28. Mai 2004

Die Festredner in Dinkelsbühl

Politischer Höhepunkt des Heimattages in Dinkelsbühl ist die Kundgebung vor der Schranne am Pfingstsonntag, dem 30. Mai, 11.30 Uhr. Festredner sind neben dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Volker E. Dürr, die Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen, Birgit Fischer, die kraft ihres Amtes "Patenministerin" der Siebenbürger Sachsen ist, und Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Schon bei der Eröffnung des Heimattages am 29. Mai, 11.30 Uhr, sprechen Rumäniens Minister für Europäische Integration, Alexandru Farcas, der neue Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, und andere prominente Gäste. Die erwähnten Politiker werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident der Europäischen Parlaments
Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident der Europäischen Parlaments

Dr. Ingo Friedrich ist ein "Europäer der ersten Stunde". Der CSU-Politiker gehört dem Europäischen Parlament seit der ersten Direktwahl 1979 an und tritt seit 1999 als dessen Vizepäsident auf höchster europäischer Ebene für deutsche und bayerische Belange ein. Friedrich gilt als Vater der europäischen Flagge mit den zwölf goldenen Sternen auf blauem Grund sowie als Verfechter eines geeinten und bürgernahen Europas, welches seine Mitgliedsstaaten und Regionen fördert und respektiert. Hinzu kommt sein Einsatz für die Erwähnung der christlichen Werte in der europäischen Verfassung. Als Gründer der Europäischen Wirtschafts- und Mittelstandsvereinigung setzt er sich zudem für die kleinen und mittelständischen Unternehmen ein. Im Januar dieses Jahres wurde er mit dem "Großen Bundesverdienstkreuz" geehrt. Bei den Europawahlen am 13. Juni 2004 tritt Friedrich als CSU-Spitzenkandidat an.

Birgit Fischer, nordrhein-westfälische Sozialministerin und zugleich Patenministerin der Siebenbürger Sachsen
Birgit Fischer, nordrhein-westfälische Sozialministerin und zugleich Patenministerin der Siebenbürger Sachsen

Birgit Fischer hat im November 2002 das Ressort für Soziales in Düsseldorf von ihrem Vorgänger Harald Schartau übernommen, der als Vorsitzender in die Parteizentrale der Sozialdemokratischen Partei in Nordrhein-Westfalen wechselte. Am 4. Oktober 1953 in Bochum geboren, studierte Fischer von 1972 bis 1977 Erziehungswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und legte danach eine klassische Parteikarriere zunächst im Bildungsbereich hin. Der große Schub kam nach der Landtagswahl 1998, als Wolfgang Clement Ministerpräsident wurde. Der Bochumer Politiker verkleinerte das Kabinett von zwölf auf acht Mitglieder und berief Birgit Fischer als Ministerin für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit. Seit dem 12. November 2002 ist die SPD-Politikerin nun Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen und damit auch Patenministerin der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. In einem Gespräch mit dem landsmannschaftlichen Bundesvorsitzenden Volker Dürr am 4. März 2004 bekräftigte die Ministerin, dass Nordrhein-Westfalen nach wie vor zu der 1957 übernommenen Patenschaft für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland stehe. Angesichts der angespannten Haushaltslage beabsichtigt die Landesregierung, die Fördermittel für den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat ab 2005 einzustellen. Dadurch gerät das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv in eine existenzielle Notlage.

Bundesvorsitzender Volker Dürr. Foto: Josef Balazs.
Bundesvorsitzender Volker Dürr. Foto: Josef Balazs.

Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr wurde am 13. Februar 1944 in Hermannstadt geboren. Der Architekt, Städtebauer und Kreisbaudirektor engagierte sich als Siedlungsreferent in der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und im Bundesvorstand, nachdem er bei der Planung und Verwirklichung des letzten Bauabschnittes in Drabenderhöhe und der Siedlungsmaßnahme Griemeringhausen bei Marienheide mitwirkt. Das Vertrauen, das er sich dadurch und als Stellvertretender Bundesvorsitzender erwirbt, rechtfertigt er seit 1992 als Bundesvorsitzender.
Als Föderationsvorsitzender setzt er sich auch für den grenzüberschreitenden Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen ein. Die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien wurde verstärkt und deren Modalitäten in der Erklärung vom 28. Februar 1993 festgelegt; am 26.-27. Juni 1993 trat in Kitchener/Ontario (Kanada) das Siebenbürgenforum der Föderation der Siebenbürger Sachsen bei. Die stellvertretende Bundesvorsitzende, Karin Servatius-Speck, würdigt den 60-Jährigen wie folgt: "Die Pfingsttreffen in Dinkelsbühl werden als Heimattag fern jeglicher Rückgewandtheit ein Panoptikum, ein Lehrstück für alle hohen Gäste aus der Politik über unser kulturelles Mitgepäck und unsere große Integrationsfähigkeit gleichermaßen. Die Kooperation mit den anderen Landsmannschaften ist gedeihlich, die Föderation wird auch durch die Jugend gefestigt, grenzüberschreitend nach Rumänien wird die gute Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. intensiv gepflegt, 1993 in einer Erklärung festgelegt; im gleichen Jahr tritt das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) der Föderation bei; das Kulturabkommen zwischen rumänischem Kulturministerium und Siebenbürgisch-Sächsischem Kulturrat e.V. wird 2003 in Dinkelsbühl unterzeichnet; Städtepartnerschaften werden Schritt für Schritt durch Einladungen aus und nach Siebenbürgen vorbereitet. "

Alexandru Farcas, Rumäniens Minister für europäische Integration.
Alexandru Farcas, Rumäniens Minister für europäische Integration.

Prominenter Festredner bei der Eröffnungsfeier am 29. Mai ist Europaminister Alexandru Farcas (44). Der rumänische Ministerpräsident Adrian Nastase hatte am 25. November 2003 den bisherigen Staatssekretär im Innenministerium, Alexandru Farcas, mit der Leitung des Ministeriums für europäische Integration betraut. Der Menschenrechtsexperte Farcas löste Hildegard Puwak ab, die nach Korruptionsvorwürfen zurückgetreten war.
Farcas wurde am 30. Juni 1959 in Klausenburg (Cluj-Napoca) geboren und absolvierte 1983 die dortige Fakultät für Rechtwissenschaften. Bis 1990 war er Richter in Buftea, Thorda und Klausenburg. Nach der Wende war er als Hochschullehrer in Bukarest, als wissenschaftlicher Direktor von ADIRI, als Menschrechtsexperte des Außenministeriums (1993-1996) und als diplomatischer Berater der Ständigen Vertretung Rumäniens in Genf tätig. Seit Januar 2001 war Farcas als Staatssekretär im Innenministerium unter anderem für Fragen der europäischen Integration und internationale Beziehungen zuständig, bevor er im Dezember 2003 zum Europaminister berufen wurde. Er gestaltete mehrere Verträge Rumäniens mit dem Europarat und der Europäischen Union mit und betreute Forschungsprojekte des Jugendinstituts in Bukarest.

Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer

Dr. Christoph Hammer wurde am 21. September 2003 mit rund 64 Prozent der Stimmen zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl gewählt. Der CSU-Politiker gewann die Wahl deutlich vor dem amtierenden Oberbürgermeister Otto Sparrer, der lediglich 36 Prozent der Stimmen erreichte. Sparrer setzte sich in seiner Amtszeit ganz besonders für die Partnerschaft mit der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und die Anbahnung der Städtepartnerschaft mit Schäßburg ein. Die Bürgermeisterwahl 1997 hatte er als Kandidat der Freien Wähler gegen Dr. Jürgen Walchshöfer (CSU) für sich entschieden. Sowohl Sparrer als auch Walchshöfer sind Mitglieder im Ansbacher Kreistag.

Nach sechs Jahren Pause stellen die Christsozialen wieder das Stadtoberhaupt in Dinkelsbühl. Der promovierte Verwaltungsjurist Christoph Hammer war zuletzt als Sachgebietsleiter bei der Regierung von Mittelfranken tätig. Seit Anfang November 2003 ist der 41-jährige Oberbürgermeister im Amt. Die Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl hat er schon kennen und schätzen gelernt.

Siegbert Bruss

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