3. Februar 2003

"Man kann und muss ja noch so viel tun"

Der Rotary Club Pfaffenhofen hat das Kinderkrankenhaus in Hermannstadt umfassend mit Arzneimitteln und medizinischem Gerät, darunter auch einer kompletten OP-Einrichtung, ausgestattet. Beispielhaft an dieser Hilfsaktion war das Zusammenwirken privater Institutionen und die Unterstützung durch staatliche rumänische Stellen.
„Die Dankbarkeit der Leute ist überwältigend. Sie leben und arbeiten teilweise in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Man erweckt mit Hilfsangeboten tiefe und echte Freude, die einen selber beglückt.“ Die Bewegtheit, aber auch Begeisterung ist Dr. Peter Korzinek noch deutlich anzumerken, als er seine Empfindungen nach seiner Rückkehr aus Hermannstadt beschreibt.

Dr. Peter Korzinek (Bildmitte) bei der Übergabe im Luther-Spital. Links: Mircea Cazan vom Rotary Club Hermannstadt; rechts: Schwester Maria (Chirurgie) und Rudolf Kugler. Foto: B. Korzinek.
Dr. Peter Korzinek (Bildmitte) bei der Übergabe im Luther-Spital. Links: Mircea Cazan vom Rotary Club Hermannstadt; rechts: Schwester Maria (Chirurgie) und Rudolf Kugler. Foto: B. Korzinek.

Dr. Korzinek betreibt in Wolnzach im Landkreis Pfaffenhofen seit zwanzig Jahren eine Allgemeinarztpraxis. Im Spätsommer des Jahres 2001 sprach ihn einer seiner Patienten, der aus Hermannstadt stammende Geschäftsmann Roland Kartmann, auf die unzureichende medizintechnische Ausstattung der Kinderklinik in Hermannstadt an. Tatsächlich befand sich die Kinderklinik mit ihren drei Häusern für Innere Medizin, Chirurgie und Infektionskrankheiten in einem teilweise desolaten Zustand. Der Operationssaal verfügte gerade einmal über eine Minimalausstattung. Für dringend benötigte, kostspielige neue, zumindest neuere Geräte, erst recht für eine neue OP-Ausstattung, fehlte es an Geld.

Dr. Korzinek, seinerzeit turnusgemäß Präsident des Rotary Club Pfaffenhofen, beschloss, die mangelhafte medizintechnische Ausstattung des Luther-Spitals und mögliche Hilfeleistungen im Club zur Sprache zu bringen. Der Rotary Club Pfaffenhofen war 1982 gegründet worden und hat heute 44 Mitglieder. Entsprechend dem für Rotarier geltenden „Ideal des Dienens“ im persönlichen, beruflichen und öffentlichen Leben fiel Dr. Korzineks Anliegen auf fruchtbaren Boden. Das Hilfsprojekt „Kinderklinik Hermannstadt“ wurde beschlossen und seine Durchführung federführend Dr. Korzinek, Kartmann und Rudolf Kugler übertragen. Im Rotary Club Hermannstadt fand man einen Partner, der bereit und in der Lage war, vor Ort die Abwicklung und bestimmungsgemäße Zuteilung der Hilfsgüter zu übernehmen.

Gemeinsam mit den Hermannstädter Rotariern und dem Personal des Luther-Spitals unter der Leitung des Chefarztes Prof. Dr. Neamtu erstellte Dr. Korzinek eine „Wunschliste“ über das am dringendsten benötigte medizinische Gerät. Die Liste geriet derart umfangreich, dass man beschloss, auch gebrauchtes Gerät zu besorgen, um die Kinderklinik möglichst umfassend ausstatten zu können. Dieses Ziel vor Augen starteten die Pfaffenhofener Rotarier ihre umfangreichen Spendenaktionen, wobei sie die Suche nach gebrauchtem Gerät für eine neue OP-Ausstattung der Firma Harry Kruse Medizintechnik aus Ingolstadt übertrugen.

Nach eineinhalb Jahre konnte der Rotary Club Pfaffenhofen eine stolze Bilanz seiner Aktivitäten vorweisen: Fast neuwertige Sachspenden gingen vom Klinikum Ingolstadt (großes Ultraschallgerät mit Doppel und UKG), von der Firma Electrolux (neue Industriewaschmaschine mit Trockner für jeweils 20 kg) und von Dr. Dolleschel aus Geisenfeld, Dr. Meixner aus Reichertshofen, Dr. Hellwig und Kollegen aus Ingolstadt sowie von der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen ein. Vom Lions Club Pfaffenhofen und der Firma Sankyo erhielt der derzeitige Präsident des Rotary Club Pfaffenhofen, Dr. Richard Jofer, eine Arzneimittelspende im Warenwert von 35 000 Euro. Zudem spendete die Firma Hipp in Pfaffenhofen 120 000 Gläser Kinder- bzw. Babynahrung. Den Löwenanteil aber konnten die Pfaffenhofener Rotarier selbst präsentieren: Ihre eigenen Spendenaktionen hatten zusammen mit einem Zuschuss von Rotary International für besondere Projekte die stolze Summe von 77 000 Euro für den Ankauf medizinischer Gerätschaften erbracht.

Der Spendenbetrag wurde auch dringend benötigt, denn Kruse hatte zwischenzeitlich bei der Firma Müller in Pittriching die passenden Geräte aufgespürt. Obwohl sie sich sämtlich in fast neuwertigem Zustand befanden, bestand Kruse darauf, bei allen Geräten (nochmals) die med-GV-Prüfung durchführen zu lassen, damit auch wirklich nur technisch einwandfreies Gerät an das Luther-Spital gelangte. U. a. wurden von Kruse ein Inkubator, zwei Narkosegräte, diverse Infusomaten, zwei Defibrillatoren, ein C-Bogen, zwei OP-Tische, eine OP-Lampe mit Satellit, zwei Mikroskope, ein Säuglingswärmestrahler, eine oszillierende Säge, Überwachungsmonitore, ein Ultraschallgerät mit Schallkopf und Monitor sowie mehrere Intubationsbestecke erworben. Mit diesen Geräten konnte ein neuer Operationssaal ausgestattet werden.

Am 12./13. Dezember 2002 war es dann soweit: Zwei 40-Tonnen-Sattelschlepper wurden mit den Hilfsmitteln und Gerätschaften beladen und brachten diese nach Hermannstadt, wo am 15. Dezember die förmliche Übergabe stattfand, an der natürlich die Hauptakteure Kartmann, Kugler und Dr. Korzinek ebenfalls teilnahmen. Bei der von Freude und Dank des Klinikpersonals begleiteten Übergabe war zugleich eine erfreuliche Neuigkeit zu verzeichnen, die hervorhebenswert und hoffentlich auch zukunftsweisend ist: Offensichtlich unter dem Eindruck der bevorstehenden Lieferung waren staatlicherseits Gelder für den Neubau eines Operationssaales und die Renovierung weiterer Räumlichkeiten bewilligt worden. OP-Ausstattung und medizinische Gerätschaften konnten so in modernen, funktionsgerechten Räumen installiert werden.

Die Kinderklinik in Hermannstadt verfügt dank der Unterstützung der Rotarier nun über einen nahezu neuwertigen, voll ausgestatteten Operationssaal und weiteres modernes medizinisches Gerät, das den zu behandelnden Kindern zugute kommt. Aber auch die Kinder von Waisenhäusern und Kinderheimen profitieren von der Hilfe des Rotary Club Pfaffenhofen: Der Rotary Club Hermannstadt sorgt dafür, dass überschüssige Arznei- und Nahrungsmittel auch an sie verteilt werden.

Ermutigt und befriedigt durch den Erfolg seines Projektes will es der Rotary Club Pfaffenhofen getreu dem „Ideal des Dienens“, das die Rotarier mit ihrem Einsatz deutlich unter Beweis gestellt haben, nicht bei dieser einen Hilfsaktion bewenden lassen. Eine erste weitere, wenn auch private Hilfslieferung will Dr. Korzinek bereits im Frühjahr selbst durchführen, indem er sein Röntgengerät in die Kinderklinik nach Hermannstadt bringt; wieder mit im Gepäck werden mehrere Tausend Hipp-Gläser sein. Dr. Korzinek: „Man kann und muss ja noch so viel tun“.

Rolf-Dieter Happe


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2003, Seite 16)

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