25. August 2004

Oswald Kessler: Bai Kopesch um Reech

Das folgende Gedicht in siebenbürgisch-sächsischer Mundart widmet Oswald Kessler der am 16. Juli 2004 an Krebs gestorbenen Christa Roth, geborene Guttner, aus Kleinprobstdorf und den vielen anderen Siebenbürger Sachsen, die noch jung in der Umgebung von Kleinkopisch sterben mussten.
1986 hatte der Autor Familie Roth besucht. Auf dem Weinberg hinter der Kirche sah er den letzten der abgestorbenen Obstbäume einsam dastehen. Aus den Eindrücken des Tages entstand das Gedicht „Bai Kopesch um Reech“. Das Schlussbild weist auf Christus hin als geschnitzter Schafhirte auf der Kirchentür in Großprobstdorf, die inzwischen gestohlen wurde. Wegen des brisanten Themas – dem Rußwerk in Kopisch – durfte das Gedicht erst nach der politischen Wende in der Kronstädter Wochenzeitschrift Karpatenrundschau erscheinen.

Oswald Kessler: Bai Kopesch um Reech

Bai Kopesch
äs der Hemmel schwarz, des Nuechts.
Um Doch äs et de Ierd.
Bai Kopesch fraßt der Deiwelshierd
sich deff än't Kakeltuel.

Bai Kopesch um Reech
stiht iensem e Bum,
verwänscht vun der Häx ois der Meer;
rahrst te dien un,
schwarz wird deng Herz
und hall deng Siil, wai der Teer.

Schwarz Blädder um Bum,
de Kniecht sen grum,
schwarz Blädder am Bäsch,
der Schwiewel recht fräsch,
no Grass uch no Niewel,
no Morjen uch Dah,
no Hulz uch no Dochstahl,
no Ierd uch no Stien;
no Schwiewel uch Gäft
recht de gunz Gemien.

Bai Kopesch am Tuel wid det Eisen schniel oold,
nor de Legt bleiwen jang.
Der Reen lieft am Pändel, de Gassen do uewen,
der Pändel äs schwarz;
det Drechdach hot Folden,
dai kun nemest bliechen ois sengem Gesicht;
Der Weng äs oisgewundert an de Geschicht,
dai nemest wäll schreiwen.

Bai Kopesch um Doch
sen schwarz alle Schof,
de Wisen sen nid, der Ierdhangd äs düd.
Der Hirt
leß sich un de Kirchendirr najeln;
Najel sen bällich,
äs noch emest wällich?

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