11. Dezember 2000

Bundesverdienstkreuz für Walter Brandsch

Bundespräsident Johannes Rau hat Walter Brandsch aus Uffing am Staffelsee für dessen herausragenden Leistungen zur Pflege und Erforschung des deutschen Liedgutes in und aus Siebenbürgen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Der Studiendirektor a.D. und Seminarleiter hatte in über dreißigjähriger Arbeit die von seinem Onkel Gottlieb Brandsch überkommene siebenbürgische Volksliedersammlung aufgearbeitet und unter der Anleitung von Wissenschaftlern des Deutschen Volksliederarchiv auf den neuesten Stand der Forschung gebracht.
Die hohe Auszeichnung wurde dem Siebenbürger Sachsen kürzlich in München vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, überreicht. Mit Brandschs dreibändiger Edition "Deutsche Volkslieder aus Siebenbürgen" liege eine "für diese deutschsprachige Überlieferungslandschaft von Liedtradition eine einzigartige und in dieser Form nicht mehr wiederholbare Dokumentation vor", betonte Zehetmair in seiner Laudatio. Die Edition könne als "Standardwerk der vergleichenden Volks- und Balladenforschung" bezeichnet werden. Darüber hinaus habe sich Brandsch weit über zwei Jahrzehnte in der "Kommission für Lied-, Musik- und Tanzforschung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde" engagiert und sich auch dort als kompetenter Referent und Diskutant einen Namen gemacht, sagte der Wissenschaftsminister.
Walter Brandsch wurde am 30. November 1923 als zweiter Sohn des Pfarrers Friedrich Brandsch und seiner Gattin Grete, geborene Skorczyk (aus Ostpreußen stammend), in Burgberg geboren. Dort und in Stolzenburg besuchte er die Volksschule, nach der Reifeprüfung an der Brukenthalschule in Hermannstadt studierte er 1942/43 Philosophie und Deutsch an der Universität Klausenburg (die damals nach Hermannstadt verlegt worden war). Nach Kriegsende, von 1946 bis 1949, setzte er sein Studium in den Fächern Deutsch, Geschichte und Geographie an der Universität Würzburg fort und besuchte anschließend das Pädagogische Seminar am Alten Gymnasium in Würzburg. Von 1950 bis 1983 war Brandsch im bayerischen Schuldienst tätig, zunächst in Schwabach in Mittelfranken und seit 1968 in Weilheim in Oberbayern.
Neben seiner anspruchsvollen beruflichen Tätigkeit als Gymnasiallehrer und Seminarleiter - hierzu veröffentlichte er eine Vielzahl schulpädagogischer Bücher - widmete er sich der Aufarbeitung der von seinem Onkel Gottlieb Brandsch überkommenen siebenbürgisch-sächsischen Volksliedersammlung.
Die Neue Reihe der "Deutschen Volkslieder aus Siebenbürgen", von ihm aus dem Nachlass von Gottlieb Brandsch herausgegeben, kann über Walter Brandsch, Mühlwörthstraße 4, 82449 Uffing, erworben werden. Band I, erschienen 1974, kostet 39,00 DM, Band II (Liebeslieder), 1982 in Weilheim verlegt, kostet 65,00 DM und Band III (Ständelieder, Wanderlieder, Abschieds- und Heimwehlieder, Gesellige Lieder), erschienen 1988 in Augsburg, kostet 89,00 DM, jeweils zuzüglich Porto. ISBN für das Gesamtwerk: X-1003-3492-8. Unter dem Titel "Siebenbürgisch-deutsche Volkslieder. Band I." hat Walter Brandsch 1978 auch eine zweite, umgearbeitete und vermehrte Auflage der Sammlung "Siebenbürgisch-sächsische Volkslieder" von Friedrich Wilhelm Schuster herausgegeben, die 1931 erstmals in Hermannstadt erschienen war. Die Neuauflage kann zum Preis von 29,50 DM ebenfalls über den Herausgeber bezogen werden.

Siegbert Bruss

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