21. Juni 2001

Carl Lehmann: Faszinierende Berge auf Fotos gebannt

Beim Heimattag in Dinkelsbühl zeigte die Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV) eine Ausstellung mit historischen Bildern aus den Karpaten Siebenbürgens von Carl Lehmann. Durch ihre Thematik und Qualität besitzen die fotografischen Aufnahmen Lehmanns (1894-1990) dokumentarischen Wert. Viele seiner Bilder wurden als Illustration für wissenschaftliche und touristische Zwecke verwendet oder als Postkarten reproduziert. In die Fotoausstellung in Dinkelsbühl führte Günter Volkmer, stellvertretetender Sektionsvorsitzender und selbst begeisterter Fotograf, ein.
Wer Carl Lehmann näher kennen gelernt hat - in den fünfziger Jahren waren es zahlreiche sächsische Jugendliche aus Kronstadt, die unter seiner Leitung Wanderwege markierten -, dem entpuppte sich der schon früh als Berglegende bekannte und von Bergfreunden aller Nationen sympathisierte Mann, als ein sehr zurückgezogener, wortkarger, aber immer hilfsbereiter und freundlicher Mann. Er warnte unter anderem die Bergwanderer in der Zeit, als die Securitate am Königstein und Fogarascher Gebirge antikommunistische Partisanen verfolgte, eindringlich vor der Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten. Öfters konnte er sich dank seines trockenen Humors, den er im richtigen Zeitpunkt einsetzt, auch den Leuten der Securitate, die ihn zwecks Informationen immer wieder unter Druck setzten, entwinden, ohne Kompromisse einzugehen. Durch diese mutige, aber auch überzeugende Art hat Lehmann viel Unheil vermeiden können.
Carl Lehmann mit seiner Liehnhof-Kamera. Foto: Wilhelm Gunesch
Carl Lehmann mit seiner Linhof-Kamera. Foto: Wilhelm Gunesch


Bedachtsamkeit und Zurückhaltung waren auch seine Stärken in der Fotografie. Zuerst als geschickter Amateur, später auch professionell arbeitend, machte er seine Bilder, die eine Bereicherung vor allem der siebenbürgischen Bergfotografie darstellen. Sie sind im Allgemeinen der klassischen Motivgestaltung zuzuordnen und entstanden meist in stundelanger Arbeit. Bevor nicht alle Bildkomponenten stimmten, wie etwa die schöne Motivwahl, der angemessene Bildausschnitt, der Lichteinfallwinkel, der Stand der Wolken und vieles andere mehr, löste Lehmann-Bacsi, wie er liebevoll genannt wurde, seine geschätzte Linhof-Kamera nicht aus. Genauigkeit und Perfektion waren für ihn oberstes Gebot.
Die ausgestellten Bilder haben historischen Wert, weil viele bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden sind und teilweise Objekte (vor allem Schutzhütten) festhalten, die nicht mehr oder nur noch in veränderter Form vorhanden sind. Außerdem sind es allesamt Unikate, da die Negative leider spurlos verschwunden sind.
Durch intensive Bemühungen von Wilhelm Gunesch, dem letzten sächsischen Hüttenwirt der Julius-Römer-Hütte des SKV am Schuler, gelangten die Bilder noch vor der Wende nach Deutschland und wurden 1988 in Mainz anlässlich der Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, 1989 beim Heimattag in Dinkelsbühl, in Goslar und Bad Reichenhall sowie Anfang der neunziger Jahre in Drabenderhöhe und anderen Orten gezeigt.

Günter Volkmer


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 20. Juni 2001, Seite 6)

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