15. Februar 2024

Filmvorführung „Auf Brukenthals Spuren“ und anschließende Diskussion in München

Samuel von Brukenthal hatte für die Siebenbürger Sachsen in der Vergangenheit große Bedeutung – und hat sie immer noch, wie sich bei der Vorführung des Dokumentarfilms „Auf Brukenthals Spuren“ am 30. Januar in München zeigte.
Der Raum im Haus des Deutschen Ostens konnte die interessierten Zuschauerinnen und Zuschauer kaum fassen, es musste zusammengerückt und nachbestuhlt werden. Der Film und das Nachgespräch machten deutlich, dass der berühmten Baron zahlreiche Spuren hinterlassen hat, diese aber nicht für jedermann gleichermaßen sichtbar sind.
Florin Besoiu hatte die Idee zum Film über Samuel ...
Florin Besoiu hatte die Idee zum Film über Samuel von Brukenthal. Foto: Haus des Deutschen Ostens
Wie der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent des Films, Florin Besoiu, im Gespräch zugab, war auch ihm die Bedeutung Samuel von Brukenthals in ihrer Tragweite nicht bewusst, bis er eine längere Unterredung mit Historiker und Unterstaatssekretär Thomas Şindilariu geführt hatte. Als er kurz darauf dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt seine Filmidee präsentierte, waren die begeistert und gaben den Film in Auftrag. Als unerlässlich für seine Recherchen erwiesen sich dann die zweibändige Brukenthal-Biografie von Georg Adolf Schuller sowie weitere Gespräche mit dem Historiker Şindilariu. Der Brukenthal-Fan ist es auch, der launig und gut verständlich durch den kurzweiligen Film führt. Interviews mit Akteuren von heute zeigen, inwieweit die Ideen des einzigen sächsischen Gouverneurs Siebenbürgens letztlich in die Realität umgesetzt wurden.

Warum Brukenthal und sein Erbe heute aber so wenig bekannt sind und wie man das ändern könnte, wollte die Moderatorin der Diskussion, Brigitte Drodtloff, von den Podiumsgästen wissen. Dass er Sachse war und damit nicht zum Kanon der staatlich anerkannten rumänischen Persönlichkeiten gehört, könnte eine Rolle spielen. Wie Historiker Dr. Konrad Gündisch aber betonte, fehle es auch schlichtweg an einer zusammenhängen Biografie Brukenthals in rumänischer Sprache. Bekannt geworden sei er einigen Rumänen tatsächlich erst im September 2021, als ihm zu Ehren eine Statue vor dem Brukenthal-Palais aufgestellt wurde. Die Instrumentalisierung durch die Rechte, die ihn für die Hinrichtung der Aufständischen Horea, Cloşca und Crişan verantwortlich machte, war inhaltlich nicht stichhaltig, sorgte aber für Berühmtheit.

Das Brukenthal-Museum und das Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt tragen den Namen zwar stolz und positiv besetzt in die Welt hinaus, doch war aus dem Publikum klar der Wunsch herauszuhören, dass der Film auch in rumänischer Sprache zugänglich gemacht werden sollte, um der Mehrheitsbevölkerung die Bedeutung des Staatsmannes und Intellektuellen näher zu bringen. Und tatsächlich: Die DVD, die in diesem Jahr erscheinen wird, wird rumänische Untertitel bieten. Diese Ergänzung wird von Vorteil sein, wenn der Film dann Anfang August beim Großen Sachsentreffen in Hermannstadt gezeigt wird.

Dass der Name Brukenthal (eigentlich Brekner) vom Wort Brücke abgeleitet ist, ist ein amüsanter Zufall. Samuel von Brukenthal hat nämlich eine solche von Siebenbürgen ins restliche Europa geschlagen. Die Akteure der Filmvorführung in München wiederum sind jeweils in ihrem Bereich als Brückenbauer zwischen Siebenbürger Sachsen und Rumänen aktiv. Nicht zuletzt wies die neue Generalkonsulin Rumäniens in München, Miheia-Mălina Diculescu-Blebea, in ihrer Wortmeldung darauf hin, dass in Zukunft noch mehr Brücken gebaut werden können, wenn in Kürze an den deutschen Schulen in Rumänien die Geschichte der deutschen Minderheit als Pflichtfacht eingeführt wird. Das Publikum nahm diese Ankündigung mit großer Freude auf.

Das Bundeskulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen dankt neben den Gästen auf dem Podium und im Saal vor allem dem Haus des Deutschen Ostens, insbesondere Dr. Lilia Antipow, für die gelungene Kooperation.

Dagmar Seck

Schlagwörter: Brukenthal, München, HDO, Besoiu, Film

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