12. Oktober 2006

Glanzvolles Landlertreffen in Bad Goisern

Das viertägige Landlertreffen, das Mitte August im österreichischen Bad Goisern stattfand, trug das Motto „Tage des Kennenlernens und des Verstehens“. Über 300 Landler aus Österreich, Deutschland nahmen an dem Treffen teil. Aus den drei Landlergemeinden Neppendorf, Großau und Großpold war eine Gruppe von 28 Personen unter Leitung von Pfarrer Dietrich Galter angereist. Kurator Kefer und seine Helfer hatten diese Veranstaltung generalstabsmäßig vorbereitet, ein reichhaltiges Programm wurde geboten.
Am Samstagnachmittag begann das Treffen mit einer festlichen Begrüßung der Gäste in der evangelischen Kirche. Begrüßungsworte sprachen u.a. Kurator Kefer, Pfarrer Günther Scheutz und Bürgermeister Aigmüller, die ihre freundschaftliche Verbundenheit mit den drei Landlergemeinden ausdrückten, mit den jetzigen und ehemaligen Bewohnern dieser Orte, mit deren Geschichte, Lebensweise und Traditionen. Bürgermeister Aigmüller würdigte die Tugenden, welche die Landler in ihren siebenbürgischen Heimatgemeinden mehrheitlich kennzeichneten, wie Glauben, Fleiß, Bescheidenheit und Verlässlichkeit. Beispielgebend vorgelebt würde diese „Eigenart“ tagtäglich von der in Goisern sesshaft gewordenen Neppendorfer Großfamilie Reisenauer, die mit ihrem Fleiß und Familiensinn ein kleines Paradies geschaffen habe. Durch ihren großen persönlichen Einsatz im Goiserer Vereinsleben seien sie zu beispielhaften Bürgern von Goisern geworden, zu richtigen Goiserern.

Mit einem beeindruckenden Begrüßungslied hieß das Goiserer Almquartett mit Kurator Kefer die Anwesenden herzlich willkommen. Als Vertreterin der Neppendörfer, Großauer und Großpoldner sprach Eva Hoffmann ein Grußwort, in dem sie in beeindruckender Weise die über die Jahrhunderte bestehende, immer wieder belebte und gepflegte Verbindung zwischen den Landlern in Siebenbürgen und ihrer Urheimat in Österreich beleuchtete. Sie dankte der Stadt Bad Goisern für das 1992 eingerichtete Landlermuseum und der anwesenden Lore-Lotte Hassfurther, die diese Einrichtung mit großem persönlichem Einsatz vorangetrieben hatte. Ihr ganz besonderer Dank galt Kurator Kefer sowie allen, die zur Organisation dieses Treffens in Goisern beigetragen hatten.

Magister Renate Bauinger, geborene Liebhart, stellte den zweiten Band des Neppendorfer Heimatbuches vor. Kirchenkurator Kefer sprach über seine Arbeit, in der er aus vorhandenen Unterlagen die Wurzeln, sprich das Heimathaus der aus Goisern deportierten Protestanten an Hand der Besitzerlisten dokumentiert. Er versucht damit den Bogen zwischen den jetzigen Besitzer und den Nachkommen der ehemaligen Deportierten zu spannen.
Nach der offiziellen Eröffnungsveranstaltung wurden alle Teilnehmer zum gemütlichen Beisammensein im Vereinssaal eingeladen. Für das leibliche Wohl war bestens vorgesorgt worden und für gute Tisch- und Tanzmusik war wieder das Familienorchester der Großfamilie Reisenauer aus Goisern zuständig. Eine große Überraschung war der Auftritt der Siebenbürgisch-Sächsischen Tanzgruppe Traun mit schwungvoll dargebotenen Tänzen in schönen Trachten.

Am Sonntagmorgen fand der traditionelle Festgottesdienst statt, den Pfarrer Günther Scheutz aus Goisern, Pfarrer Dieterich Galter aus Neppendorf und der aus Großau stammende Pfarrer Mathias Stieger gemeinsam gestalteten. Es war ein wunderbarer Gottesdienst mit siebenbürgischer Liturgie. Nach dem Festgottesdienst begann der lockerere Teil dieses Treffens mit sehr interessanten Programmangeboten. Gerade diese Angebote für Sonntagnachmittag und die beiden folgenden Tage machten dieses Treffen im wahrsten Sinne des Wortes zu Tagen des Kennenlernens und des Verstehens auch der eigenen, tiefer liegenden Wurzeln, die der deportierten Vorfahren.

Am Sonntagnachmittag konnte man das Landlermuseum und den Toleranzweg zum Schwarzenbachloch besichtigen. Dieser Toleranzweg wurde im Oktober 2004 feierlich eröffnet im Zeichen der Ökumene und der Verbundenheit der katholischen und evangelischen Christen, als ein Zeichen der Toleranz und des gegenseitigen Verständnisses. Am Montag standen zwei Programmpunkte zur Wahl. Die überwältigende Mehrheit entschied sich für die Schifffahrt nach Hallstatt, mit der Besichtigung der dortigen evangelischen Kirche, des Friedhofs, des Beinhauses und des Salzbergwerkes. Eine kleine Gruppe von zwölf Personen, darunter vier Großauer, vier Neppendörfer und vier Goiserer, davon zwei erfahrene Bergführer, entschieden sich für die Wanderung auf den Kalmberg mit Besichtigung der Kalmooskirche, einer Höhle in knapp 2000 m Höhe, die den Evangelischen in der Zeit der Verfolgung als geheime Kirche und Treffpunkt diente.

Am letzten Tag des Treffens nahm man gemeinsam am Berggottesdienst auf der Seekaaralm bei Gosau teil. Von Gosau aus fuhr man mit Bussen hoch in die Berge, um dann von dem improvisierten Halteplatz der Forststraße zu Fuß über Stock und Stein die Seekaaralm zu erreichen. Nach der Besichtigung der Seekaarhöhle, zur Zeit der Gegenreformation und Protestantenverfolgung als geheimer Treffpunkt der Verfolgten benützt, begann dann nahe der Höhle der alljährlich am 15. August stattfindende Berggottesdienst: auf einer mit großen und auch kleineren Steinen übersäten Almfläche, umgeben von den imposanten Kulissen steiler Felswände, von Bäumen und Bergen. Dieser Gottesdienst hoch in den Bergen über Gosau war überwältigend. Die Klänge des Posaunenchores, die gemeinsam gesungenen Lieder, darunter „Großer Gott wir loben Dich“ und „Ein feste Burg ist unser Gott“, schallten verstärkt durch die Felswände. Der predigende Pfarrer sagte, dass es noch nie so viele Gottesdienstteilnehmer gegeben habe wie an diesem 15. August 2006. Das war eben der kleine Beitrag unserer Besuchergruppe aus Goisern. Mit dem Bus fuhr man dann wieder nach Gosau zurück, wo man in einem großen Gasthof zu Mittag aß. Im Gosauer Heimathaus wurden die Gäste dann herzlich mit Kaffee und Kuchen empfangen und mit volkstümlichen Gesangs- und Instrumentaldarbietungen begrüßt.

Tags darauf verabschiedete sich die Gästegruppe aus Siebenbürgen, tief beeindruckt von all dem Erlebten und der wunderbaren Gastfreundschaft, die ihr in Goisern zuteil wurde. Dank der Spendenfreudigkeit der Teilnehmer, Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittsbändchen am ersten Abend, insbesondere aber durch Spenden verschiedener Einrichtungen und Organisationen aus Goisern und der Heimatortsgemeinschaften aus Großau, Neppendorf und Großpold konnten die Reisekosten sowie die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Gäste aus Siebenbürgen vollkommen übernommen und gedeckt werden.

Zum Gelingen des Treffens haben viele ihren wertvollen Beitrag geleistet. All diesen ungenannten Helfern sei hier herzlichst gedankt. Der ganz große Dank für all diese wunderbaren Tage in Goisern gilt Kirchenkurator Herbert Kefer, seiner Frau Christine, der Tochter Ingrid und dem Sohn Bernhard. Sie waren stets von frühmorgens bis nach Mitternacht dabei und waren mit ihrer freundlichen Fürsorge Herz und Seele des Treffens, insbesondere auch für die Gäste aus Siebenbürgen. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an Eva Hoffmann, die auch bei diesem Treffen mit großem Einsatz, Begeisterung und Bravour ihre Rolle als Bindeglied zwischen Bad Goisern, den Landlergemeinden und deren Heimatortsgemeinschaften in Deutschland erfüllte.

Frank Schartner

Schlagwörter: Landler, Treffen, Österreich

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