11. Juni 2004

Saxonia-Stiftung eröffnet Sozialzentrum in Rosenau

Als die Saxonia-Stiftung in Siebenbürgen aufgrund einer Initiative des damaligen Vorsitzenden des Sozialwerkes der Siebenbürger Sachen in München vor bald 13 Jahren zu gleichen Teilen von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und dem Siebenbürgenforums gegründet wurde, ging man vom Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe und der Brückenfunktion aus. Die Stiftung hat sich seither unter der kompetenten Leitung ihres Geschäftsführers Karl-Arthur Ehrmann zu einem verlässlichen Ansprechpartner für ausländische Institutionen und einem Vermittler von finanzieller und materieller Hilfe entwickelt.
Der Vorstand, Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Saxonia-Stiftung haben längst erkannt, dass man darüber hinaus selbst aufbauen und lukrativ werden muss, um in Zukunft selbst karitative und gemeinschaftsfördernde Aufgaben unterstützen zu können. Das beste Beispiel diesbezüglichen Denkens ist das von der Stiftung in Rosenau errichtete Sozialzentrum, das in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus dem In- und Ausland am 15. Mai 2004 festlich eingeweiht wurde.

Das Projekt entstand in Gedanken schon 1997 und wurde moralisch und finanziell vom Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen durch dessen Vorsitzenden Peter Pastior und den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, unterstützt. Als das Projekt reifte, kam Hilfe auch von Familie Margret und Heinrich Däuwel aus Germersheim, von Dipl.-Ing. Hans Krauss über die Sankt-Englmar-Stiftung und von anderen Spendern. Schließlich wurde das Projekt auch vom deutschen Bundesministerium des Inneren auf die Förderliste aufgenommen und vom Österreichischen Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten unterstützt. Der Hauptanteil der Gesamtinvestition von 400 000 Euro stammt aber aus eigenen, durch die Saxonia-Stiftung in den letzten 13 Jahren erwirtschafteten Mitteln.



Das neu eröffnete Sozialzentrum der Saxonia-Stiftung in Rosenau. Foto: Peter Pastior
Das neu eröffnete Sozialzentrum der Saxonia-Stiftung in Rosenau. Foto: Peter Pastior


Nicht nur die Saxonia-Stiftung und die Projektförderer können heute stolz auf diese Leistung blicken, sondern auch die Stadt Rosenau mit ihren rund 16 000 Einwohnern, denen das Sozialzentrum auch dienen wird. Anstelle zweier baufälliger Häuser, die angekauft wurden, stehen nun an der Straßenfront in der Langgasse zwei moderne, zweckentsprechende Gebäude, die zudem das Stadtbild verschönern. Die Arztpraxen und das Labor für Analysen nahmen ihre Tätigkeit schon Anfang dieses Jahres auf. Im selben Bau, der im Vorjahr fertig gestellt wurde, befinden sich auch fünf Gästezimmer. Hinzu kam nun ein zweistöckiges Gebäude, das im Parterre und auf zwei Etagen, 18 Gästezimmer, eine moderne Gaststätte und Snackbar und eine gut ausgestattete Küche umfasst, die „Essen auf Rädern“ für das Umfeld (Rosenau, Neustadt, Wolkendorf, Weidenbach) liefert. Ein Tagungsraum steht ebenfalls zur Verfügung. Im Hof werden in der neu eingerichtete Werkstatt Thermopanfenstern hergestellt. Die Scheune wurde überholt und dient als Lager- und Abstellraum. Somit wurden in Rosenau neue, stabile Arbeitsplätze geschaffen. Aus den Einnahmen für die gebotenen Dienstleistungen, die von der Stiftungseigenen „Faber-Consult GmbH“ verwaltet werden, können weitere Projekte gefördert werden. „Hinter all diesen Leistungen stehen Menschen wie Karl-Arthur Ehrmann, Eszter Piroska, Sorin Sofran, Dora Constantin, Ludwig Dudas, Veronica Constantinescu“, heißt es auch in einem Schreiben von Willi Schiel, das Peter Pastior vorlas. Der Vorsitzende des Sozialwerks würdigte die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit der Saxonia-Stiftung und übermittelte Grüße seitens des Bundesvorsitzenden Volker Dürr.

Nach der geistlichen Einweihung, vorgenommen von Bischofsvikar Prof. Dr. Hans Klein, Pfarrer Dr. Gerhard Schullerus, Ehrenvorsitzender, und Pfarrer Kurt Boltres, würdigten die anwesenden Gästen das vollbrachte Werk. „In das Sozialzentrum wurde viel Planen, Mühe, Freude und Liebe eingebaut“, betonte Dr. Gerhard Schullerus. „Was hier geboten wird, ist ein Kind der Saxonia, ein Enkelkind von Kirche und Forum“, ergänzte Pfarrer Kurt Boltres, Vorsitzender der Saxonia-Stiftung. Er dankte allen Helfern und Spendern, die zur Projektverwirklichung beigetragen haben, und betonte, „dieses Projekt soll unser Beitrag zur EU-Erweiterung sein“.

Dr. Christian Zeileissen, Botschafter der Republik Österreich in Bukarest, äußerte seine Bewunderung über die Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, während der bundesdeutsche Generalkonsul in Hermannstadt, Peter Adamek, seine Hoffnung aussprach, dass dieses Haus eine Hilfe für viele Menschen mögen werde.

Der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Bürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, sieht in der Verwirklichung dieses Projektes „einen Beweis, dass wir hiesige Sachsen noch lange nicht am Ende sind“. In diesem gelungenen Projekt werde Geld nicht ausgegeben, sondern verdient.

Dr. Fritz Frank, Ehrenobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, unterstrich, dass man die Landsleute in Siebenbürgen nicht vergessen habe und dass die humanitäre Hilfe aus Österreich alle hiesigen Landesbürger einschließe. Die Saxonia nehme unter den fünf Stiftungen der Regionalforen eine Sonderstellung ein, sagte Wolfgang Wittstock, Abgeordneter im rumänischen Parlament, da sie als Einzige zu gleichen Teilen von Kirche und Forum getragen werde und starke soziale Akzente setze.

„Wir können, wollen und müssen uns den Menschen zuwenden, die etwas von uns erwarten, die benachteiligt sind“, betonte Pfarrer Klaus Daniel, Dechant des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes. Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, hob hervor, dass man auf die Idee, Ausführung und teilweise Eigenfinanzierung des Projektes stolz sein könne. George Soiu, Bürgermeister von Rosenau, ging noch weiter und bat die Saxonia-Stiftung dafür zu plädieren, dass ausgewanderte Sachsen zurückkommen und zur wirtschaftlichen Entwicklung Rosenaus beitragen. Die Stadt verdanke ihren Zivilisationsgrad den Sachsen, mit denen man in guter, geschlossener Gemeinschaft gelebt habe und noch immer lebe. Pfarrer Walther Gottfried Seidner, Vorstandsmitglied der Saxonia-Stiftung, stellte einen lebhaften Vergleich mit einem Seestern an, dem mehrere Tentakeln von einem Haifisch abgebissen werden und wieder nachwachsen: „Wir sind in der Phase, in der uns die Tentakeln nachwachsen. Es mögen viele Fangarme sein.“

Am gleichen Wochenende wurden weitere sozial-kulturelle Einrichtungen der Siebenbürger Sachsen in Mediasch und Hermannstadt eingeweiht. Somit zeichnet sich doch noch eine Zukunft ab für die immer kleiner gewordene Gemeinschaft der Sachsen in Siebenbürgen.

Dieter Drotleff

Schlagwörter: Saxonia, Sozialwerk, Rosenau

Bewerten:

2 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.