10. November 2023

Von Belgrad nach Giurgiu: Dritte Donauradtour für den Erhalt der Kirchenburg in Holzmengen

Ein ungewohntes Bild bot sich am 1. September auf dem Gelände des Klosters Sf. Ioan Rusu vor der Stadt Giurgiu. Eine Gruppe Radler fuhr in den Park. Freudenbekundungen durchschnitten die besinnliche Ruhe. Lachen. Umarmen. Alle hatten die dritte Donauradtour (DRT) heil überstanden.
Geschafft: glückliche Radler im Klosterhof vor ...
Geschafft: glückliche Radler im Klosterhof vor der Stadt Giurgiu. Fotoarchiv: Karin Scheiner
21 Radler starteten am 20. August in Belgrad zur DRT 3 „Von der Quelle der Donau bis zur Mündung ins Schwarze Meer“ mit der Absicht, durch ihre Spende zum Erhalt der Kirchenburg in Holzmengen beizutragen. Die Anreise erfolgte individuell mit Flugzeug, Bahn und Pkw. Die Wiedersehensfreude war groß. Die fünf Erstteilnehmer wurden freundlich aufgenommen. Das Ehepaar Arnhild und Robert Kerker hatte den Ablauf minutiös geplant. Dank Robert und Heiko konnte jeder Teilnehmer den Wegverlauf als Komoot-Tour herunterladen.

Durch einen Vorort der serbischen Hauptstadt an Gemüse- und Obstgärten vorbei radelten wir zum Dammweg. Wir ignorierten den Hinweis, in Starčevo den Radweg wegen Dornen zu meiden und die Landstraße zu benutzen. Das brachte manchem Radler Kummer und anderen Arbeit ein. Acht Schläuche mussten am ersten Tag geflickt werden. In der Nähe des Ortes befindet sich die älteste archäologische Stätte in Serbien. Die frühneolithischen Funde gehen auf die sogenannte Starčevo-Kultur zurück, die sich zwischen 6200 und 5200 v. Chr. entwickelte.

Der Anblick der grünen Auenlandschaften und der künstlich angelegten Schwemmgebiete zwischen Kovin und Dubova entschädigte uns für die Anstrengungen. Erhitzt, nach Schatten und Flüssigkeit lechzend, erreichten wir Stara Palanka. Dort wechselten wir mit der Fähre nach Ram ans linke Ufer der Donau und radelten die Anhöhe mit der Festung hinauf. Die asphaltierten Dammwege und Landstraßen beflügelten uns, aber die Sonnenstrahlen piekten auf der Haut und sogar die Füße in den Sportschuhen brannten. Täglich plus 39 Grad! Die Gluthitze und der intensive Pkw- und Lkw-Verkehr setzten allen zu. Nach je zehn Kilometern legten wir Trinkpausen ein und kühlten uns des Öfteren in der Donau ab. In Veliko Gradište lockte ein öffentlicher Badestrand am Silbersee/Srebrno Jezero. Erfrischt genoss ich das Radeln durch die grüne Kulturlandschaft bis nach Golubac. Von dort radelten wir im Schatten der Felswände immer auf und ab am Fluss entlang.

Wir erlebten am ersten Ruhetag in Donji Milanovac eine Schifffahrt auf der Donau. In der Mali Kazan Schlucht, an der schmalsten Stelle 150 m breit, erreicht die Donau mit knapp 90 m die größte Tiefe eines Flusses weltweit. Das Boot glitt am Kloster (Mănăstirea) Mraconia vorbei. Bald danach tauchten im grünen Steilufer die Umrisse einer riesigen Skulptur auf. Decebalus Rex ist mit 40 m Höhe die größte Felsskulptur in Europa. Der Gedenkstein Tabula Traiana erinnert an den römischen Kaiser. 100 n. Chr. wurden während seiner Regentschaft der Bau der römischen Straße entlang der Donau und die Brücke beendet.

Die Tische bogen sich unter der Last der leckeren Lebensmittel beim Picknick am Strand Tekija Plaza Bar. Wir winkten Orschowa am gegenüberliegenden Ufer zu und radelten über Kladovo nach Negotin. Mit Mut zum Abenteuer legten wir die letzten Kilometer auf einem holprigen Waldpfad mit undurchdringlichem Buschwerk zurück.

In Bulgarien übernachteten wir in Vidin und Lom. Wir schätzten den spärlichen Schatten der Akazienbäume am Rand der Straßen sehr. Trinken, trinken! Die Getränke schmeckten warm. Trotzdem war der Konsum mit 4 Litern pro Tag enorm. Die schattige Kastanienallee in Vidin, die in den Park mit der Festung führte, wirkte nach 75 km sehr entspannend. Die längste Strecke (87 km) führte im weiten Bogen um das einzige Atomkraftwerk des Landes zur Fähre nach Bechet/Rumänien. Hier nutzten einige den Ruhetag, um sich bei kühlem Bier und gutem Essen von den Strapazen zu erholen.

In den rumänischen Dörfern wurden wir von vielen Fußgängern am Straßenrand begrüßt; Autofahrer winkten uns zu. Die einzigartige Natur an der Mündung des Alts in die Donau bei Islaz verführte zur Meditation. Man sah dem Städtchen Dăbuleni den prosperierenden Reichtum durch den Melonenanbau und -handel an. Erleichtert stellten wir in Corabia fest, dass „nur“ 29 Grad herrschten. In Sucidava besichtigten wir das Museum mit Funden aus der Hallstattzeit. Ein Geheimnis birgt die Festung der Suci, einem Stamm der Daker. 19 m unter der Erdoberfläche sprudelt trinkbares Quellwasser im Jahrhunderte alte Brunnen. Die orthodoxe Kathedrale in byzantinischem Stil in Turnu Măgurele erstrahlte im neuen Glanz nach einer zweijährigen Renovierung. Mit einem Kleinbus fuhren wir vom Kloster nach Bukarest, wo wir am Abend die farbenprächtigen Wasserspiele auf der Piaţa Unirii erlebten. Am nächsten Tag wurde die Hauptstadt besichtigt.

Die Bilanz der dritten Donauradtour kann sich sehen lassen. Wir radelten durch drei Länder unfallfrei, wobei wir 775 km und 2.920 Höhenmeter zurücklegten. Ein großes Dankeschön den Organisatoren und dieser wunderbaren Gruppe, die sich die Gemeinschaftspflege auf die Fahne geschrieben hat.

Karin Scheiner
für den Förderverein Jugendbegegnungszentrum Holzmengen



Schlagwörter: Radtour, Donau, Benefizveranstaltung, Holzmengen

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