26. September 2004

Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung begeht 25-jähriges Jubiläum

Jubiläumsfeiern sollten nicht zu lang sein, hört man zuweilen. Als man sich dazu entschloss, das 25-jährige Bestehen der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung überhaupt in festlichem Rahmen zu begehen und sich dafür in die diesjährigen Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage einbetten ließ, ergab sich von Anfang an auch die zeitliche Begrenzung. Die am 31. August 1979 gegründete Stiftung mit Sitz in München hat ihre Feier in die zweitgrößte Stadt Bayerns, nach Nürnberg verlegt, wo heuer die Kulturtage stattfanden.
Für diesen Rahmen bedankt sich die Stiftung bei der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und ebenso bei der Stadt Nürnberg für die Möglichkeit, am 10. September 2004 im "Schönen Saal" des Alten Rathauses zu feiern, der im letzten Krieg wie durch ein Wunder unversehrt geblieben war. Einen würdigeren Rahmen konnte man sich kaum vorstellen. Mit gut hundert geladenen Gästen war dann der Saal, in dem in Vertretung des Schirmherrn, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Bürgermeister Dr. Clemens Gsell die Anwesenden begrüßte, voll besetzt. Die Festveranstaltung dauerte eine Stunde.

Die Liste der protokollarisch zu Begrüßenden war nicht kurz. Spaßeshalber hat der Bürgermeister sie "vorsätzlich" verkürzt. Als besonders erfreulich vermerken wir hier, dass aus Hermannstadt aus diesem Anlass Bischof D. Dr. Christoph Klein und Bürgermeister Klaus Johannis angereist waren. Unter den Gästen befanden sich auch der Bürgermeister von Mediasch, Daniel Thellmann, und Dr. Volker Petri, Bundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich.



Hans-Christian Habermann während seiner Ansprache in Nürnberg. Foto: Petra Reiner
Hans-Christian Habermann während seiner Ansprache in Nürnberg. Foto: Petra Reiner
Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann, erinnerte in seiner einleitenden Ansprache an wechselvolle Zeiten. Im Rückblick würdigte er das Andenken seines Vaters, des Stiftungsgründers Ernst Habermann, sowie der verstorbenen ehemaligen Mitglieder des Stiftungsrates Ernst Wagner, Johann Orendi und Horst Haldenwang. Einen besonderen Dank richtete er an Dr. Günter von Hochmeister, der volle 17 Jahre in verschiedener Funktion die Geschicke der Stiftung mitbestimmt hat und seit Dezember 2001 Ehrenmitglied des Stiftungsrates ist. Ein ehrendes Dankeschön wurde auch an die Adresse von Roland Gunne, Dr. Jost Linkner und Dipl.-Ing. Konrad Phleps ausgesprochen, die aktive Mitglieder des Stiftungsrates waren. Habermann dankte sodann seinen jetzigen Mitarbeitern im Stiftungsrat und im Vorstand sowie allen Helfern, Zustiftern und Spendern, ohne deren engagierten Einsatz die vielfältigen Aufgaben und Projekte der Stiftung nicht zu bewältigen wären.

Mit Blick auf das weitere Geschehen vertrat der Vorsitzende seine persönlichen Ansichten zur Lage der Siebenbürger Sachsen in der Heimat und in der Welt, zur Rettung ihrer Kulturwerte, zum Fortbestand und Ausbau erhaltenswerter Traditionen. Er betonte, dass die zunehmende Verlagerung der Aktivitäten nach Siebenbürgen sich als richtig erwiesen habe. Natürlich werden Studienbeihilfen in Deutschland, die Herausgabe von Heimatbüchern und damit die Fortsetzung der Schriftenreihe der Stiftung, die Verleihung des Ernst-Habermann-Preises alle zwei Jahre, die Förderung von Musikveranstaltungen und andere Sonderprojekte auch weiterhin zum Aufgabenbereich der Stiftung gehören. Habermann kündigte an, dass die Verpflanzung eines stattlichen sächsischen Bauernhauses aus Denndorf bei Schäßburg in das Bukarester Dorfmuseum "Muzeul Satului" geplant sei.

All diese Vorhaben wurden vom Botschafter Rumäniens, Adrian Vierita, in dessen Ansprache herzlich begrüßt und die ersprießliche Zusammenarbeit zwischen der Stiftung und den rumänischen Regierungsbehörden – auf der Basis eines offiziellen Abkommens – lobend hervorgehoben. Der Botschafter wies auch auf die im Januar dieses Jahres erfolgte Auszeichnung des Stiftungsvorsitzenden in Bukarest mit dem Orden für Treue Dienste im Offiziersrang hin.



Bürgermeister Klaus Johannis hielt die Festrede der Jubiläumsfeier. Foto: Petra Reiner
Bürgermeister Klaus Johannis hielt die Festrede der Jubiläumsfeier. Foto: Petra Reiner
Dem Bürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, gelang es in seiner Festrede einen Bogen zu spannen zwischen der besonderen Lage seiner Landsleute in Siebenbürgen und dem Wirken der Stiftung sowie anderer ähnlich ausgerichteter Institutionen der Siebenbürger Sachsen. Er konnte seinen Zuhörern unter denen sich nicht nur so genannte Insider befanden, die notwendigen Zusammenhänge darlegen. Dabei umriss Johannis auch die Rolle des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien in seiner Eigenschaft als dessen Vorsitzender. Mit Bezug auf die Stiftung und deren Jubiläum erklärte der Festredner zusammenfassend:

"Unter den Bedingungen nach der politischen Wende von 1989 war es möglich von Westeuropa her in Siebenbürgen helfend einzuwirken. Einer der Ersten, die das erkannten und auch in die Tat umsetzten, war Hans-Christian Habermann. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die Stiftung nach 1990 immer mehr in Siebenbürgen aktiv wurde. Die Stiftung engagiert sich in der Restaurierung von Kirchenburgen, es werden Musikfestivals gefördert, Studenten unterstützt usw. Um noch besser direkt in Rumänien unterstützend eingreifen zu können, gründen Hans-Christian Habermann und seine Gattin Beatrix eine Zwillingsstiftung in Rumänien. Bald erkennt man auch in Bukarest den Wert dieses privaten Einsatzes, sowohl der Stiftungen als auch des Herrn Habermann persönlich."

Abschließend gratulierte Johannis der Stiftung und allen, die mitgewirkt haben. Er verband mit seinem Dank die Bitte an "alle, die es können, so weiterzumachen im Sinne des Stiftungsgründers und zum Erhalt der siebenbürgischen Werte."

Der Botschafter Rumäniens, der Stiftungsratvorsitzende und der Festredner wurden sodann vom Bürgermeister eingeladen, sich in das Ehrenbuch der Stadt Nürnberg einzutragen. Im Anschluss daran gab Dr. Gsell zum Auftakt der Kulturtage einen Stehempfang, der in angenehmer Atmosphäre verlief, wobei die Anwesenden auch die aus gleichem Anlass erschienene Jubiläumsschrift "Zukunft gestalten – Werte erhalten" begutachten konnten.

In zwangloser Überleitung begab man sich in die geräumige "Ehrenhalle" im Erdgeschoss des Rathauses, wo gleich zwei thematisch zueinander passende Ausstellungen von Horst Göbbel, einem der Hauptorganisatoren der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Nürnberg, eröffnet wurden: die dem 60. Jahrestag der Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen gewidmete Ausstellung "Ihr seid verrückt, wie könnt ihr die Heimat verlassen?" und die dem 25-jährigen Bestehen der Stiftung gewidmete, von Dr. Volker Wollmann gestaltete Ausstellung. Sowohl im Schönen Saal als auch in der Ehrenhalle erklang vom Querflötenduo Anja Henning und Markus Holler dargebotene Musik. Der Rahmen oder, besser gesagt die Umrahmungen passten also in jeder Hinsicht. Auch dafür sei allen Beteiligten herzlich gedankt.

Ewalt Zweyer

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2004, Seite 5)

Schlagwörter: Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung

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