13. November 2022

Altenhilfe mit großem Engagement fortsetzen: Mitgliederversammlung des Sozialwerks in Dinkelsbühl

„Als soziale Einrichtung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen können wir, dank vieler Spenden und nach wie vor bester Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung in Rosenau, dringende Hilfsmaßnahmen in und nach Siebenbürgen durchführen.“ Dies stellte Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen e.V., in seinem Tätigkeitsbericht fest, den er in der Mitgliederversammlung am 5. November in Dinkelsbühl präsentierte. Erstmals in der Geschichte des Sozialwerks begrüßte Kremer zu einer hybriden Mitgliederversammlung, wobei die Teilnehmer entweder im Kleinen Schrannenfestaal in Dinkelsbühl anwesend waren oder sich per Videokonferenz zugeschaltet hatten.
Gottesdienst beim Erntedankfest 2022 im Carl ...
Gottesdienst beim Erntedankfest 2022 im Carl-Wolff-Altenheim in Hermannstadt. Foto: Verein Dr. Carl Wolff
Die beiden Berichtsjahre 2020 und 2021 waren von pandemiebedingten Einschränkungen geprägt. In dieser Zeit waren für die Verantwortlichen des Sozialwerks keine Reisen nach Siebenbürgen möglich, auch wenn die Hilferufe der regelmäßig betreuten Einrichtungen deutlich und öfter laut wurden. Der covidbedingte Ausfall der jährlichen Siebenbürgenreisen wurde durch intensive Telefongespräche und Beratungen mit der Saxonia-Stiftung in Rosenau sowie dem Altenheim „Blumenau“ in Kronstadt, dem Carl-Wolff-Altenheim in Hermannstadt und dem Altenheim Schweischer kompensiert.

Ein erfreuliches Ereignis war die 30. Geburtstagsfeier der Saxonia-Stiftung, die am 24. September 2022 in Rosenau stattfand. Dr. Johann Kremer überreichte aus diesem Anlass das Goldene Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland an den Saxonia-Geschäftsführer Klaus Sifft und eine Anerkennungsurkunde an „die gute Seele“ der Stiftung Eszter Piroska. „Ich habe nur meine Arbeit gemacht und wenn die Arbeit Spaß macht, kommt auch Gutes heraus“, bedankte sich Frau Piroska schriftlich beim Bundesvorsitzenden Rainer Lehni. Ebenfalls in der Mitgliederversammlung zitierte Kremer aus dem Dankesschreiben von Klaus Sifft: „Ich möchte an dieser Stelle nicht unbetont lassen, dass unsere Arbeit ohne Ihre finanzielle Unterstützung und Förderung und die der Bundesrepublik Deutschland niemals möglich gewesen wäre. Die Arbeit konnte nur dadurch ihre Früchte tragen.“

Wie Johann Kremer in seinem Tätigkeitsbericht ausführte, war der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Dr. Paul Jürgen Porr, auch in den vergangenen Jahren eine große Hilfe, wenn es um größere Krankheitsprobleme und Operationen ging. „Dank seines Einsatzes lässt sich vieles in Siebenbürgen mit den vorhandenen Mitteln lösen“, sagte Kremer. Selbst wenn die rumänische Sozialversicherung Fortschritte verzeichne, werden nicht alle benötigten Leistungen finanziert. Deshalb sei die Hilfe des Sozialwerks in vielen Fällen nötig. Das Sozialwerk habe sich an den Kosten für Behandlungen oder Operationen in Deutschland bzw. Rumänien beteiligt.

Rumänien ist seit 15 Jahren Mitglied der Europäischen Union, doch Wirtschaft und Sozialwesen liegen bei weitem unter dem europäischen Durchschnitt. Die Zahl der zu betreuenden Landsleute in Siebenbürgen nahm zwar infolge von Todesfällen leicht ab, aber die verbliebenen Landsleute werden im Schnitt auch älter und müssen weiterhin betreut werden. „Schlechte oder fehlende Ausbildung, Behinderung und Vereinsamung einzelner jüngerer Landsleute in Siebenbürgen führen immer öfter dazu, dass sie auf Hilfe angewiesen sind“, stellte Johann Kremer fest.

Im Bereich der Einzelbetreuung konnte das Sozialwerk auch in dieser Zeitspanne seine Hilfsmaßnahmen durchführen. Einzelhilfen machen etwa ein Drittel des Gesamthaushalts aus. Im Schnitt wurden 1 800 Betreuungen pro Jahr durchgeführt. Diese Arbeit wird aufgrund von Listen mit detaillierten Angaben über die Bedürftigkeit der einzelnen Personen in enger Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung durchgeführt. Im Rahmen der Mittlerfunktion zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Siebenbürgenforum übernimmt das Sozialwerk die Planung, Antragstellung, Durchführung und die nachträgliche Abrechnung der Bundesmittel. Aus diesen Mitteln wurden jährlich ca. 18000 Euro an Bedürftige in Siebenbürgen verteilt. Dieser große Verwaltungsaufwand macht einen erheblichen Anteil der Gesamttätigkeit des Sozialwerks aus.

Ein wichtiger Tätigkeitsbereich des Sozialwerks sind Hilfsmaßnahmen im Bereich der Medikamente und medizinische Hilfen. Zur leichteren und schnelleren Abwicklung der Medikamentenbeschaffung stellte das Sozialwerk, ebenfalls in Absprache mit der Saxonia-Stiftung, Mittel vor Ort zur Verfügung.
Teilnehmer der Mitgliederversammlung des ...
Teilnehmer der Mitgliederversammlung des Sozialwerks im Kleinen Schrannensaal in Dinkelsbühl, von links: Rainer Lehni, Ingwelde Juchum, Christa Wandschneider, Dr. Johann Kremer, Michael Konnerth und Werner Kloos. Foto: der Verfasser
Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands konnte das Sozialwerk einigen Betroffenen mit Zuschüssen als Sachkostenbeihilfe unter die Arme greifen. Auch Soforthilfen in Deutschland für bedürftige Mitglieder wurden als Zuschüsse zum Mitgliedsbeitrag weiterhin an die Landesgruppen verteilt. Zudem leistete das Sozialwerk kulturelle Hilfen und unterstützte die kulturelle Breitenarbeit des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Soziale Aufgaben für die Zukunft

Seine Aufgaben für die Zukunft wird das Sozialwerk in der gleichen Weise fortführen müssen wie bisher, betonte der Vorsitzende des Sozialwerks. Das Spendenaufkommen habe sich erfreulicherweise während der beiden Pandemiejahre bei hohen Werten von über 85 000 Euro stabilisiert. Nach neuesten Erhebungen von Landeskirche und Siebenbürgenforums zeichnen sich jedoch höhere Bedürftigenzahlen ab. „Wir müssen immer in der Lage sein, unsere noch in Siebenbürgen lebenden bedürftigen Landsleute mit effektiven Einzelfallhilfen zu unterstützen“, sagte Kremer. Das Sozialwerk werde auch in den kommenden Jahren die Einrichtungen für die Altenpflege und das Kinderhospiz in Siebenbürgen unterstützen, sich aber auch für andere soziale Projekte einsetzen. Alle bisher geförderten Bereiche wie Medikamente, medizinische Hilfen, Jugend- und Kulturtätigkeit werden auch in Zukunft bedient werden.

Dr. Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender des Verbandes, der online zugeschaltet war, dankte allen Aktiven des Sozialwerks, insbesondere dem Vorsitzenden Dr. Johann Kremer und der angestellten Mitarbeiterin Marle Graeff, für das segensreiche Wirken zugunsten unserer Landsleute. Die Hilfe wird sehr dankbar angenommen.

Die Bedürftigen in Siebenbürgen freuen sich, dass sie von ihren Landsleuten in Deutschland nicht vergessen wurden. „Deshalb bleibt unsere dringende Bitte an alle Landsleute, Mitglieder des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, dem Aufruf in der Siebenbürgischen Zeitung ,Hilfe nach Siebenbürgen‘ Folge zu leisten“, betonte Johann Kremer.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Sozialwerk, Mitgliederversammlung, Saxonia, Altenhilfe

Bewerten:

17 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.