1. August 2004

Lesenswert: Deutsche im heutigen Rumänien

Bei der dritten Ausgabe des Jahrbuchs der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ) kann schon von einer Tradition gesprochen werden. Sowohl drucktechnisch als auch inhaltlich ist ein qualitativer Sprung gegenüber den Ausgaben von 2002 und 2003 zu verzeichnen: Das „Deutsche Jahrbuch für Rumänien 2004“ ist eine Momentaufnahme des Leben und Wirkens der deutschen Volksgruppen im südosteuropäischen Land und ein lesenswertes Kompendium zugleich.
DFDR-Vorsitzender Klaus Werner Johannis hebt in seinem Vorwort die Zukunftsorientierung der deutschen Minderheit in Rumänien hervor. Einen ausführlichen Einblick in die vielfältigen Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und Rumänien bietet Wolfgang Wittstock. Die aktuelle Situation der Deutschen im Buchenland stellt Hannelore Baier vor. Sie gehört mit Werner Kremm zu den Autoren, die die meisten Beiträge für dieses Jahrbuch liefern. Klaus Johannis‘ Botschaft an die Wähler, wie im Gespräch mit Martin Ohnweiler erläutert, ist offenbar angekommen: Am 6. Juni wurde er mit überwältigender Stimmenmehrheit zum Bürgermeister von Hermannstadt wieder gewählt. Seit zwölf Jahren leistet die Sathmarer Stiftung für Internationale Zusammenarbeit Hilfe zur Selbsthilfe, wie Cristina Müller in ihrem Beitrag konstatiert. Mit der „Bastille von Reschitza“ stellt Werner Kremm eine der traditionsreichen deutschen Schulen in Rumänien vor. Dieter Drotleff hebt in einem Beitrag über das Kronstädter Altenheim „Blumenau“ den hohen Standard dieser Sozialeinrichtung hervor. Die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte von Michael Schmidt (BMW) wird von Martin Ohnweiler aufgezeichnet. Überraschend vielfältig ist die Banater Museenlandschaft; Dan Caramidaru gibt einen einladenden Überblick der teilweise mit viel Idealismus aufgebauten Einrichtungen. Seit 175 Jahren leben Deutschböhmen im Banat; über die Feste in Wolfsberg berichtet Werner Kremm. Das umfassende kompositorische und musikwissenschaftliche Werk des in Reps geborenen Wilhelm Georg Berger stellt Rohtraut Wittstock vor.

Ralf Sudrigian hat Andreas Müller in Katzendorf besucht und berichtet über seinen Hof voller Bilder. Mit ihrer Gesamtbeschreibung des Retezat-Gebirges und einiger Wandertrassen liefert Christel Berbec ein Plädoyer für diesen Teil der Karpaten. Das barocke Temeswar und der Bachchor in Hermannstadt werden ebenso vorgestellt wie der Architekt Hans Fackelmann. Das 30-jährige Jubiläum des Joint-Venture Reschitza-Renk ist Anlass eines Beitrages von Werner Kremm. Cynthia Pinter berichtet von ihren Beobachtungen am Großen Ring in Hermannstadt, Cristina Müller stellt die Blaskapellen der Sathmarer Schwaben vor. Weitere Berichte sind der Partnerschaft zwischen Temeswar und Karlsruhe sowie den beiden als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Urwäldern des Banater Berglandes gewidmet. Siegfried Thiel würdigt den wirtschaftlichen Erfolg einer Bäckerfamilie, Hannelore Baier stellt die Juden in Rumänien vor. Hans Liebhardt erinnert an 55 Jahre Bukarester deutscher Hörfunk. Keine Zukunft gibt es für das traditionelle Töpferhandwerk, eine umso größere hat (hoffentlich!) die Österreich-Bibliothek in Klausenburg. Michael Fernbach stellt den Philharmonischen Verein in Temeswar vor und beklagt das Fehlen einer geeigneten Spielstätte. Hans Liebhardt erinnert an die Familie Capesius in Bukarest, Martin Ohnweiler interviewt Christoph Promberger und stellt damit die Erkenntnisse aus seinem Projekt zum Schutz der Großraubtiere vor.

Die Fotos im Kalenderteil vermitteln einen ansprechenden Eindruck von den landschaftlichen Schönheiten des Landes. Leider fehlen zum Teil die Bildtexte, die Aufschluss geben über das Dargestellte. Aufgelockert werden die reich bebilderten Beiträge durch literarische Texte. Kinder und Rätselfreunde kommen ebenfalls nicht zu kurz. Ein deutsch-rumänisches Ortsnamenverzeichnis sowie ein Adressenverzeichnis des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und seiner Gliederungen erhöhen den Informationsgehalt des Jahrbuchs.

uk




Das „Deutsche Jahrbuch für Rumänien 2004“, Bukarest: ADZ Verlag, 224 Seiten, ISBN 973-8384-22-2, kann zum Preis von 10 Euro (einschließlich Porto) im Verlag gekauft oder bestellt werden: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien", Piata Presei Libere 1, RO-013701 Bucuresti, Telefon. (00 40) 21-2 22 85 37, Fax: 2 24 36 59; E-Mail: adz@dnt.ro.

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