21. April 2022

Prinzipientreu und wertebasiert: Filmporträt des siebenbürgisch-sächsischen Politikers Hans-Otto Roth

Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) hatte zur Premiere des Filmes „Das Leben und Wirken von Hans-Otto Roth“ am 26. März 2022 in den Spiegelsaal des Hermannstädter Forums eingeladen und der Spiegelsaal war vollbesetzt entsprechend den pandemiebedingten Abstandsregeln. Das Interesse war groß an dem jetzt fertiggestellten Film über das Leben von Hans-Otto Roth, nachdem die Rohfassung des Filmes beim Sachsentreffen 2021 in Großau gezeigt wurde.
Veranstalter, Filmemacher und einige der ...
Veranstalter, Filmemacher und einige der anwesenden Protagonisten stellten sich zum Schluss vor das Publikum zum Gruppenbild auf: DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, der Historiker Vasile Ciobanu, Maria-Luise Roth-Höppner, der DWS-Vorsitzende Wolfgang Köber, Bischof Reinhart Guib, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Gant,, der Theologe Hermann Pitters und der Filmemacher Eduard Schneider (v. l. n. r.). Foto: Beatrice Ungar (HZ)
Der Film, den der Regisseur Wolfgang Köber und der Produzent Eduard Schneider dem Publikum vorstellten, beeindruckte in besonderer Weise durch die ruhige, sachliche Darstellung des herausragenden siebenbürgisch-sächsischen Politikers.

Dem anwesenden Publikum wurde Hans-Otto Roth als rhetorisch begabter und empathischer Netzwerker nahegebracht, angetrieben von einer tiefen wertebasierten Religiosität und seinem Glauben an Gott. Hans-Otto Roth war zutiefst davon überzeugt, dass es für die deutsche Minderheit in Rumänien nur eine Zuunft unabhängig von den neuen nationalen Strömungen in Rumänien und Deutschland geben kann. Mit dem Glauben daran und überzeugt davon war er, der Vollblutpolitiker und Anwalt, dass es möglich ist, in einem modernen rumänischen Staat friedlich und einträchtig als Minderheit zu leben. Mit seinem eng geknüpften Netz von Beziehungen versuchte er aus Bukarest heraus, seinen Kampf für die deutsche Minderheitsbevölkerung im neuen Rumänien nach 1919 zu führen.

Für den Zuschauer ist die Film-Dokumentation, deren wesentlicher Teil die eindrucksvoll erzählten Kindheitserinnerungen von Tochter Maria Luise Roth-Höppner sind, jederzeit spannend und nachvollziehbar inszeniert. Im Film kommen Historikerinnen und Historiker aus Rumänien und aus Deutschland sowie geistliche und weltliche Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zu Wort, die kurz und prägnant die Positionen Hans-Otto Roths als politischer Verteidiger der evangelischen Kirche – Roth war Landeskirchenkurator in schweren Zeiten – und der deutschen Minderheit und als Gegner der Nazis erklären.

Jederzeit wurde die große Sensibilität und Unvoreingenommenheit der Filmemacher spürbar, die es bedarf, um das politische Leben eines prinzipienbasierten Politikers jener Zeit mit ausgeprägter Glaubensfestigkeit zu zeigen. Natürlich ist es nicht leicht, mit dem Abstand von fast einem Jahrhundert, das Handeln von Menschen nachvollziehbar zu beurteilen, aber die im Film gezeigten und dramaturgisch gut eingebundenen Kommentatoren offenbarten dem Zuschauer nachdrücklich, mit welchem Respekt das politische Handeln von Hans-Otto Roth bis heute gesehen wird.

Die anrührenden Erzählungen von Kindheitserinnerungen der Tochter an den Vater, die als Zeitzeugin Bilder aus ihrem erhaltenen Familienalbum zeigte, haben dem Zuschauer einen kleinen Blick in das sicherlich spärliche Privatleben gezeigt.

Traurig und nachdenklich wurde der Zuschauer, als am Ende das Jutesäckchen mit Rasierzeug gezeigt wurde, dies und ein Brief blieben der Familie, als sie vom Tod Hans-Otto Roths in Kenntnis gesetzt wurden. Er verstarb in kommunistischer Haft 1953 in Bukarest.

Das von Roth selbst beschriebene Doppel-Dasein als Deutscher und treuer Bürger des rumänischen Staates dauerte von 1890-1953. In seiner Heimatstadt Schäßburg steht ein Grabstein mit seinem Namen, aber ohne seine Gebeine. Großer Applaus des Publikums und berechtigte lobende Worte rundeten dieses mit Mitteln des Departements für interethnische Beziehungen über das DFDR finanzierte Filmprojekt ab.

Lothar Schelenz

(Nachdruck aus der Hermannstädter Zeitung)

Schlagwörter: Film, Hans-Otto Roth, Politiker

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