25. Oktober 2003

Kreisgruppe Köln feierte 50. Geburtstag

Unter das Motto "Der Vergangenheit Ehrfurcht, der Gegenwart alle Kraft, der Zukunft die Hoffnung" stellte Fritz Ziegler, Vorsitzender der Kreisgruppe Köln und stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der siebenbürgischen Landsmannschaft, seine Festrede. Zur 50-Jahrfeier füllten 270 Gäste am 27. September die festlich geschmückte Aula der Königin-Leise-Schule in Köln bis auf den letzten Platz.
Die Kreisgruppe Köln feierte ihr 50-jähriges Jubiläum. Foto: Dani Rockhoff
Die Kreisgruppe Köln feierte ihr 50-jähriges Jubiläum. Foto: Dani Rockhoff

Den Festgottesdienst, in dem Pfarrer i.R. Kurt Franchy die Andacht hielt, gestaltete musikalisch der Rudolf-Lassel-Chor unter der Leitung von Walter Leonhardt. Anschließend lud Fritz Ziegler alle Gäste zu einer Kaffeepause ein. Zum Festprogramm überleitend, verzauberte die Pianistin, Komponistin und Intendantin der Internationalen Musikfestwochen in nordrhein-westfälischen Burgen und Schlössern, Carmen Daniela, alle mit dem Allegro von W. A. Mozart und der Toccata von Paul Constantin.

In seiner Begrüßungsansprache hieß der Vorsitzende Fritz Ziegler die Festgemeinde und Ehrengäste herzlich willkommen, allen voran den Kölner Stadtdirektor Herberth Winkelhog, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, den rumänischen Generalkonsul aus Bonn, Florin Vodita mit Gattin, sowie den rumänischen Senator aus Suceava und Vorsitzenden des Ausschusses für Ausländerangelegenheiten in Rumänien und Leiter der parlamentarischen Delegation im Europaparlament in Straßburg, Gheorghe Prisacaru, Lavinia Oltenau, Geschäftsführerin des rumänischen Kulturzentrums Köln, Harald Janesch, Vorsitzender der Landesgruppe NRW, mit seiner Gattin Enni Janesch, Bundesfrauenreferentin der Landsmannschaft und Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Waltraud Fleischer, Referentin für Kultur und Frauen in NRW mit Lebenspartner, Richard Wagner, stellvertretender Landesvorsitzender und Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf, Pfarrer i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Hilfskomitees und des Hilfsvereins "Adele Zay" mit Gattin, sowie die Damen vom Siebenbürgisch-Deutschen Heimatwerk, Renate Franchy aus der Landesgeschäftstelle Düsseldorf und schließlich alle Kreisgruppenvorsitzenden und ihre Stellvertreter aus NRW. Ganz speziell begrüßte er Frau Winzel, die ihr 91. Lebensjahr erfüllt hat und bei jeder Veranstaltung dabei ist.

Der Festredner Ziegler nutzte die Gelegenheit, um den Blick anerkennend und zugleich kritisch auf fünfzig Jahre Kölner Kreisgruppe zu richten. Er erwähnte die Schwierigkeiten der Gründerjahre, zählte die Erfolge der Landsmannschaft allgemein und ganz speziell die der Kreisgruppe Köln auf und richtete seinen Blick hoffnungsvoll in die Zukunft: "Voraussetzung dafür ist, dass wir noch enger zusammenrücken und zusammenhalten. Das setzt Einigkeit im Grundsätzlichen und Gemeinsinn voraus. Wir müssen den Schulterschluss üben mit allen anderen Kreisgruppen und den Mitbürgern unserer Stadt. Wir müssen unsere Ziele offensiv und vor allem glaubwürdig vertreten und unsere Standpunkte verständlich formulieren und begreiflich machen. Wenn es uns gelingt, hier gemeinsam Fortschritte zu machen, brauchen wir uns über künftigen Nachwuchs und Mitglieder keine Sorgen zu machen." Der Festredner dankte allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Dem Stadtdirektor Winkelhog zugewandt, sprach Ziegler ein besonderes Wort des Dankes an die neue Heimatstadt Köln aus, "die uns Siebenbürger Sachsen mit offenen Armen und warmem Herzen, wie eine Mutter, aufgenommen und kulturell akzeptiert hat und uns und unseren Kindern ermöglicht hat, neue siebenbürgische Identität zu finden. Wir verstehen uns nun als Kölns Siebenbürger Sachsen. Das Schicksal dieser Stadt ist auch unser Schicksal geworden, und somit ist die Erhaltung siebenbürgischer Tradition auch eine Kulturaufgabe der Stadt Köln." Herr Ziegler erinnerte an das "40-Jährige" seiner Kreisgruppe. Damals versprach Kölns damaliger Oberbürgermeister, sich dafür einzusetzen, ein paar neue Straßen der Stadt Köln nach Ortschaften unserer alten Heimat zu benennen. In Köln/Weiden, einem neuen Stadtviertel, gibt es seit einigen Jahren eine "Kronstädter" und eine "Bistritzer Straße". Ziegler wandte sich nun mit der Bitte um Unterstützung bei der Findung eines Vereinsraums an Stadtdirektor Winkelhog. Besonders für die Jugendlichen sei ein solcher Ort der Begegnung sehr wichtig. Mit berechtigtem Stolz berichtete Ziegler von der aufwendig gestalteten Festschrift, die die Entstehung und Entwicklung seiner Kreisgruppe dokumentiert. Gedruckt wurde sie in der Honterus-Druckerei in Hermannstadt und liegt ab sofort für jedermann zum Kauf bereit.

Viel Mut und Kraft bescheinigte Stadtdirektor Herberth Winkelhog in seinem Grußwort den Pionieren der ersten Aussiedlergeneration, die vor 50 Jahren die Kreisgruppe aus der Taufe gehoben haben. Dass die Heimatvertriebenen aus Siebenbürgen genau wie die Bevölkerung des Rheinischen Kreises Toleranz, Liberalität und Freiheitswillen hochhielten, was der Integration förderlich gewesen sei. Nachdrücklich würdigte der Stadtdirektor die Siebenbürger Sachsen als "Bindeglied zwischen neuer und ehemaliger Heimat". Ihre "Brückenfunktion" könnte bei der Osterweiterung noch eine wichtige Rolle spielen: "Denn Ihre friedliche Koexistenz mit anderen Völkern ist ein Beispiel für die ganze Welt." Abschließend überreichte der Stadtdirektor Herrn Ziegler symbolisch zwei Straßenschilder und im Auftrag von Oberbürgermeister Fritz Schramma eine Medaille mit einer Darstellung des historischen Rathauses von Köln, mit dem Hinweis, diese im neuen Vereinshaus aufzuhängen. Die Jugendlichen im Saal fragte er: "Wie nennt der Siebenbürger Sachse eine Party unter Jugendlichen?" "CHEF" war die richtige Antwort. "Ich werde an eure Party denken, wenn ich demnächst zum OB, zu meinem Chef gehe."



Bundesvorsitzender Volker E. Dürr während seiner Festrede in Köln. Foto: Dani Rockhoff
Bundesvorsitzender Volker E. Dürr während seiner Festrede in Köln. Foto: Dani Rockhoff

Für den Bundesvorsitzenden Volker E. Dürr, den Festredner dieser Jubiläumsfeier, war das 50-jährige Bestehen der Kreisgruppe Köln sowohl Grund zur Freude als auch Anlass zu einer nüchternen Bestandsaufnahme. Er erinnerte an die Gründungszeit der Kreisgruppe, an die Solidarität der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Just in jenem Jahr 1953 habe man mit dem Bundesvertriebenengesetz das Fundament geschaffen, auf das die Bundesrepublik Deutschland ihren Beitrag zu einem geeinten Europa gründet. Dürr streifte verschiedene Schwerpunkte der Aktivitäten der Kreisgruppe und stellte fest, dass sie "ein Spiegel satzungsmäßig ausgeformter Verbandsarbeit" sei. Und der Festredner führte weiter aus: "Unser Verband war und ist Gesprächspartner der Bundesregierung, er hat seine Vertreter in gewählten Gremien der Regierungsbehörden, in den Bundesländern und in den Kommunen." In den nächsten fünfzig Jahren solle es uns darum gehen, künftigen Katastrophen vorzubeugen und ein in Frieden und Freiheit zusammenführendes Europa aufzubauen, in dem auch wir Siebenbürger Sachsen, überall wo wir leben, heimisch sind. Wie hier in dieser schönen Stadt Köln. Im Namen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland verlieh der Bundesvorsitzende der Kreisgruppe Köln eine Urkunde mit herzlichen Glückwünschen zum 50-jährigen Jubiläum.

Florin Vodita, der rumänische Generalkonsul in Bonn, richtete (zweisprachig) seine Grußworte an den Gastgeber und an alle Gäste. Er sei angenehm überrascht, dass die Siebenbürger Sachsen auch hier in der neuen Heimat so aktiv seien und die mitgebrachte Tradition und Kultur pflegen und hochhalten. Vodita rief zur Zusammenarbeit auf und bot allen Landsleuten den Rat und die Hilfe seiner Behörde an.

Harald Janesch, Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, überbrachte Grüße und Glückwünsche auch im Namen des Landesvorstandes. Er würdigte die Leistungen der Kreisgruppe und wies auf die Bedeutung und Notwendigkeit der Landsmannschaft hin. Gemeinsam mit Fritz Ziegler nahm er die Ehrung aktiver, langjähriger Mitglieder vor. Es erhielten "Silber": Maria Jung, Walter Leonhardt, Gustav Adolf Schneider, Martin Zink und Dieter Zimmermann.

Richard Waldemar Mildt, langjähriger Leiter des Seniorenkreises und Träger der Goldenen Ehrennadel, beschloss mit seiner mitreißenden Ansprache die Reihe der Festredner. Er erinnerte an Herkunft, Auswanderung, Krieg und Aussiedlung unseres Volkes, speziell nach dem Fall der Grenze im Osten. Mildt schilderte authentisch den Neubeginn hier im Mutterland, der nicht immer einfach war. Er forderte alle Landsleute auf, an unserer Tradition, der Kultur und der siebenbürgisch-sächsischen Mundart festzuhalten, sie zu sprechen, wann immer sich Gelegenheit dazu biete. Eingliederung und nicht Assimilierung sei das Schlagwort.

Die musikalische Überleitung von einem Programmpunkt zum anderen gestalteten am Klavier Patrick Roman (16) und Luka Leonhard (9). Der erste Teil endete mit der Ehrung verdienter Mitglieder der Kreisgruppe, vorgenommen durch den Vorsitzenden Fritz Ziegler und seine Ehefrau. Ehrenurkunden erhielten die Eheleute: Werner und Erika Barf, Brigitte und Fritz Breisch, Katharina und Michael Hartmann, Regina und Michael Seiler, Rosi und Cornel Schiau, Christa und Werner Risch, Anni und Gerhard Wädt sowie Hilde Bonato, Hilde Dieners, Katharina Kohl, Magda Kopka, Luise Ramser, Kathrina Zimmermann, Richard Mildt und Gerth Ziegler. Anschließend sangen alle gemeinsam das Siebenbürgen-Lied und die deutsche Nationalhymne, begleitet von der Siebenbürgischen Blaskapelle Overath.

Jubiläumsfeier in Köln, von links nach rechts: Florin Vodita, Hanni Ziegler, Fritz Ziegler und Gheorghe Prisacaru. Foto: Lavinia Oltenau.
Jubiläumsfeier in Köln, von links nach rechts: Florin Vodita, Hanni Ziegler, Fritz Ziegler und Gheorghe Prisacaru. Foto: Lavinia Oltenau.

Nach dem Abendessen folgte Teil zwei der Festveranstaltung. Manfred M. Seiler alias "Dragon von Transylvania" erfreute uns mit Rock und Pop auf Siebenbürgisch und mit seinem Mundartvortrag: "Gedicht von siebenbürgischen Vätern". Besonders gut kam die "Kölsche Einlage" bei den Gästen an, dargeboten von einem "echten kölschen Mädchen", Helma Heider. Sie setzte sich humorvoll mit dem vielsagenden kölschen Wörtchen "WAT" auseinander. Die beiden Brüder Zink sangen das Lied von der "Braut aus Urwegen", begleitet am Klavier von Klaus Heider, gefolgt von dem Auftritt der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe aus Setterich/Baesweiler. Bevor Ziegler die weitere Gestaltung der Feier der Blaskapelle übertrug, dankte er allen Mitstreitern und Helfern, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben. Sein besonderes Augenmerk galt all denen, die unter Anleitung der Frauen- und Kulturreferentin Hanni Ziegler "den Stein an der Krone" dieser Jubiläumsfeier, die Ausstellung im Festsaal, gemacht haben. Zu sehen waren siebenbürgische Trachten, Stickereien, Haushaltsgegenstände, Bilder, Fotomontagen, alte Karten und Urkunden. Ehe die Tanzunterhaltung losging, versammelten sich die vielen Trachtenträger zu einem gemeinsamen Gruppenbild. Es war eine wunderschöne Geburtstagsfeier für alle Teilnehmer.

Hanni Ziegler


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2003, Seite 3)

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