19. Dezember 2002

Landschaftsplastiken von Kurtfritz Handel

Im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2002 zeigte Kurtfritz Handel vom 5. bis zum 30. November 21 Bronzeplastiken und 12 Skizzen im Lichthof des Rathauses Heilbronn. Die von der Stadt Heilbronn, dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim und der Landsmannschaft veranstaltete Ausstellung wurde am 5. November feierlich eröffnet.
Logo der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2002
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Margret Mergen, Erste Bürgermeisterin der Stadt Heilbronn, konnte zahlreiche Freunde der Kunst und Siebenbürgens bei der Ausstellungseröffnung begrüßen. Nachdem sie schon im Vorfeld die Ausstellung besichtigt hatte – laut Heilbronner Stimme, begeisterte sie sich insbesondere für die Plastik „Große Weide“ –, betonte sie, an Handel gewandt: „Wir sind sehr stolz, dass wir ihre Kunstobjekte hier bewundern können. Das Rathaus soll durch die Ausstellung zu einem Ort der Begegnung werden, wo man sich inspirieren lassen kann.“

Nach der Begrüßung führte Marius Tataru, der für Kunst zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter des Siebenbürgischen Museums, in die Ausstellung ein, ausgehend von den Fragen: Wieso ist der Bereich der Landschaft den zweidimensionalen Künsten – Malerei, Grafik, Fotografie – vorbehalten? Wieso nimmt der Mensch, dessen Sehgewohnheiten eigentlich auf die Betrachtung von dreidimensionalen Raumschöpfungen mit klar definierbaren Dimensionen eingestellt sind, Landschaft als Kunst-Landschaft nur insofern wahr, als er dank der geometrischen- und der Farbperspektive in eine dritte Dimension des Bildes eindringen kann?

"Idyyle" von und mit Kurtfritz Handel. Foto: Ines Grempels
"Idyyle" von und mit Kurtfritz Handel. Foto: Ines Grempels

Bildhauer modellierten schon vor Handel Landschaften, wie z.B. Ende der 50er Jahre der damals bei Stuttgart lebende Thomas Lenk in einer Serie von stark abstrahierenden Plastiken in Beton, Blei, Stuck und anderen Materialien. Allerdings seien diese für den Betrachter nicht eindeutig als Landschaft oder zumindest als etwas „Landschaftsmäßiges“ erkennbar. Bei Handel ist das anders, „seine Landschaften sind betont gegenständlich, bewahren die natürlichen Form, haben einen klaren, rigorosen und definitiven Formcharakter“. Dafür benötigen sie keinen perspektivischen Kunstgriff und kein Farbenspiel, sondern nur Volumen, führte Tataru weiter aus. Handels Landschaften „leben und atmen dank des unterschiedlichen Einfallswinkels des Lichts auf den virtuos modellierten Flächen, wobei sie ihre Farbigkeit nur den fein abgestuften Tönungen der Bronzepatina verdanken.“ Es seien größere oder kleinere Ausschnitte natürlicher Räume, mit Felsen, Vegetation und Tieren, aber auch mit Kirchen und Wohnhäusern – allerdings ohne Horizont und ohne Himmel. „Und wo kein Himmel und kein Horizont, dort auch keine Luft; irgendwie schweben die Werke Handels in einem schwerelosen, keimfreien Raum.“ Diese Leichtigkeit erreiche Handel auch durch die Entmaterialisierung der plastischen Masse zum ausgedünnten Negativvolumen sowie durch die Einbeziehung des Leerraums als gleichwertiges Element.

„Jedes Detail dieser kleinen Welten lässt sich aus der Nähe betrachten, man blickt wie ein Gulliver über ein bronzenes Lilliput, das uns aber nicht fremd erscheint, sondern irgendwie gleichzeitig vertraut und trotzdem beunruhigend.“ Diese Feststellung Tatarus konnten die Besucher der Vernissage nachvollziehen, die sich zwischen den Objekten drängten, mit einem Glas Heilbronner Weins und siebenbürgischen Spezialitäten in der Hand. Dazu hatte Christa Andree seitens der Kreisgruppe Heilbronn eingeladen, deren Mitglieder auch die Aufsicht während der gesamten Ausstellungsdauer stellten.

Kurtfritz Handel: Baumgruppe 2002, Bronze, 44 x 40 x 21 cm
Kurtfritz Handel: Baumgruppe 2002, Bronze, 44 x 40 x 21 cm

Die Teilnehmer an der Vernissage bestaunten die Kunstwerke und vertieften deren Betrachtung in Diskussionen – am liebsten mit dem Künstler. Dieser „fühlt sich in der Menge sichtlich wohl, erzählt, gestikuliert und schmettert den neu hinzugekommenen Ausstellungsbesuchern Willkommensgrüße entgegen“, stellt die Heilbronner Stimme fest. Allerdings wird Handel als „rumänischen Künstler“ bezeichnet und die siebenbürgisch-sächsischen Sprachfetzen als „rumänische“. Dabei konnte man in derselben Zeitung zwei Tage vorher aus Anlass der Eröffnung der Kulturtage lesen: „Die Siebenbürger Sachsen sind lebendiger Teil deutscher Kultur.“ Tja! Heilbronner Stimmen.

Hans-Werner Schuster


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2002, Seite 6)

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