2. Oktober 2003

Augsburger gastierten in Münchner Rokestuf

Ein schmuckes, siebenbürgisch-sächsisches Schatzkästlein, so könnte man die einundsechzigste Darbietung der Siebenbürgischen Theatergruppe Augsburg unter der Leitung von Maria Schenker am 12. September im Gemeinderaum der Münchner Auferstehungskirche, dem Treffpunkt der Münchner "Rokestuf", nennen.
Die Vermittlung zwischen Rokestuf und Theatergruppe erfolgte durch die Schriftführerin der Heimatortsgemeinschaft Großau, Marianne Liebhardt. Die Einladung der Augsburger Theatergruppe als Darsteller und der Kreisgruppe München als Gäste ging von der Münchner Rokestuf aus.

Geboten wurde der Einakter De Turestangd von Marie von Heldenberg, in einem der "Jahrbuch"-Kalender der fünfziger Jahre in hochdeutscher Fassung veröffentlicht. Die Übertragung ins Sächsische besorgte die erfahrene Theatergruppenleiterin Maria Schenker. Dieser Einakter hat es in sich. Sehr gekonnt geschrieben, werden in kurzen Szenen Personen und Handlungen in einer siebenbürgisch-sächsischen Dorfgemeinschaft geschildert. Die Nachbarinnen, dargestellt von Susanna Becker und Elisabeth Fröhlich, Annemarie Bruckner, Anna Fleischer und Regina Fleischer, sitzen mit Handarbeit bei "Fichen" (Helmine Pelger). Die "Frä Farr" (Regina Martini) tritt mit Vorschlägen für den Frauenverein herbei. Aus scheinbar Belanglosem entwickelt sich sehr bald Spannung, mit einfachen Mitteln (einem riesengroßen "Zwibelfälpes") kommt Humor dazu. Auch die "Kortenzigänan" Saveta, von Ulli Schaser trefflich dargestellt, fehlt nicht; sie umgarnt ihre "stapina" mit allerlei Schmeicheleien, um von dieser mindestens etwas Essbares zu ergattern.
Die Theatergruppe Augsburg führte in München den Einakter 'De Turestangd' von Marie von Heldenberg auf, von links: Helmine Pelger, Hans-Otto Zerwes, Michael Pelger, Georg Weiss. Das Stück wurde von Maria Schenker ins Sächsische übertragen, das Bühnenbild besorgte Hans Folea-Stamp. Foto: Oswald Kessler
Die Theatergruppe Augsburg führte in München den Einakter 'De Turestangd' von Marie von Heldenberg auf, von links: Helmine Pelger, Hans-Otto Zerwes, Michael Pelger, Georg Weiss. Das Stück wurde von Maria Schenker ins Sächsische übertragen, das Bühnenbild besorgte Hans Folea-Stamp. Foto: Oswald Kessler

In den Männerrollen zeigten Michael Pelger, Hans-Otto Zerwes, der Chronist der Theatergruppe, Arthur Waad und Georg Weiss fast ausnahmslos überzeugende Darbietungen.

Hervorzuheben ist das Bühnenbild von Hans Folea-Stamp. Der erfahrene Amateur-Bühnenmaler verwendet für das Interieur einer sächsischen Bauernstube mit Himmelbett und "Blomich Trun" eine Perspektive mit erhöhtem Sichtpunkt. Der Fußboden reicht bis zu einem Drittel des Bühnenbildes hinauf. Dadurch versetzt der Bühnenbildner den Zuschauer mitten in die "Schöne Stube", zwischen die Akteure des Stückes. Eine lobenswerte Lösung.

Das Stück gefällt, es heitert auf und fällt durch die Gesangseinlagen nicht zu kurz aus. Die Darsteller und die Leiterin der Theatergruppe wurden mit begeistertem Applaus und Blumensträußchen belohnt. Nach einer geschickten Überleitung von Michael Greff seitens der Rokestuf trug Marianne Liebhardt "Die Uhr" von Schuster Dutz vor. Von Astrid Greff erhielten alle Augsburger ein Präsent. Für das Wohl aller Gäste hatten die Frauen der Rokestuf reichlich vorgesorgt. Die zu den "Irtenträger" der Rokestuf gewählten Männer walteten ehrenvoll ihres Amtes. Alles in allem war es eine gelungene, abgerundete "Sache", pflegt ein Siebenbürger da zu sagen.

Oswald Kessler


(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2003, Seite 8)

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