11. Juli 2004

Mozarts Geist überragend vermittelt

Es war ein glücklicher Entschluss des Hermannstädter Orchesters mit seinem Dirigenten Gheorghe Costin, sich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Rumänischen Kulturtage in München einmal mehr auf die fast 200-jährige Musiktradition Hermannstadts, seine enge Zugehörigkeit zur europäischen Musikkultur rückzubesinnen und mit einem ausschließlichen "Mozart-Programm" aufzuwarten.
So erklang eingangs des Festkonzerts am Abend des 18. Juni im Carl-Orff-Saal des Gasteig die Ouvertüre zur Oper "Don Giovanni", worin sich bereits in den wechselnden Stimmungsbildern ein beeindruckendes Klangvolumen des gesamten Orchesters entwickelte. Im Laufe des Abends sollte die intensive emotionale Aufnahmebereitschaft der Zuhörer, als schöpferisch-mitgestaltender Faktor, die Ausführenden zu technisch-interpretatorischen Höchstleistungen beflügeln. So folgte das Konzert für Klavier und Orchester A-Dur (KV 488). Solist des Abends war der von siebenbürgisch-ungarischen Eltern stammende Klausenburger Nachwuchspianist Boldizsár Csiky-Adleff. Den feinsinnigen Klavierpart vermochte er in überlegener anmutig-empfindsamer Gestaltung unterschiedlichster Themeninhalte, von der wohltuenden Herzlichkeit des 1. Satzes, der tiefsten inneren Ergriffenheit des 2. Satzes bis zu dem von Grazie und Übermut strahlenden Presto-Finale mit perlender Technik und einem subtil mitgestaltenden Gheorghe Costin stilistisch beeindruckend auszuschöpfen. Vom Beifallsrauschen inspiriert, brillierte Csiky-Adleff mit einem Chopin-Walzer, als funkelndes Bravourstückchen seiner eher "romantischen" Ausnahmebegabung.

Eine weitere Kostbarkeit Mozartischer Solokonzerte bildete nach der Pause das Flötenkonzert D-Dur (KV 314). Als Solistin trat die junge Hermannstädter Flötistin Cristina Bojin, derzeit Studentin in Stuttgart, auf. Als sei sie immer schon auf der Bühne gestanden, übertraf sie durch ihre zierlich-kindhafte, rein äußerlich vereinnahmende Erscheinung jede Erwartung. Souverän gestaltete sie gleich vom ersten Ton an den feingliedrig durchgearbeiteten Flötenpart und bestach im 1. Satz durch ausgefeilte Technik, sensible Phrasierung sowie ihre ausgereifte Musikalität. Beeindruckend auch die verinnerlichte klangschöne Tongebung im versonnenen Andante und die im Schlusssatz von jugendlichem Elan virtuos geprägten Passagen, in perfektem Dialog mit Dirigent und Orchester. Rauschender Applaus belohnte diese außergewöhnliche Leistung.

Abschließend erklang Mozarts „Jupiter-Symphonie“ in C-Dur (KV 551). Unter der herausragenden Stabführung ihres Dirigenten Gheorghe Costin bot die Hermannstädter Staatsphilharmonie nochmals eine künstlerisch hochkarätige Leistung. Getragen von einer Sympathiewelle des ebenso enthusiastischen wie fachkundigen Publikums gelang es Costin - gleich einer Wieder-Neuschöpfung - eine von Satz zu Satz sich steigernde Leistungsdichte aufzubauen, die das breit gefächerte Spektrum Mozartischer Gefühls- und Gedankenwelt genial umspannte. Förmlich elektrisiert von der suggestiv-temperamentvollen Gestik des Dirigenten, steigerte sich das zu einem homogenen Klangkörper zusammengewachsene Orchester im krönenden Finale. Technisch makellose Wiedergabe paarte sich mit urmusikantischem Temperament. So entfaltete sich die ganze Schönheit dieses von Mozart einmalig verwendeten polyphonen Satzgefüges in erhabener Klarheit zu einer spirituellen Kultur großer, sinnvoller Musik. Lang anhaltender Applaus eines begeisterten Publikums honorierte die glanzvolle Leistung eines „Provinzorchesters“ - das jedoch durchaus Qualitäten besitzt, die zukünftige europäische Kulturhauptstadt Hermannstadt traditionsgerecht zu repräsentieren.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen hier der Förderverein Münchener Musikseminar e.V. und die Bayerisch-Siebenbürgische Gesellschaft e.V., die durch die unermüdliche organisatorische Leistung ihres Leiters Walter Krafft sowie des Dipl.-Ing. Teodor Christen dieses Konzert unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel, sowie des Rumänischen Kulturministers Prof. Dr. Razvan Theodorescu im Rahmen der Rumänischen Kulturtage in München ermöglichten.

Peter Szaunig

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