2. April 2014

Hans-Christian Habermann über die Projekte der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung

Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung stellt sich der großen Herausforderung, die Kulturlandschaft Siebenbürgens zu erhalten und zu pflegen. Gegründet wurde sie von Ernst Habermann vor knapp 35 Jahren, am 31. August 1979, in München. Auf Betreiben seines Sohnes, Dipl.-Ing. Dr. h.c. Hans-Christian Habermann, der den Stiftungsvorsitz seit 1997 innehat, hat die Stiftung ihren Schwerpunkt nach Siebenbürgen verlegt. Habermann berichtet im Gespräch mit der Siebenbürgischen Zeitung, was die Stiftung für den Erhalt unseres Kulturgutes getan hat und noch tut.
Ein einschneidendes Erlebnis für Hans-Christian Habermann war ein Hilfstransport nach Siebenbürgen. Er war Mai 1990 mit einem Lastzug mit Nahrungsmitteln und Medikamenten unterwegs und traf in Tartlau den Dechanten des evangelischen Kirchenbezirks Kronstadt, Pfarrer Johannes Orendi. Dieser war verzweifelt, weil die Mittel zum Erhalt der Kirchenburg Tartlau fehlten. Habermann versprach zu helfen. Die Stiftung restaurierte die stattliche Wehrburg mit erheblichen Mitteln, fachlich beraten von Architekt Dr. Hermann Fabini. Im März 1992 übernahm die Stiftung in feierlichem Rahmen, im Beisein des Bischofs D. Dr. Christoph Klein und des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, die Patenschaft für die Kirchenburg Tartlau, die 1999 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde.

Hans-Christian Habermann wurde 2012 mit dem ...
Hans-Christian Habermann wurde 2012 mit dem Europa Nostra-Preis ausgezeichnet.
Zusammen mit dem Landeskonsistorium in Hermannstadt hat die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung inzwischen Notmaßnahmen für weitere 70 Kirchen durchgeführt. Ferner wurden unter anderem die Kirchenburgen Honigberg, Bulkesch und Alzen umfassend restauriert. Im Zuge des Projektes „Hermannstadt 2007“ wurden die Fassaden des Brukenthalpalais und des Bischofpalastes nach fachlicher Untersuchung der ursprünglichen Bemalung so hergestellt, wie sie ihre Erbauer durchgeführt hatten. In Zusammenarbeit mit dem „World Monuments Fund“ (WMF) und der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ wird zurzeit die Kirchenburg von Birthälm komplett saniert. Geschätzter Kostenaufwand: 1,5 Millionen Euro.

„Wir versuchen, mit allen Möglichkeiten, die siebenbürgisch-sächsische Kultur zu erhalten“, betont Habermann. „Wir danken auch Herrn Hans Tekeser, mit dem wir zusammen die Wehrburg Alzen umfassend saniert haben, und laden alle, die diese Zeilen lesen, ein uns zu helfen, auch weil wir bei aller Bescheidenheit behaupten dürfen, dass wir sehr professionelle Arbeit leisten, alle unsere Stiftungsmitarbeiter arbeiten ehrenamtlich, ohne Entgelt.“
Die Kirchenburg Birthälm, ehemaliger Bischofssitz ...
Die Kirchenburg Birthälm, ehemaliger Bischofssitz (1572-1867), wird von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung und Kooperationspartnern umfassend restauriert. Fotos: Helmuth Hensel
Neben dem Erhalt des Kulturgutes setzt sich die Stiftung auch für die Jugend ein. In Kooperation mit der Brukenthalschule in Hermannstadt finden beispielsweise Seminare zur siebenbürgisch-sächsischen Geschichte statt. Jugendliche können dabei, in Form eines Wettbewerbes, Preise gewinnen. Auch hat es sich die Stiftung zur Aufgabe gemacht, den Deutschunterricht oder Musikveranstaltungen, wie den Carl-Filtsch-Wettbewerb in Hermannstadt, zu fördern. Beim Heimattag in Dinkelsbühl wird jedes zweite Jahr der Ernst-Habermann-Preis verliehen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern (SbZ Online vom 28. März 2014).

Ganz besonders engagiert sich Hans-Christian Habermann in der Pfadfinderbewegung. Seit 2007 werden in Siebenbürgen laufend internationale Pfadfindertreffen organisiert. Ziel ist es, das Interesse der jungen Generation für die Kulturlandschaft Siebenbürgen zu wecken. „Wir unterrichten zum Beispiel Pfadfinder in Deutsch und bereiten sie darauf vor, Aufgaben in Siebenbürgen zu übernehmen, für welche uns leider die Menschen fehlen“, berichtet Habermann. Diese Aktion findet unter dem Motto „Saxon Heritage“ statt. Die Pfadfinder finden ihren Sitz in Leschkirch, Johannisdorf und einem dritten Ort in Siebenbürgen. Die Stiftung saniert dafür drei historische Gebäude, um sie vom Verfall zu retten und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.

Für sein kulturelles und soziales Engagement wurde Hans-Christian Habermann u.a. mit der Ehrenbürgerschaft Hermannstadts, Rumäniens Nationalem Orden für treue Verdienste im Offiziersrang und dem Europa Nostra-Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe ausgezeichnet.

SH

Schlagwörter: Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, Kulturerbe, Birthälm

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