29. September 2006

Leserecho: Mehr für die Jugend tun

Vor einiger Zeit wurde Christian Gräf mit einer Diskussion über eine siebenbürgisch-sächsische Heimatortsgemeinschaft konfrontiert. Das hat den 17-Jährigen veranlasst, sich im folgenden Leserbrief grundsätzliche Gedanken über die Zukunft unserer Gemeinschaft zu machen.
Der Kern dieser Diskussion waren die Finanzen. Ich stellte mir selbst die Frage, wieso man unnötig viel Geld für siebenbürgische Ortschaften ausgeben sollte? Natürlich ist es unabdingbar für uns Sachsen! Wenn man jedoch wirklich ein Stück Tradition, Kultur und Heimat erhalten möchte, so muss man anders handeln, um den Bestand der Sachsen in Deutschland über weitere Generationen zu sichern. Denn was bringt uns die „süße Heimat“, wenn es irgendwann keine treue Anhängerschaft der Siebenbürger Sachsen mehr gibt. Erstens sind wir an uns selbst gebunden und zweitens an unserer neue deutsche Heimat. Ich schließe nicht aus, dass vielleicht eines Tages mit rumänischer Hilfe ein neues modernes Siebenbürgen entsteht, doch das ist ebenso unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass es uns in Hunderten von Jahren noch gibt.
Ich schlage daher vor, dass man speziell die Jugend unterstützen soll, so dass in ihr ein neuer Stolz heranreift. Meines Erachtens sinkt die Zahl derer, die wirklich etwas für Siebenbürgen empfinden, immer mehr. Tragen wir nicht mit breiter Brust eine Erbe in uns? Ist es nicht wahr, dass bisher kaum ein anderes Volk seine germanische Kultur über Jahre hinweg so aufopferungsvoll und kämpferisch bewahrt hat. Leider fasziniert unsere Historie nicht jeden. Es wird endlich Zeit, dass wir Siebenbürger Sachsen mehr in deutschen Geschichts- und Lehrbüchern erwähnt werden. Mehr als 800 Jahre schlang sich der Eintracht Band um unsere süße Heimat, trotzdem kann man nur mit Büchern keinen „Jugendlichen“ zum Siebenbürger machen. Denn die siebenbürgische Jugend befindet sich gerade zwischen Pfützen und Schützengräben.
Auf der einen Seite ist das moderne Deutschland und auf der anderen Seite das alte, konservative Siebenbürgen. Die deutsche Front scheint für die meisten interessanter zu sein als die alte sächsische Festung. Die Gründe dafür liegen eindeutig in der Struktur des deutschen Siebenbürgertums. So wirken Tanzgruppen für manche abneigend, und die Landsmannschaft ist auch nicht gerade „voll krass“. Daher kommt für viele bloß die Flucht über die siebenbürgische Grenze in Frage. Es gibt also zwei Heere, die in diesem Feldzug umhermarschieren. Das eine Heer wurde von den Eltern und Verwandten beeinflusst und durch eine aufgeklärte, leicht konservative Haltung gestärkt. Die andere zurückgezogene Miliz schämt sich für ihre Gegenseite und deren Bürger. Diese Jugend hält Abstand von den Siebenbürger Sachsen. Die Eltern lassen diese Jugendlichen meistens in Ruhe. Manche wiederum beanstanden diese Haltung nicht, da sie selbst kaum einen Bezug mehr zu den Siebenbürgern haben oder sich ihm verweigern.
Ich rege an, in Zukunft mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um eventuell einen Kontakt mit den betroffenen Jugendlichen aufzubauen. Man könnte ihnen klar machen, dass sie sich nicht zu schämen brauchen und dass es keinen Grund gibt, sich wegen der Herkunft erniedrigen zu lassen. Wenn die gesamte Struktur der Siebenbürger Sachsen in Deutschland nicht neu aufgefasst wird, dann stehen uns dunkle Zeiten bevor. „Zukunft braucht keine Hoffnung! Tiefen kann man nur überstehen, wenn man Brücken baut!“

Christian Gräf, Altbach

Schlagwörter: Leserecho, Jugend

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