21. September 2003

Neuer Geschäftsführer in Gundelsheim

Durch erhebliche Kürzungen der institutionellen Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 2003, denen sich das Land Baden-Württemberg 2004 anschließen wird, muss der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat mit über 9 000 Euro pro Jahr weniger auskommen. Entlassungen konnten nur durch eine anderweitige Entwicklung abgewendet werden. Zum neuen Geschäftsführer des Siebenbürgen-Instituts avancierte Gustav Binder.
Durch die Anbindung des Siebenbürgen-Instituts an die Universität Heidelberg (diese Zeitung berichtete) hat sich die Notwendigkeit ergeben, eine Wissenschaftler-Stelle (50 Prozent) einzurichten. Auf die neu geschaffene halbe Stelle wechselte der bisherige Geschäftsführer des Kulturrates, Dr. Harald Roth, womit die Mitarbeiterschaft in Gundelsheim kostensparend umbesetzt werden konnte.

In seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des Kulturrates nahm Dr. Ulrich A. Wien kürzlich an einer Dienstbesprechung mit den Mitarbeitern des Siebenbürgen-Instituts teil. Er dankte insbesondere Dr. Roth und würdigte dessen über zehnjährige professionelle und innovative, unbestritten hervorragende Arbeit sowohl in der Administration als auch als Wissenschaftler. Roth bleibt wissenschaftlicher Leiter des Siebenbürgen-Instituts. Genauso herzlich stellte Wien den neuen Geschäftsführer des Kulturrats, den mehrjährig bewährten Mitarbeiter W. Gustav Binder vor und bat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihn vertrauensvoll zu unterstützen. Das kleines Arbeitsfeld müsse den ständig steigenden qualitativen Anforderungen gerecht werden und unter Beweis stellen, dass es besser funktioniere als Großinstitutionen. Wien hob unter allgemeiner Zustimmung hervor, dass das Arbeitsklima im Institut durch freundliches Entgegenkommen und Herzlichkeit geprägt sei. Dr. Wien zeigte sich zuversichtlich, dass der Wechsel in der Geschäftsführung gelingen werde und wünschte W. Gustav Binder eine glückliche Hand bei der Aufgabenbewältigung.

Wie bereits berichtet, wurde das Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg im März 2003 begründet. Dieser bedeutende Erfolg konnte trotz personell extrem schmaler Mitarbeiterschaft erzielt werden. Auf den Lorbeeren kann sich jedoch niemand ausruhen, denn erst jetzt wurden die Voraussetzungen für die eigenständige Weiterführung dieses Arbeitsfeldes geschaffen. Das Institut hatte bislang keine offizielle, ausgewiesene Mitarbeiterstelle, das heißt: Es existierte formal nur auf dem Papier. Mit der Begründung als Institut an der Universität – womit gleichzeitig ein künftig zu erbringender Qualitätsstandard erwartet wird – haben die verantwortlichen Gremien, Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, Förderverein der Bibliothek, Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat und Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, eine dringend nötige, finanziell folgenreiche Entscheidung gefällt. Ein universitäres Institut ohne wissenschaftliches Personal ist nicht denkbar. Deshalb wurde eine halbe Wissenschaftlerstelle eingerichtet. Die neue Stelle wird jedoch institutionell nicht gefördert und muss in der Anfangsphase ausschließlich durch Eigenfinanzierung aufgebracht werden. Ohne Unterstützung durch den Arbeitskreis, die Bibliotheksstiftung und den Bibliotheksförderverein kann dies nicht gelingen. Alle drei Institutionen fördern gemeinsam das Institut und benötigen massive Zuwendungen, um auf der Grundlage des Reputationsgewinns durch die Anbindung an die Universität den Anforderungen an qualitative Arbeit und Personalbesetzung zu entsprechen. Über Zuwendungs- und Spendenmöglichkeiten kann man sich im Internet unter www.siebenbuergen-institut.de oder bei den Verantwortlichen informieren.

Obwohl das qualitative Anforderungsprofil zu neuen Konkurrenzsituationen führt, hat der neue wissenschaftliche Beirat das Wirken des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) ausdrücklich positiv gewürdigt und wird die bestehenden, teils langfristigen Projekte ungeschmälert unterstützen und begleiten. Insofern besteht überhaupt kein Anlass zur Sorge, die Vereinsziele würden sich ändern oder die Besitzverhältnisse könnten gefährdet sein. Schon die personelle Zusammensetzung des Beirats (dessen Vorsitzender ist Mitglied des AKSL-Vorstandes sowie neuerdings – nach der Satzungsänderung - auch Mitglied des Kulturrats) ist Gewähr für die Kontinuität im Transformationsprozess. Gerade auf dieser stabilen Basis ist der längst eingetretene Wandel bei der Zusammensetzung der AKSL-Mitglieder positiv zu werten: Der Landeskundeverein ist attraktiv für junge Leute sowohl mit als auch ohne familiäre Milieubindung, er gewinnt ständig Mitglieder unter Interessenten mit Herkunft aus oder Wohnsitz in Siebenbürgen, aus aktiven akademischen/universitären Institutionen und erweist sich damit für ein breites Mitgliederspektrum als anziehend. Der Landeskundeverein bleibt zukunftsfähig.

Genau diese gelungene Mischung des Unterstützerkreises braucht das Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg angesichts der neuen Herausforderungen, umso mehr für die eigene Zukunftsfähigkeit – damit auch die wissenschaftliche Arbeit stärkere Ausstrahlungskraft gewinnt und künftige Präsenz der Siebenbürgen-Thematik gewährleistet ist und im Bewusstsein von Gesellschaft und Forschung verankert bleibt.

Dr. Ulrich A. Wien


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2003, Seite 9)

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