27. Juni 2004

Ausstellung in Dinkelsbühl: Kunsthandwerk im Zeichen der Burg

Besuchertrauben drängten sich am Pfingstsamstag, halb zehn Uhr vormittags, im Refektorium des evangelischen Gemeindehauses in Dinkelsbühl. Bei der Eröffnung der Ausstellung "Siebenbürgische Kirchenburgen" nutzten Interessierte die Gelegenheit, sich mit den Künstlern ins Gespräch zu vertiefen.
Bundesfrauenreferentin Enni Janesch stellte in ihrer Einführung die verschiedenen Werkarbeiten näher vor, angefangen bei den 70 in Tonplatten eingeritzten Kirchenburgen, so genannten Baso-Reliefs, des 92-jährigen David Serbu (Aachen), eines gebürtigen Kronstädters jüdischer Abstammung. Diese filigran konturierten Reliefarbeiten waren zuvor schon in Aachen und Drabenderhöhe ausgestellt worden. Janesch zog eine Parallele zwischen Werk und heimatverbundenem Schöpfer: "Sonnig wie sein Wesen treten die Burgen aus dem Dunkel der Tonplatte hervor und zeigen sich trotzig und fest als Burg und gleichzeitig zerbrechlich als Kunstwerk. " Erstaunlich, dass Serbu das Gros der ausgestellten Reliefs erst mit 90 Jahren, zumeist in Nachtarbeit, geschaffen hat.




Das Modell der Kirchenburg Martinsdorf (Maßstab 1:100) von Daniel Schobel (rechts, neben seiner Gattin Maria). Foto: Christian Schoger
Das Modell der Kirchenburg Martinsdorf (Maßstab 1:100) von Daniel Schobel (rechts, neben seiner Gattin Maria). Foto: Christian Schoger


Maßstabsgetreue Kirchenburgenmodelle von Heinrich Lukesch (Königsbrunn, 1920 in Heldsdorf geboren), Arnold Szabo (Königsbrunn, 1923 in Kronstadt geboren) und Daniel Schobel (Drabenderhöhe, 1932 in Martinsdorf geboren) beeindruckten durch die Liebe zum Detail. Lukesch, von Beruf Modelltischler, präsentierte die Kirchenburgen Heldsdorf, Neustadt und Petersberg. Der Werkzeugmacher Szabo stellte Modelle von Marienburg, Rosenau und Törzburg aus, der versierte Tischler Daniel Schobel die Kirche von Martinsdorf (mit originalem Glockenklang vom Tonband und elektrischer Beleuchtung) samt umliegendenen bäuerlichen Gehöften.

Auch im Falle der Patchworkarbeiten zweier Frauengruppen aus Nordrhein-Westfalen und Siebenbürgen bündelten sich handwerkliches Geschick, erheblicher Zeitaufwand und Begeisterung für die objekt- bzw. projektbezogene Arbeit. Die Idee zu dieser Gemeinschaftsarbeit war August 2002 bei einem Siebenbürgen-Besuch der Frauenreferentinnen der Landsmannschaft, anlässlich ihrer Begegnung mit den Frauen der evangelischen Frauenarbeit, geboren. In Dinkelsbühl präsentierte Frauenreferentin Waltraud Fleischer den von 22 Frauen aus NRW aus einzelnen "Leinenläppchen" gestickten Behang "Von der Tradition zur Moderne", nebst Dokumentation. Obendrein stellte Ilse Philippi, stellvertretende Vorsitzende der evangelischen Frauenarbeit in Rumänien, den von sieben Frauen im Neppendorfer Bernd-von-Haeften-Haus aus Stoffteilen angefertigten siebenbürgischen Quilt vor. Wertvolles Expertenwissen (u.a. beriet der Architekt Dr. Hermann Fabini) ist in „Die gequilte Kirchenburg“ eingeflossen. Aller Mühen Lohn – dies gilt uneingeschränkt für sämtliche im Refektorium gezeigten Exponate – war das starke Interesse, waren die bewundernden Blicke des Ausstellungspublikums.

Christian Schoger


Fotodokumentation des Heimattages 2004

Fotodokumentation Ausstellung Kirchenburgen usw.

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