14. Oktober 2006

Landsmannschaft setzt Weichen für die Zukunft

Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen ist gewillt, die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu schultern. In seiner Herbstsitzung, die am 7. Oktober im Hotel Götz in Heilbronn stattfand, plante der Bundesvorstand nicht nur die vielseitige Kultur- und Jugendarbeit, sondern stellte auch erste Weichen für den Verbandstag, der am 3. und 4. November 2007 voraussichtlich in Hessen stattfinden wird (der Ort steht noch nicht fest). Die 50-jährige Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen steht im kommenden Jahr im Mittelpunkt der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage im Mai 2007 und des Heimattages in Dinkelsbühl.
Die Siebenbürger Sachsen wollen sich zudem durch eigene Akzente in das Kulturprogramm der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 in Hermannstadt und voraussichtlich in Luxemburg einbringen. Die siebenbürgische Beteiligung erhält konkrete Formen, die auf Initiativen der Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg zurückzuführen sind. Im Hinblick auf den Verbandstag, von dem entscheidende Impulse für die künftige Gestaltung des landsmannschaftlichen Lebens zu erwarten sind, wurden ein Findungs- und Satzungsausschuss berufen. Eine weitere Arbeitsgruppe wird sich mit der Fremdrentenfrage befassen, um die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Schaffung von Übergangsfristen zu begleiten.

Bundesvorstandssitzung 2006 in Heilbronn: Bundesvorsitzender Volker Dürr (Zweiter von links) sowie die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Rainer Lehni, Doris Hutter und Bernd Fabritius (von links nach rechts). Foto: Siegbert Bruss
Bundesvorstandssitzung 2006 in Heilbronn: Bundesvorsitzender Volker Dürr (Zweiter von links) sowie die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Rainer Lehni, Doris Hutter und Bernd Fabritius (von links nach rechts). Foto: Siegbert Bruss

Am sonnigen Oktoberwochenende waren aus Siebenbürgen der ständige Vertreter der Heimatkirche (Altdechant Klaus Daniel) sowie aus Deutschland der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Wolfgang Bonfert, der geschäftsführende Vorsitzende des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, Dekan i.R. Hermann Schuller, der Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, Michael Konnerth, und weitere Mitglieder des Bundesvorstandes angereist.

Erörtert wurde unter der Tagungsleitung des Bundesvorsitzenden Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr eine prall gefüllte Tagesordnung mit vielseitigen kulturellen, aber auch verbandsinternen Akzenten. Zu Beginn der Sitzung berichtete der Ehrenvorsitzende Dr. Wolfgang Bonfert über das Ergebnis einer am Abend zuvor stattgefundenen Besprechung mit dem Bundesvorsitzenden, den stellvertretenden Bundesvorsitzenden und den Landesgruppenvorsitzenden. Es wurde dabei Übereinstimmung erzielt, die Zusammenarbeit des Bundesvorsitzenden mit den stellvertretenden Bundesvorsitzenden, der Geschäftsstelle und der Siebenbürgischen Zeitung besser abgestimmt fortzuführen.

Bundesvorsitzender Volker Dürr berichtete über eine reichhaltige Agenda, die er seit der letzten Bundesvorstandssitzung wahrgenommen hatte. Vielseitige Partnerschaften seien dabei sichtbar geworden, beispielsweise durch die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg. Das von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen angestoßene Werk trage nun Früchte. Auch in Drabenderhöhe, Geretsried und anderen Orten, in denen Jubiläen gefeiert wurden, seien die Siebenbürger Sachsen in zahlreichen örtlichen Vernetzungen aktiv und voll integriert, ohne jedoch ihre Identität aufzugeben. Des Weiteren berichtete Dürr über die vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) zugesagte Bewilligung in Höhe von 200 000 Euro zur Erweiterung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim, so dass mit den Umbaumaßnahmen auf Schloss Horneck bereits begonnen worden sei.

Altdechant Klaus Daniel betonte, dass Siebenbürgen nicht mehr ein „Loch von Not“ sei, sondern die verbliebenen Landsleute selbstbewusster geworden seien. Er bestätigte die Notwendigkeit tragfähiger Partnerschaften gerade auch für die in Siebenbürgen lebenden Landsleute.

Bundesjugendleiter Rainer Lehni erwähnte die arbeitsreichen Aktivitäten der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD). In diesem Jahre habe sich die SJD wie immer als Mitveranstalter des Heimattages in Dinkelsbühl engagiert und 100 Trachtenträger beim Oktoberfestumzug in München gestellt. Beim zur Tradition gewordenen Volkstanzwettbewerb, der am 28. Oktober in Möglingen geplant ist, werde die Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft ihr 20-jähriges Jubiläum feiern. Alle seien dazu eingeladen. Der Bundesvorstand beschloss seinerseits, die Jugendlichen künftig stärker in seine Sitzungen einzubinden.

Bundesrechtsreferent RA Ernst Bruckner berichtete über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes bezüglich der vierzigprozentigen Kürzung der Fremdrenten-Anwartschaften. Es sei hart für viele Betroffene, wenn das Gericht in Karlsruhe es als verfassungsgemäß betrachte, die in den Herkunftsgebieten abgeleisteten Fremdrentenzeiten, für die in Deutschland keine Beiträge gezahlt wurden, abzuwerten. Als Erfolg der „Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“ bewertete Rechtsanwalt Bruckner hingegen die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Schaffung von Übergangsregelungen für die dem Jahr 1996 rentennahen Jahrgänge.

Auf Vorschlag des Landesverbandes Bayern beschloss die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, weitere konkrete Schritte in der Rentenfrage zu unternehmen. Eine Zusammenarbeit mit den anderen betroffenen Landsmannschaften wird angestrebt.

Ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Landesgruppen hat in den letzten Monaten dazu geführt, dass sich die Landesvorsitzenden immer selbstbewusster auch in die Arbeit des Bundesvorstandes einbringen. Eine solidarische Zusammenarbeit streben die „großen“ Landesgruppen im Süden, Bayern und Baden-Württemberg, und die nördlichen Landesgruppen, auch in Form von Patenschaften, an. Wie aus den Berichten der Landesvorsitzenden hervorging, fördern alle Landesgruppen ihre Jugend oder bemühen sich, den Nachwuchs stärker an die Landsmannschaft heranzuführen und ihr Verantwortung zu übertragen. Rainer Lehni berichtete aus der Erfahrung der SJD, dass die persönliche Ansprache die effektivste Mitgliederwerbung sei.

Wie wichtig lokale Initiativen sind, zeigen die siebenbürgisch-sächsischen Kulturgruppen in Stuttgart, Augsburg, Landshut oder Ingolstadt. Sie wollen sich mit siebenbürgisch-sächsischen Beiträgen am Kulturprogramm Hermannstadts als Europäische Kulturhauptstadt 2007 (neben Luxemburg) beteiligen. Dr. Bernd Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, erklärte: „Wir müssen initiativ werden und ein konkretes Angebot einbringen.“ Diese Vorgehensweise verfolgt nun die gesamte Landsmannschaft und strebt – in enger Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgenforum – die Gestaltung einer siebenbürgisch-sächsischen Kulturwoche im Sommer 2007 an. Für die Finanzierung ist die Einwerbung öffentlicher Mittel unabdingbar.

Nach Berichten von externen Beratern soll die elektronische Umstellung der Siebenbürgischen Zeitung weiter forciert werden, so dass die Redakteure in Kürze nicht nur die Inhalte der Zeitung gestalten, sondern auch den ganzen Seitenumbruch elektronisch erstellen. Zurzeit wird ein Anteil von 75 Prozent der Siebenbürgischen Zeitung mit DesktopPublishing fertig gestellt. Des Weiteren wurde der Haushaltsplan der Landsmannschaft für das kommende Jahr verabschiedet.

Die nächste Bundesvorstandssitzung ist für den 10. Februar 2007 in München geplant.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 20. Oktober 2006, Seite 3)

Schlagwörter: Tagung, Landsmannschaft

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