25. Mai 2021

Digitaler Heimattag 2021: Bundesvorsitzender Rainer Lehni fordert Rentengerechtigkeit für Aussiedler

Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Präsident der Föderation der Siebenbürger Sachsen, hat die maßgeblichen Stellen der Bundespolitik aufgefordert, die Rentenungerechtigkeit bei Aussiedlern zeitnah zu beseitigen. In seiner Ansprache zur Eröffnung des Digitalen Heimattags 2021 erinnerte Lehni an das erste Pfingstfest, das vor 70 Jahren in Dinkelsbühl stattgefunden hatte. Er äußerte die Hoffnung, dass das „weltweit wichtigste Ereignis der Siebenbürger Sachsen“ im kommenden Jahr wieder in der Stadt an der Wörnitz stattfinden werde. Rainer Lehnis Eröffnungsansprache wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben.
Bundesvorsitzender Rainer Lehni hielt die ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni hielt die Eröffnungsansprache des Digitalen Heimattages 2021 in Dinkelsbühl. Foto: Hermann Depner
Liebe Landsleute, liebe Freunde unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft, ich begrüße Sie sehr herzlich zum Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2021, den der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erneut für Sie über die digitalen Kanäle veranstaltet. Unsere Partnerstadt Dinkelsbühl, in der wir uns gerade befinden, muss zum zweiten Mal in Folge auf die vielen tausend Heimattagbesucher verzichten.

„Zusammen sind wird Heimattag“ – unter dieses Motto haben wir das diesjährige Pfingsttreffen gestellt. Auch wenn wir physisch nicht gemeinsam feiern können, so sind wir zumindest via Bildschirm alle digital miteinander verbunden. Lassen Sie uns zusammen an diesem Pfingstwochenende das Beste draus machen und unsere Gemeinschaft auf diesem Wege pflegen.

Sehr herzlich begrüße ich hier im Dinkelsbühler Spitalhof den Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, die Erste Bürgermeisterin Nora Engelhard und Stadtrat Klaus Huber. Hier im Spitalhof begrüße ich auch eine kleine Abordnung der Dinkelsbühler Siebenbürger Sachsen. Schön, dass Ihr alle da seid!

Für uns bedeutet der Spitalhof Kultur, Tradition, Geselligkeit und Lebensfreude. Heute tummeln sich hier keine Hunderte von Gästen bei Baumstriezel oder Mici, sie bahnen sich auch nicht den Weg zu den Ausstellungen oder kulturellen Ereignissen im Konzertsaal und Spitalgewölbe. Aber die Zeit wird kommen, in der das wieder so sein wird, hoffentlich wieder im kommenden Jahr 2022.

Wir feiern heuer einen ganz besonderen Heimattag. Vor genau 70 Jahren, zu Pfingsten 1951, fand in Dinkelsbühl der erste Heimattag der Siebenbürger Sachsen statt. Das große Pfingsttreffen ist für unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft weltweit das wichtigste Ereignis. Nicht nur für uns in Deutschland, auch unsere Landsleute in Österreich, Kanada, den USA und natürlich aus Siebenbürgen sind mit eingebunden. Hier in Dinkelsbühl zeigen wir zusammen, dass auch eine über Meere und Kontinente verstreute Gemeinschaft zukunftsfähig ist. Um uns schlingt sich ein allumfassendes Band der Eintracht, so wie es in der letzten Strophe des Siebenbürgenlieds heißt. Jung und Alt bilden gemeinsam den Heimattag. Link zum Video Vor 70 Jahren war es hier nicht anders als beim letzten vor Ort stattgefundenen Heimattag, 2019. Hermann Schlandt berichtete 1951 in der Siebenbürgischen Zeitung: „Um es vorwegzunehmen: das Erfreulichste in Dinkelsbühl war der Gleichklang der Herzen. Er stellt sich wohl leicht im Festestrubel der Sichwiedersehenden her.“ Wie Recht er hatte. So ist es auch heute.

Über 4.000 Siebenbürger Sachsen waren beim ersten Heimattag dabei in der Nachkriegszeit, die vom Wiederaufbau des Landes geprägt war. Wie sich unsere Geschichte entwickeln würde, konnte damals niemand ahnen. Durch den Exodus von 1990/1991 leben heute die meisten Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die junge Generation ist vorwiegend in Deutschland geboren und sozialisiert. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Heimattag weiterentwickelt, ohne seinen ursprünglichen Charakter einzubüßen. Rund 20.000 Besucher fanden sich in den letzten Jahren zu Pfingsten in Dinkelsbühl ein und hoffentlich werden sie es 2022 auch wieder tun. Der Heimattag in unserer Partnerstadt ist und bleibt auch in Zukunft unsere zentrale Jahresveranstaltung, die unserer verstreut lebenden Gemeinschaft Kraft und Halt gibt, in der wir unsere Werte, Kultur und Traditionen pflegen.

Wichtig ist, dass unser Verband an der Basis wirkt und dass unsere Gemeinschaft tagtäglich in all ihren Facetten gelebt wird. Der Nachbarschaftsgedanke, der uns jahrhundertelang in Siebenbürgen geprägt hat, kennzeichnet uns auch heute an unseren neuen Wohnorten, wenn auch in einem geänderten Maß. Das hat die Nachbarschaftspflege in Corona-Zeiten in unseren Kreisgruppen bestätigt. In dieser Zeit, in der Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind, pflegen wir den Kontakt zueinander in vielfältiger Weise. Die digitalen Kanäle helfen uns dabei und werden unser Verbandsleben sicherlich auch nach Corona ergänzen. Wir wünschen uns aber, dass wir uns bald wieder in größerem Maße treffen können. Denn eine Umarmung, ein Händedruck können in digitaler Form nicht ersetzt werden.

Zwei Forderungen der Siebenbürger Sachsen an die Politik

Die Eröffnung des Heimattags möchte ich nutzen, um die Politik an zwei große Anliegen unseres Verbandes zu erinnern.

Vor einem Vierteljahrhundert, 1996, wurden die Renten für Aussiedler aus Rumänien und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion stark gekürzt. Die Landsmannschaften der Deutschen aus Russland, der Banater Schwaben und der Siebenbürger Sachsen setzen sich in den letzten Jahren verstärkt dafür ein, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Wir wissen die Aussiedlerbeauftragten von Bund und Ländern an unserer Seite, dafür sind wir dankbar. Ich fordere die maßgeblichen Stellen der Bundespolitik mit Nachdruck auf, diese Rentenungerechtigkeit bei Aussiedlern zeitnah zu beseitigen. Mit Einführung der Grundrente Anfang 2021 wurde zwar ein kleiner Schritt in diese Richtung getan, um die Not der Betroffenen teilweise zu lindern. Aber der große Schritt, um diesen Fehler der 90er Jahre zu beseitigen und alle Betroffenen mit einzubeziehen, steht noch aus. 2021 ist ein Wahljahr und damit eine gute Gelegenheit, diese Ungerechtigkeit endgültig zu beseitigen.

Ein anderes großes Anliegen muss von den rumänischen Behörden gelöst werden. Die Restitution enteigneten Gemeinschaftseigentums an die Evangelische Kirche und das Deutsche Forum in Rumänien ist noch lange nicht abgeschlossen, ebenso wenig die Rückgaben oder Entschädigungen von früherem Privateigentum an unsere Landsleute. Die weltweite Föderation der Siebenbürger Sachsen hat kürzlich in einer Resolution Rumänien aufgefordert, mehr als 30 Jahre nach Ende der kommunistischen Diktatur dieses ungelöste Kapitel für die zahlreichen Antragsteller zu einem positiven Abschluss zu bringen. Dieses fordern wir mit Nachdruck.

Wir kehren zurück zu unserem Heimattag: Ich freue mich, stellvertretend für den Verband, hier in unserer Partnerstadt sein zu dürfen und bitte Dr. Christoph Hammer, Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl, um sein Grußwort.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Schlagwörter: Digitaler Heimattag 2021, Rainer Lehni, Dinkelsbühl, Heimattag, Fremdrente, Restitution

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