14. Mai 2008

Klaus Johannis: Deutsche sind als Partner akzeptiert und gesucht

Der Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis, Vorsitzender des Demokratischen Forums des Deutschen in Rumänien (DFDR), hat als erster Forumsvertreter auf der Festkundgebung des Heimattages vor mehreren Tausend Landsleuten in Dinkelsbühl gesprochen. In seiner Festrede am Pfingstsonntag, dem 11. Mai 2008, erklärte er, dass die Deutschen in Rumänien nicht nur toleriert, sondern auch „als Partner akzeptiert und gesucht“ seien. Im politischen Bereich habe das deutsche Forum vor allem im Raum Hermannstadt gute Erfolge zu verzeichnen. Seine Brückenfunktion, vor allem zwischen rumänischen und deutschen Partnern, habe das Forum seit der Wende von 1989 konsequent wahrgenommen.
In einem Europa, in dem die geographischen Grenzen allmählich verschwinden, sei es wichtig, die Barrieren zwischen Menschen abzubauen. Die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen rief Johannis auf, ihre Heimat öfter zu besuchen und keine Grenzen zu ihren Landsleuten in Siebenbürgen aufkommen zu lassen. Die Ansprache des wohl bekanntesten siebenbürgisch-sächsischen Politikers wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben.

Sehr verehrter Herr Bundesvorsitzender Dr. Fabritius, sehr verehrter Herr Minister Rau, sehr verehrter Herr Landtagspräsident Kartmann, sehr verehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Hammer, liebe Landsleute!

Bürgermeister KLaus Johannis während seiner ...
Bürgermeister KLaus Johannis während seiner Ansprache vor der Schranne in Dinkelsbühl. Foto: Christian Schoger
Es ist mir eine große Freude und Ehre, dass ich heute hier ein Grußwort sprechen darf. Es ist anscheinend das erste Mal, dass ein Vertreter des Deutschen Forums sich bei der Veranstaltung vor der Schranne im schönen Dinkelsbühl an die Siebenbürger Sachsen wendet. Ich überbringe einen herzlichen Gruß aus der Heimat, von den Sachsen aus Siebenbürgen, aber auch im Namen aller Deutschen in Rumänien darf ich Sie herzlich grüßen.

Positive Veränderungen in Deutschland

Die meisten der hier Anwesenden leben in Deutschland. Sie oder Ihre Eltern oder Großeltern sind wohl in den letzten sechs Jahrzehnten aus Siebenbürgen hierher gekommen, weil es in der Heimat immer schwerer war zu leben. Hier in Deutschland haben die meisten von null begonnen und trotzdem viel geleistet. Die Siebenbürger Sachsen haben in Deutschland, aber auch in Österreich, USA und Kanada gezeigt, dass sie sich als seriöse und fleißige Leute gut integrieren konnten. Um die doch spezifischen Interessen der Siebenbürger Sachsen zu vertreten, wurden die Landsmannschaften gegründet, die jahrzehntelang ihre Aufgaben wahrnahmen.

Vorigen Herbst wurde dann der Name in Verband der Siebenbürger Sachsen geändert, und es wurden zeitgemäße Satzungsänderungen beschlossen. Damit hat die Führung des Verbandes eine Öffnung für zukünftige Aufgaben geschaffen, die ich begrüße. Ebenfalls beim Verbandstag im November 2007 wurde Herr Bernd Fabritius zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt – dazu gratuliere ich.


Als Partner akzeptiert und gesucht

In Siebenbürgen und ganz Rumänien hat das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, kurz das Deutsche Forum, sich in den fast zwei Jahrzehnten seit der Wende bemüht, die Interessen der Deutschen in Rumänien, also auch der daheim gebliebenen Siebenbürger Sachsen zu vertreten; mit gutem Erfolg, würde ich sagen. Wir Deutsche werden in Rumänien nicht nur toleriert, sondern auch als Partner akzeptiert und gesucht. Im politischen Bereich hat das Deutsche Forum speziell im Raum Hermannstadt gute Erfolge zu verzeichnen, und unsere Stiftungen haben eine positive Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung gespielt. Die Erhaltung unserer Altenheime und der deutschen Schulen war bislang auch erfolgreich.

Brückenbauer zwischen deutschen und rumänischen Partnern

Eine wichtige Aufgabe sieht das Forum darin, Verbindungen und gute Beziehungen zu schaffen und zu unterstützen, besonders zwischen rumänischen und deutschen Partnern, es geht also um unsere Brückenfunktion.

Diese Brückenfunktion hat das Forum von Anfang an wahrgenommen, und deshalb finde ich auch das Thema des diesjährigen Heimattages „Brücken über Grenzen“ besonders anregend.

Am Anfang gab es noch richtige, befestigte und bewachte Grenzen, die es zu überwinden galt, inzwischen sind wir alle Bürger der Europäischen Union. Gibt es jetzt überhaupt noch Grenzen und wenn ja, wo liegen sie? Es gibt sie und sie liegen in uns Menschen. Unterschiedliche kulturelle Einstellungen, politische Differenzen, Verfremdung und Ausländerfeindlichkeit sind nur einige der Grenzen, die heute überwunden werden müssen, und da können wir mithelfen, Barrieren zu überwinden, Brücken zu bauen.

"Lassen Sie keine Grenzen zwischen uns aufkommen!"

Auch zwischen uns, den Siebenbürger Sachsen in Deutschland und denen in der Heimat, könnten sich Grenzen erheben, wenn man nicht vorbaut. Viele von Ihnen waren in den letzten Jahren in Siebenbürgen zu Besuch, und darüber freue ich mich sehr. Aber für viele unter Ihnen ist Siebenbürgen etwas in die Ferne gerückt, und das ist schade. Lassen Sie keine Grenzen zwischen uns aufkommen, die man dann später mühsam überbrücken muss. Kommen Sie zu Besuch in die Heimat! Viele haben es schon getan und nicht bereut. Einige sind sogar zu Rückkehrern geworden und sind sehr erfolgreich, zu Hause in Siebenbürgen.

Solche Veranstaltungen wie der Heimattag sorgen für Zusammenhalt. Darum gratuliere ich den Organisatoren und allen Unterstützern und danke für die Einladung. Ihnen allen wünsche ich einen schönen Heimattag und Auf Wiedersehen zu Hause in Siebenbürgen!

Schlagwörter: Heimattag 2008, Forum, Hermannstadt

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