1. September 2004

Kommunistischen Terror in Rumänien dokumentiert

Aufmerksamkeit verdient für den Leserkreis dieser Zeitung und darüber hinaus eine neue Buchreihe aus dem Bukarester Verlag "Masina de scris", die in ihrer Bedeutung und ihrem Umfang noch nicht voll eingeschätzt werden kann. Bisher sind die ersten sechs Bände erschienen. Es handelt sich um die Sisyphusarbeit des Exil-Rumänen Cicerone Ionitoiu "Victimele terorii comuniste" (Die Opfer des kommunistischen Terrors), in der auch Hunderte Biografien von betroffenen Siebenbürger Sachsen und anderen Rumäniendeutschen aus allen historischen Regionen aufgezeichnet wurden. Es liegen bisher die alphabetisch gegliederten Bände von A bis M vor. Insgesamt sollen es 12 bis 14 Bände werden.
Der Historiker Cicerone Ionitoiu wurde 1924 in Craiova geboren, die Universität hat er in Bukarest absolviert. Seine antikommunistische Tätigkeit hatte ihm mehrfach Gefängnisstrafen eingebracht, zuletzt acht Jahre Kerker beim Prozess 1961. Dank der Intervention des französischen Präsidenten Valery Giscard d’Estaing konnte er 1979 nach Paris ausreisen. Es gelang ihm dabei eine Liste von Terroropfern in den Westen zu schleusen, die seit 2000, vielfach ergänzt, in Buchform im Bukarester Verlag „Masina de scris“ erscheint. Im Vorfeld hatte Ionitoiu zum gleichen Thema drei Bände unter dem Titel „Morminte fara cruce“ (Gräber ohne Kreuz, 1982, 1983 und 1985) in Deutschland veröffentlicht. Bisherigen Forschungen zufolge hat das kommunistische Regime in Rumänien zwei Millionen Menschen aus politischen und wirtschaftspolitischen Gründen in Gefängnisse sowie Arbeits- und Umerziehungslager gesteckt, etwa 200 000 wurden dabei um ihr Leben gebracht.

Aufgenommen wurden in die Bücher auch viele Russland-, Baragan- und sonstige Zwangsdeportierte. Allein aus Siebenbürgen und dem Banat sind es in dem jüngsten Band (2004, 447 Seiten) mehrere hundert. Die Listen stellte der Journalist i. R. Franz Schuttack aus Aalen zur Verfügung. Die Dokumentationsbände enthalten auch ein reiches Fotomaterial. Die oft trockenen Biografien ergeben - allen Lücken oder Schreibfehlern zum Trotz, die bei einer derartigen Arbeit auftreten - ein einmaliges Nachschlagewerk zu den unterschiedlichsten Themen, zumal alle Opfer, unabhängig von ethnischer, konfessioneller oder Parteizugehörigkeit, Aufnahme finden. Ärgerlich wird es, wenn bei der Entzifferung von Namen in den Quellen Fehler unterlaufen, beispielsweise in diesem Band „Mischbach“, gemeint ist Prälat Nischbach, der hoffentlich im nächsten Band entsprechend erfasst wird.

Bisher ist diese Reihe das umfangreichste Werk über den kommunistischen Terror in Rumänien.

Luzian Geier

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