6. Juli 2004
Posipal schrieb Fußballgeschichte
"...Wankdorf Stadion in Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich hernieder." Wir schreiben die 10. Spielminute. Ungarn führt bereits mit 2:0. "Und was passiert? Posipal hat gestoppt. Souverän gestoppt", schildert der sich leidenschaftlich verausgabende Reporter Herbert Zimmermann das Jahrhundertspiel, das WM-Finale zwischen Deutschland und Ungarn am 4. Juli 1954. Der rechte Verteidiger Jupp Posipal schrieb als einer der "Helden von Bern" Fußballgeschichte.
Dass Josef Posipal in Lugosch im Banat zur Welt gekommen ist, erfahren wir aus dem folgenden Beitrag, der auszugsweise dem Buch „Tarzan, Puskas, Hansi Müller. Stelldichein donauschwäbischer Spitzensportler“ von Helmut Heimann entnommen ist.
Geboren wurde Josef Posipal am 20. Juni 1927 in Lugosch. In den römisch-katholischen Kirchenmatrikeln steht die ungarische Schreibweise seines Familiennamens Poszipal. Sein Vater Peter war ein waschechter Lugoscher, seine Mutter Anna Maria (geborene Hillier) stammte aus Darowa.
Josef Posipal kam nach dem Kindergarten in die Volksschule Nr. 1 mit deutscher Unterrichtssprache in der Lugoscher Kirchengasse. Von 1938 bis 1942 besuchte er (Anmerkung der Redaktion: als Halbwaise infolge des frühen Todes seines Vaters) das deutsche Gymnasium. Er war ein guter Schüler und ein noch besserer Sportler. Seine sportlichen Vorlieben gehörten zunächst nicht dem Fußball. Das änderte sich jedoch und er begann dem Lederball auf der Schinderwiese oder jener an der Oituz-Babes-Ecke nachzujagen. Sein großes Talent machte sich früh bemerkbar und er landete bei der Lugoscher Mannschaft Vulturii. Dort sollte er aber nicht lange bleiben. Denn mit 16 Jahren kam Posipal nach Deutschland. Er kam nach Niedersachsen. Dort wohnte er zunächst in der Jugendherberge in Würfel bei Hannover und erlernte den Beruf eines Maschinenschlossers im örtlichen Eisenwerk. Seine erste Anstellung fand er in den MNH-Werken in Hannover, die Panzer herstellten. Als der Zweite Weltkrieg beendet war, erreichte ihn ein Brief seiner Mutter aus der alten Heimat. Sie bat den Sohn, unbedingt in Deutschland zu bleiben, weil die Rumäniendeutschen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt wurden. Jupp, wie er in Deutschland genannt wurde, gehorchte der Mutter.
1943 startete er seine glanzvolle Karriere beim TSV Badenstedt, kickte anschließend bis 1946 bei Linden 07. Kurz danach wechselte er zu Arminia Hannover, wo er von 1947 bis 1949 immerhin 42 Oberligaspiele bestritt. Sein großer Förderer war der Arminia-Trainer Georg (Schorsch) Knöpfle, der ihn 1949 zum Hamburger SV mitnahm. Doch auch ein anderer hatte schon damals seine Hand bei Posipals Transfer im Spiel: Sepp Herberger. Der Bundestrainer hielt Jupp in letzter Minute davon ab, ein Auswandererschiff zu besteigen und in die USA zu emigrieren – was sich im Nachhinein für den gesamten deutschen Fußball auszahlen sollte.
Beim HSV packte Posipal seine Chance von Beginn an beim Schopf. In Hamburg avancierte er rasch zur herausragenden Persönlichkeit und zum Führungsspieler. „An ihm haben wir uns orientiert, er war sozusagen unser Leithammel, menschlich eine Granate”, erzählte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft Uwe Seeler. Mit den Hanseaten wurde Jupp achtmal Norddeutscher Meister (1950 - 1953, 1955 - 1958).
Posipals große Stunde sollte bei der Weltmeisterschafts-Endrunde 1954 in der Schweiz schlagen. Seine Qualitäten demonstrierte der Banater Schwabe im Finale eindeutig. Herberger erinnerte sich in einem seiner letzten Fernsehinterviews: „In der zweiten Halbzeit traf Jupp direkt auf den ungarischen Weltklasse-Linksaußen Zoltan Czibor. Dem trickreichen Dribbler hat Posipal souverän Paroli geboten.” Die Sensation war perfekt! Deutschland schlug die Pußtasöhne am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion in einem packenden Spiel mit 3:2 und wurde zum ersten Mal Weltmeister. Die Heimkehr aus der Schweiz mit dem Zug wurde zu einer wahren Triumphfahrt, von der Posipal oft erzählte. „Im Allgäu haben sie uns den Käse in die Abteile geworfen. Hunderttausende begrüßten mich und meinen Vereinskollegen Fritz Laband in Hamburg”. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gab es pro WM-Spiel 200 Mark, für den Titel waren es 2500 und eine Polstergarnitur - Insignien des Wirtschaftswunders. Und von seinem Arbeitgeber bekam er als Zugabe noch eine Vespa. Das letzte seiner 32 Länderspiele bestritt Jupp Posipal am 15. 9. 1956 bei der 1:2-Niederlage in Hannover gegen die Sowjetunion. 1959 hängte er nach mehreren Verletzungen die Fußballschuhe an den Nagel, wurde selbstständiger Handelsvertreter für Polstermöbel. Ruhe und Geborgenheit fand er in der Familie. Der Ehe entstammen die Kinder Peer und Cornelia. Am 21. Februar 1997 hörte Posipals Herz auf zu schlagen. Der berühmte Uwe Seeler weinte um seinen Freund: „Jupp war einer der Größten, die der HSV jemals hatte. Ein Riesenverlust. Für mich war er eine Vaterfigur, und für den Hamburger Sport-Verein wird er ein Leitbild bleiben, über das Spiel hinaus. Er war einmalig und herzensgut.“
Geboren wurde Josef Posipal am 20. Juni 1927 in Lugosch. In den römisch-katholischen Kirchenmatrikeln steht die ungarische Schreibweise seines Familiennamens Poszipal. Sein Vater Peter war ein waschechter Lugoscher, seine Mutter Anna Maria (geborene Hillier) stammte aus Darowa.
Josef Posipal schrieb als einer der "Helden von Bern" Fußballgeschichte. |
1943 startete er seine glanzvolle Karriere beim TSV Badenstedt, kickte anschließend bis 1946 bei Linden 07. Kurz danach wechselte er zu Arminia Hannover, wo er von 1947 bis 1949 immerhin 42 Oberligaspiele bestritt. Sein großer Förderer war der Arminia-Trainer Georg (Schorsch) Knöpfle, der ihn 1949 zum Hamburger SV mitnahm. Doch auch ein anderer hatte schon damals seine Hand bei Posipals Transfer im Spiel: Sepp Herberger. Der Bundestrainer hielt Jupp in letzter Minute davon ab, ein Auswandererschiff zu besteigen und in die USA zu emigrieren – was sich im Nachhinein für den gesamten deutschen Fußball auszahlen sollte.
Beim HSV packte Posipal seine Chance von Beginn an beim Schopf. In Hamburg avancierte er rasch zur herausragenden Persönlichkeit und zum Führungsspieler. „An ihm haben wir uns orientiert, er war sozusagen unser Leithammel, menschlich eine Granate”, erzählte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft Uwe Seeler. Mit den Hanseaten wurde Jupp achtmal Norddeutscher Meister (1950 - 1953, 1955 - 1958).
Mannschaftsfoto der Helden von Bern nach dem Finalsieg: Jupp Posipal ist der Vierte von links. |
Posipals große Stunde sollte bei der Weltmeisterschafts-Endrunde 1954 in der Schweiz schlagen. Seine Qualitäten demonstrierte der Banater Schwabe im Finale eindeutig. Herberger erinnerte sich in einem seiner letzten Fernsehinterviews: „In der zweiten Halbzeit traf Jupp direkt auf den ungarischen Weltklasse-Linksaußen Zoltan Czibor. Dem trickreichen Dribbler hat Posipal souverän Paroli geboten.” Die Sensation war perfekt! Deutschland schlug die Pußtasöhne am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion in einem packenden Spiel mit 3:2 und wurde zum ersten Mal Weltmeister. Die Heimkehr aus der Schweiz mit dem Zug wurde zu einer wahren Triumphfahrt, von der Posipal oft erzählte. „Im Allgäu haben sie uns den Käse in die Abteile geworfen. Hunderttausende begrüßten mich und meinen Vereinskollegen Fritz Laband in Hamburg”. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gab es pro WM-Spiel 200 Mark, für den Titel waren es 2500 und eine Polstergarnitur - Insignien des Wirtschaftswunders. Und von seinem Arbeitgeber bekam er als Zugabe noch eine Vespa. Das letzte seiner 32 Länderspiele bestritt Jupp Posipal am 15. 9. 1956 bei der 1:2-Niederlage in Hannover gegen die Sowjetunion. 1959 hängte er nach mehreren Verletzungen die Fußballschuhe an den Nagel, wurde selbstständiger Handelsvertreter für Polstermöbel. Ruhe und Geborgenheit fand er in der Familie. Der Ehe entstammen die Kinder Peer und Cornelia. Am 21. Februar 1997 hörte Posipals Herz auf zu schlagen. Der berühmte Uwe Seeler weinte um seinen Freund: „Jupp war einer der Größten, die der HSV jemals hatte. Ein Riesenverlust. Für mich war er eine Vaterfigur, und für den Hamburger Sport-Verein wird er ein Leitbild bleiben, über das Spiel hinaus. Er war einmalig und herzensgut.“
Helmut Heimann
Schlagwörter: Sport, Fußball, Banat, Helmut Heimann
14 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.