17. Dezember 2003

Zum 85. Wiegenfest von Emma Czell

Meist wenig spektakulär, eher mit einer ruhigen, fast lautlosen Selbstverständlichkeit wirken die siebenbürgischen Frauen und bewirken dabei viel. Eine dieser Frauen, die oft viel zu wenig geehrt und hervorgehoben werden, ist Emma Czell, geborene Bretz, seit 1954 wohnhaft in Setterich bei Aachen.
Die älteste Tochter von Heinrich Emil Bretz (Rektor in Schellenberg, Hahnbach und Großscheuern) und der Heltauerin Emma Bretz geb. Gündisch wurde am 20. Dezember 1918 in Schellenberg geboren. Ihre Geschwister sind Walter Bretz, Rektor i.R., und Gerda Bretz-Schwarzenbacher, Hochschullehrerin i.R. Nach vier Volksschulklasse in Schellenberg besuchte Frau Czell das Untergymnasium Hermannstadt und absolvierte im Sommer 1938 als Klassenbeste die Lehrerinnenbildungsanstalt/Seminar in Schäßburg. Im gleichen Jahr wurde sie zur Lehrerin nach Kleinprobstdorf gewählt.



Engagiert für den Erhalt sächsischer Traditionen: Dr. Gerda Bretz-Schwarzenbacher (links, 75) und ihre Schwester Emma Czell (85).
Engagiert für den Erhalt sächsischer Traditionen: Dr. Gerda Bretz-Schwarzenbacher (links, 75) und ihre Schwester Emma Czell (85).


Am 26. August 1939 heiratete sie Albert Czell, damals Lehrer in Schellenberg. Wenige Tage später begann der 2. Weltkrieg. Während ihr Mann zunächst im Krieg war - mit kurzem Zwischenstopp als Werklehrer an der Hermannstädter Lehrerbildungsanstalt - gebar Emma Czell zwei Söhne, Hans-Albert (1940-1999) und Gernot (geb. 1943), wohnte zunächst in Hermannstadt, dann in Hahnbach. Dank dieses Wohnortswechsels wurde sie bei der Deportation nach Russland im Januar 1945 übersehen. So war sie zunächst Lehrerin in Hahnbach und Großscheuern (1944/46), ab September 1946 für dreieinhalb Jahre Rektorin der Volksschule in Scharosch bei Fogarasch.

Es war ihr schon damals eine Herzensangelegenheit, ihre Fähigkeiten für Bildung und sächsische Kultur (Chor, Tanz- und Theatergruppe) einzusetzen. Sie bemühte sich vor allem um den Fortbestand der deutschen Oberstufe.

Im März 1950 reisten Emma Czell und ihre beiden Söhnen nach Oberösterreich, wo ihr Mann inzwischen eine Anstellung als Lehrer in Kammer/Schörfling am Attersee gefunden hatte. Sie lebten im Barackenlager 526 unter vielen Nordsiebenbürgern aus Weilau, Tekendorf, Nieder- und Obereidisch. 1954 zog die Familie nach Setterich bei Aachen um, wo damals Bergleute, aber auch evangelische Lehrkräfte wie das Ehepaar Czell gesucht wurden. Bis Juni 1978 unterrichtete Emma Czell vorrangig in der Hauptschule – aufbauen auf die solide Ausbildung im Schäßburger Seminar. An einen kundigen, anschaulichen Unterricht erinnern sich auch heute noch auf ihren Klassentreffen gern die ehemaligen Schülerinnen und Schüler.

Schon im „Lager“ in Österreich hatten Albert und Emma Czell mit Schwung eine Volkstanzgruppe geleitet, in Setterich gründeten sie dann eine neue Tanzgruppe und weckten große Begeisterung, die sich bis heute auswirkt. Mit zunehmender Freude organisierte Emma Czell Handarbeitskurse in Weben und Sticken, Bauernmalerei und Klöppeln. In der siebenbürgischen Frauenschaft setzte sich Emma Czell initiativreich für die Siebenbürgenhilfe ein. Für ihre vielseitigen Tätigkeiten im Dienste der Gemeinschaft in Setterich sei Emma Czell gedankt, zu ihrem 85. Geburtstag wünschen wir ihr alles Gute, die beste Gesundheit und noch viel Freude in ihrem weiteren Leben.

Michael Ohler


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