25. Juli 2007

Hochkarätige Möbelausstellung in Hermannstadt

Seit bald zwei Jahrzehnten dokumentieren Wissenschaftler der beiden Partnermuseen – das ASTRA-Nationalmuseum in Hermannstadt und das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim – bei gemeinsam durchgeführten Feldforschungen die spezifische regionale Volkskultur im multiethnischen Siebenbürgen in ihrem historischen Wandel. Die Forschungsergebnisse zur historischen Wohnkultur, speziell zum Bereich bemalter Wohnraum-Innenausstattung, finden nun in einem grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekt erstmals ihren Niederschlag, anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2007 in Hermannstadt. Die Ausstellung „Wohnkultur – Bemalte Möbel aus Siebenbürgen“ wird am 1. August, 17.30 Uhr, im Schatzkästlein (Casa Artelor) neben der Lügenbrücke, Kleiner Ring 21, in Hermannstadt eröffnet.
In die Ausstellung führen Dr. Corneliu Bucur, Generaldirektor des ASTRA-Nationalmuseums in Hermannstadt, und Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Siebenbürgischen Museums e.V. und Leiterin der Städtischen Museen in Kornwestheim, ein. Auf 400 qm werden über hundert Exponate aus fünf Jahrhunderten präsentiert. Die einzigartige Sammlung ist in vier „Generationen“ gewachsen, angelegt von Emil Sigerus, ergänzt von Julius Bielz, dann in den achtziger Jahren von Irmgard Sedler, damals im Rahmen des Brukenthalmuseums, und schließlich von Mitarbeitern des ASTRA-Museums in Hermannstadt.

Der beeindruckende Fundus an bemalten Möbeln im Sammlungsbestand der beiden ausrichtenden Museen, zu dem noch Leihgaben aus dem Stundturmmuseum in Schäßburg, dem Geschichtsmuseum in Hermannstadt und aus mehreren Privatsammlungen hinzukommen, erlaubt eine Präsentation der Schreinermalerei in Südsiebenbürgen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Das Thema eignet sich beispielhaft für die Veranschaulichung spezifisch-regionaler, multikulturell geprägter Lebensentfaltung. Kulturkanäle mit dem Filter ethnisch geprägter Sehweisen sind die kulturellen Mechanismen, die nicht nur die Lebensäußerungen im Einzelnen bestimmen, sondern auch am Artefakt ablesbar sind. So geht es in der Ausstellung u. a. um die Raumaufteilung als Ausdruck ländlicher Wohnbedürfnisse, aber auch um die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Möbeltypen. „Haus“ und „Gute Stube“ (mit ihrer Alltags- und Ritualfunktion) im Wandel der Zeiten sind dabei die erklärenden Raummodelle. Als „sächsische“ bzw. „rumänische“ Stube wurde die ehemals „Gute Stube“ seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bei aller grundsätzlichen Gemeinsamkeit verstärkt als ethnisches Symbol in Anspruch genommen. Dabei kommt der unterschiedlichen farblichen Auszier der Möbel und den Haustextilien im Zusammenspiel mit dem Wandschmuck – hier Lutherbilder und protestantisches Spruchgut, dort bunte Hinterglasikonen – ethnisch-kulturelle Zeichenfunktion zu.
Sächsische „Gute Stube“ („Vedderst Stuw“), ...
Sächsische „Gute Stube“ („Vedderst Stuw“), Meeburg um 1900, ASTRA-Nationalmuseum in Hermannstadt.
Die im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms präsentierte Partnerausstellung wurde in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Kornwestheim realisiert. Begleitend zur bis Oktober 2007 laufenden Ausstellung, die 2008 und 2009 in Deutschland gezeigt wird, ist ein deutsch-rumänischer Katalog in Vorbereitung.

Schlagwörter: Hermannstadt, Kulturhauptstadt, Siebenbürgisches Museum

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