12. November 2002

Zukunftsinvestitionen auf rumänisch-deutschem Wirtschaftsforum in Berlin beschlossen

Rumänien hat sich zu einem interessanten Investitionsmarkt entwickelt. Dies ist das Fazit des deutsch-rumänischen Wirtschaftsforums, das am 28./29. Oktober in Berlin stattfand. Zur rumänischen Delegation gehörten u. a. Klaus Johannis, Bürgermeister von Hermannstadt und DFDR-Vorsitzender, sowie Ovidiu Gant, Unterstaatssekretär im Ministerium für Öffentliche Information. Am Rande des Forums traf der neue „Superminister“ für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, mit dem rumänischen Industrieminister, Dan Ioan Popescu, zusammen. Gegenstand des Gespräches war eine stärkere Beteiligung deutscher Firmen am Privatisierungsprozess in Rumänien.
Nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stagnation hat Rumänien offensichtlich den Weg nach Europa gefunden. Dass dieser Weg über Deutschland führt, hat Bukarest längst erkannt. Vor allem seit dem Besuch des rumänischen Premierministers Adrian Nastase im Sommer 2001 bei Bundeskanzler Gerhard Schröder haben die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien wesentlichen Auftrieb erhalten.

Auf dem deutsch-rumänischen Wirtschaftsforum in Berlin waren sich Politiker und Vertreter der Wirtschaft beider Länder einig: Die wirtschaftlichen Beziehungen können und müssen von diesem Auftrieb profitieren. Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro und fast 10 000 eingetragenen Gesellschaften mit deutschem Kapital belegt Deutschland - hinter den Niederlanden - den zweiten Platz unter den ausländischen Investoren in Rumänien. Nach Italien ist Deutschland der zweitgrößte Handelspartner Rumäniens mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Das könnte sich schnell ändern. Anlässlich des Forums in Berlin haben rumänische Gesellschaften mit deutschen Konzernen (wie Siemens, ABB, Alstom, Viatech, Wintershall) Absichtserklärungen für Investitionen im rumänischen Energiesektor im Wert von 400 Millionen Euro unterzeichnet. Die deutschen Unternehmen haben somit die Chance, zum wichtigsten Spieler auf dem rumänischen Energiemarkt zu werden. Auch in anderen Bereichen setzt Rumänien auf die deutsche Karte.

Rumänien stellt mit 22 Millionen Einwohnern den größten Markt in Südosteuropa dar. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent, 2002 wird ein Wachstum von rund 4 Prozent erwartet. Die Inflationsrate lag 2001 bei knapp 35 Prozent, in diesem Jahr rechnet man mit 22 Prozent. Was macht aus rumänischer Sicht diesen Markt für ausländische Investoren attraktiv? Der rumänische sozialdemokratische Abgeordnete Adrian Severin, ehemaliger Vorsitzender der parlamentarischen Versammlung der OSZE, nannte die Kernpunkte: "Es handelt sich um eine politische Stabilität, um eine Stabilisierung der makroökonomischen Lage, die schon längere Zeit andauert und Ergebnisse im realen Wachstum zeigt. Rumänien festigt seine Sicherheit durch den bevorstehenden NATO-Beitritt und die klare Perspektive des EU-Beitritts."

Was erwarten andererseits deutsche Investoren von Rumänien? Als Kernelemente für die Entwicklung des Wirtschaftsklimas wurden Rechtssicherheit, mithin auch die Beseitigung sich widersprechender Vorschriften, sowie Steuer- und Zollerleichterungen genannt. Größter Hemmschuh bleiben weiterhin Bürokratie und Korruption. Laut einer kürzlich erstellten Umfrage beurteilen trotzdem 70 Prozent der deutschen Investoren in Rumänien die wirtschaftlichen Perspektiven des Landes als grundlegend verbessert im Vergleich zum letzten Jahr.

Positive Signale kommen auch aus Berlin. Die sozialdemokratische Abgeordnete Susanne Kastner ist Bundestags-Vizepräsidentin und zugleich Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe. Deshalb kennt sie die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Rumänien besonders gut: "Ich denke, dass die rumänische Regierung in der Vergangenheit gute vertrauensbildende Maßnahmen getroffen hat. Sie sollte den Weg nach Europa kontinuierlich weitergehen, damit Rumänien 2007 in die EU aufgenommen werden kann. Bei den deutschen Investoren erhoffe und wünsche ich mir, dass sie begreifen, dass Rumänien ein stabiles Land ist."

Das deutsch-rumänische Wirtschaftsforum war nach Einschätzung der deutschen Wirtschaftsvertreter eine gute Gelegenheit, Investoren mit Entscheidungsträgern der rumänischen Wirtschaft zusammenzubringen. Vor allem die Teilnahme des rumänischen Industrieministers Dan Ioan Popescu wurde als Zeichen gewertet, dass Rumänien es ernst meint mit der Öffnung seines Marktes für deutsche Investitionen. Popescu sprach denn auch verstärkt über die gewünschte Beteiligung deutscher Firmen am Privatisierungsprozess in seinem Land.

Robert Schwartz

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