6. Juli 2002

Deutsche in Rumänien auf die Hälfte geschrumpft

Die deutsche Minderheit in Rumänien ist innerhalb von zehn Jahren von 119 436 Personen um die Hälfte auf rund 60 008 geschrumpft. Das ergaben die vorläufigen Daten der Volkszählung im März dieses Jahres.
Zum Teil in schwarzem Rahmen veröffentlichten rumänische Printmedien Anfang Juli die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung aus dem letzten März. Denn immerhin eine Million Einwohner hat Rumänien in den verstrichenen zehn Jahren seit 1992 verloren und zählt derzeit statt 22,7 Millionen nunmehr 21,6 Millionen Bürger, das sind ganze fünf Prozent weniger. In der Tat eine traurige Nachricht.

Allein die deutschsprachigen Medien - die Hermannstädter Zeitung und die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien - zogen in der Aufmachung der gleichen Meldung nicht gleich mit den rumänischen Kollegen, obwohl gerade die Deutschen in Rumänien den größten Verlust verzeichnen: ganze 50 Prozent. 1992 zählte man 119 436 Angehörige dieser Ethnie, im März dieses Jahres waren es nur noch 60 008. Allerdings gaben bei weitem nicht alle Deutsch als ihre Muttersprache an. So oder anders aber rückte man hinter den Rumänen, Ungarn, Roma und Ukrainern auf Platz fünf in der ethnischen Bevölkerungsstruktur Rumäniens. Die Ukrainer zählen gemeinsam mit den Ruthenen 61 353 Personen und stellen damit gleich den Deutschen rund 0,3 Prozent der Einwohnerzahl dieses Landes.

Die „kleinen“ Minderheiten insgesamt machen sich dabei auch die kleineren Gedanken, während die „großen“ Minderheiten groß ins Feld und selbst die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung in Zweifel zogen. Allen voran die Roma, die zwar als einzige Volksgruppe einen beachtlichen Zuwachs von 400 000 vor zehn Jahre auf derzeit 535 000 Einwohnern erfuhren, sich aber in dieser Statistik "unterrepräsentiert" fühlen. Madalin Voicu, ihr "parlamentarischer Sprecher" und Sohn des bekannten Violinisten Ion Voicu, will denn auch wissen, dass seine Ethnie etwa 2,6 Millionen Einwohner Rumäniens ausmacht. Das wären dann nicht 2,3 Prozent, wie in der Volkszählung ausgewiesen, sondern ganze zehn Prozent. Das Nationale Amt für Statistik hingegen spricht von insgesamt 10 Prozent, die alle Minderheiten stellen. Und hierher zählen neben den bereits Genannten noch weitere13 Volksgruppen, wobei die Kroaten, Griechen und Italiener zahlenmäßig zugenommen haben.

Für den Bevölkerungsschwund der Ungarn auf derzeit 1,4 Millionen, das sind 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung, finden deren Vertreter eine plausible Erklärung: Mit der Einführung des Ungarnausweises hätten viele Magyaren Rumänien verlassen und das bessere Heil im Mutterland gesucht. Ein ähnliches Phänomen trifft auch auf die Deutschen zu, allerdings gibt es dazu noch keine offizielle Einschätzung ihres Forums.

Klar und offiziell ist: Der Bevölkerungsrückgang Rumäniens ist der relativ hohen Sterblichkeits- und niedrigen Geburtenrate zuzuschreiben. Die Lebenserwartung liegt schließlich, laut Adevarul, selbst unter jener in Albanien. Die negative Wachstumsrate der Bevölkerung erklärt den Schwund einer halben Million Menschen, weitere 100 000, so die Volkzählung, ergeben sich aus der Differenz zwischen Aus- bzw. Einwanderung (etwa 300 000 zu 200 000). Erklärungen für den restlichen Schwund werden nach Bekanntgabe der endgültigen Daten erwartet. Vor Jahresende, so das Statistikamt, wird das nicht der Fall sein.

Martin Ohnweiler

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