore in der Bistritzer Innenstadt. Vier Tore aus dem 19. Jahrhundert sind bereits mithilfe von Volontären unter Aufsicht von Experten saniert worden.
Die spätgotische Kirche in Wermesch zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern im Norden Siebenbürgens. Der Glockenturm und die Ringmauern aus dem 16. Jahrhundert, das Pfarrhaus und die alte Dorfschule ergänzen das Kirchenensemble. Die einst prächtige Kirche gehört seit Jahrhunderten zum Dorfbild. Die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen im Herbst 1944 führte zu einem tiefen Bruch in ihrer jahrhundertealten Geschichte. Für das hinterlassene Kulturgut bedeutete es oft Übergabe an andere Glaubensgemeinschaften oder Leerstand. Für die Wermescher Kirche hieß es beides: die kleine evangelische Gemeinde veräußerte die Kirche zwar an die orthodoxe Gemeinde, doch diese verfügte nicht über die nötigen Mittel, um die Kirche instandzusetzen, und baute für die eigenen Mitglieder eine kleinere Kirche. Der jahrzehntelange Leerstand hatte schwerwiegende Folgen für das Kirchengebäude: die Wermescher Kirche ist nur notdürftig gesichert und die abstützenden Maßnahmen der 1990er Jahre halten auch nicht mehr. Die Zeit drängt, eine Sanierung der einsturzgefährdeten Kirche ist zwingend erforderlich. Um den weiteren Verfall sowohl im Inneren als auch im Äußeren zu vermeiden, sind dringende Maßnahmen zu treffen. Für Anfang 2022 sind Notreparaturen am Dachstuhl und an der Dachhaut des Chors geplant. So kann ein weiteres Eindringen des Wassers im Innenraum verhindert und die wertvollen gotischen Fresken sowie das gotische Chorgewölbe können geschützt werden. Anschließend ist ein Oberbau über dem Mittelschiff als Schutzmaßnahme zu errichten, damit Restaurierungsarbeiten auch längerfristig erfolgen können.
Die Ambulanz für Denkmäler Bistritz-Nassod leistet die Nothilfe für dieses gefährdete Baudenkmal, doch danach wird die Kirche ein neues Leben brauchen. Sonst droht wieder der Leerstand. Deshalb hat die Architektin der Stiftung Petrus Italus ein Umnutzungskonzept erarbeitet und die Nebengebäude – das Pfarrhaus und die ehemalige Schule – mit einbezogen. Sommerschulen zur Restaurierung und im Winter Kurse zur beruflichen Ausbildung im traditionellen Handwerk für Jugendliche aus den umliegenden Dörfern könnten eine ganzjährige Nutzung des Kirchenensembles sichern. Dabei kann das gut erhaltene Schulgebäude als Kursort für die Auszubildenden und als Unterkunft für die ehrenamtlichen Mitarbeiter dienen.
Damit die Wermescher Kirche aber eine Zukunft hat, braucht sie Menschen, und die Ambulanz braucht jede Menge Nothelfer. Bei einem so komplexen Projekt ist Unterstützung in jeder Form willkommen. Als freiwillige Helfer, mit Spenden oder Expertise – jeder kann mithelfen. Interessierte werden gebeten, eine Mail an petrusitalus@gmail.com zu schreiben. Der Anfang der Arbeiten ist für den Sommer 2022 geplant und wird mit Hilfe von Volontären und unter Aufsicht der Experten erfolgen.
Überließen wir die Kirche ihrem Schicksal, so könnten nur noch wenige Generationen an diesem Kulturerbe teilhaben. Aber wir sehen es als Chance, dem leerstehenden Anwesen durch unser Mitwirken eine neue Zukunft zu geben.
Videos auf Facebook in rumänischer Sprache, die die Initiative zur Kirchenrenovierung in Wermesch dokumentieren
Kirchenrenovierung mit Volontären in Wemesch
Zum allgemeinen Zustand der evangelischen Kirche in Wermesch, inkl. Luftaufnahmen
Die spätgotische Kirche in Wermesch zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern im Norden Siebenbürgens. Der Glockenturm und die Ringmauern aus dem 16. Jahrhundert, das Pfarrhaus und die alte Dorfschule ergänzen das Kirchenensemble. Die einst prächtige Kirche gehört seit Jahrhunderten zum Dorfbild. Die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen im Herbst 1944 führte zu einem tiefen Bruch in ihrer jahrhundertealten Geschichte. Für das hinterlassene Kulturgut bedeutete es oft Übergabe an andere Glaubensgemeinschaften oder Leerstand. Für die Wermescher Kirche hieß es beides: die kleine evangelische Gemeinde veräußerte die Kirche zwar an die orthodoxe Gemeinde, doch diese verfügte nicht über die nötigen Mittel, um die Kirche instandzusetzen, und baute für die eigenen Mitglieder eine kleinere Kirche. Der jahrzehntelange Leerstand hatte schwerwiegende Folgen für das Kirchengebäude: die Wermescher Kirche ist nur notdürftig gesichert und die abstützenden Maßnahmen der 1990er Jahre halten auch nicht mehr. Die Zeit drängt, eine Sanierung der einsturzgefährdeten Kirche ist zwingend erforderlich. Um den weiteren Verfall sowohl im Inneren als auch im Äußeren zu vermeiden, sind dringende Maßnahmen zu treffen. Für Anfang 2022 sind Notreparaturen am Dachstuhl und an der Dachhaut des Chors geplant. So kann ein weiteres Eindringen des Wassers im Innenraum verhindert und die wertvollen gotischen Fresken sowie das gotische Chorgewölbe können geschützt werden. Anschließend ist ein Oberbau über dem Mittelschiff als Schutzmaßnahme zu errichten, damit Restaurierungsarbeiten auch längerfristig erfolgen können.
Die Ambulanz für Denkmäler Bistritz-Nassod leistet die Nothilfe für dieses gefährdete Baudenkmal, doch danach wird die Kirche ein neues Leben brauchen. Sonst droht wieder der Leerstand. Deshalb hat die Architektin der Stiftung Petrus Italus ein Umnutzungskonzept erarbeitet und die Nebengebäude – das Pfarrhaus und die ehemalige Schule – mit einbezogen. Sommerschulen zur Restaurierung und im Winter Kurse zur beruflichen Ausbildung im traditionellen Handwerk für Jugendliche aus den umliegenden Dörfern könnten eine ganzjährige Nutzung des Kirchenensembles sichern. Dabei kann das gut erhaltene Schulgebäude als Kursort für die Auszubildenden und als Unterkunft für die ehrenamtlichen Mitarbeiter dienen.
Damit die Wermescher Kirche aber eine Zukunft hat, braucht sie Menschen, und die Ambulanz braucht jede Menge Nothelfer. Bei einem so komplexen Projekt ist Unterstützung in jeder Form willkommen. Als freiwillige Helfer, mit Spenden oder Expertise – jeder kann mithelfen. Interessierte werden gebeten, eine Mail an petrusitalus@gmail.com zu schreiben. Der Anfang der Arbeiten ist für den Sommer 2022 geplant und wird mit Hilfe von Volontären und unter Aufsicht der Experten erfolgen.
Überließen wir die Kirche ihrem Schicksal, so könnten nur noch wenige Generationen an diesem Kulturerbe teilhaben. Aber wir sehen es als Chance, dem leerstehenden Anwesen durch unser Mitwirken eine neue Zukunft zu geben.
Oana Turdean
Die Autorin ist Deutschlehrerin in Bistritz und engagiert sich ehrenamtlich in der dortigen Stiftung Petrus Italus.Videos auf Facebook in rumänischer Sprache, die die Initiative zur Kirchenrenovierung in Wermesch dokumentieren
Kirchenrenovierung mit Volontären in Wemesch
Zum allgemeinen Zustand der evangelischen Kirche in Wermesch, inkl. Luftaufnahmen
Schlagwörter: Wermesch, Nordsiebenbürgen, Nösnerland, Kirchenrenovierung
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