30. September 2004

Bundesverdienstorden an Samuel Beer verliehen

Samuel Beer wurde am 17. September im Stuttgarter Rathaus die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom dortigen Oberbürgermeister in feierlichem Rahmen überreicht. Verliehen wurde diese hohe Auszeichnung vom Bundespräsidenten für Beers vielfältigen Verdienste um das Gemeinwohl. In seiner Laudatio hob Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster die Tatsache hervor, dass das soziale Leben in Deutschland um ein Vielfaches ärmer wäre „ohne die Menschen, die mehr als nur ihre Pflicht tun“ und gerade dafür gebühre ihnen unser besonderer Dank. Anschließend zeichnete Schuster einige Stationen in Beers Leben nach.
Geboren wurde Samuel Beer vor bald sieben Jahrzehnten in Neppendorf, besuchte in Hermannstadt das Brukenthalgymnasium, studierte in Klausenburg Philosophie und unterrichtete an der Lehrerbildungsanstalt in Hermannstadt, heiratete eine tüchtige Frau und wurde zweimal Vater, leitete in Hermannstadt Schulen, managte die dortige deutsche Volkshochschule, „kämpfte“ laut eigenen Angaben „als Stadtrat gegen Windmühlen“, setzte sich für den Erhalt der deutschen Schulen in Rumänien und „löckte dabei gegen den Stachel und fiel in Ungnade“. In Deutschland angekommen, setzte er zunächst seine Lehrertätigkeit fort, bevor er in die Bundesgeschäftsstelle der Künstlergilde e.V. in Esslingen berufen wurde, der er 18 Jahre lang als Direktor vorstehen sollte. In dieser Funktion hat der Landler im hauseigenen Verlag eine Vielzahl von Büchern und Katalogen herausgegeben, als Chefredakteur die Vierteljahresschrift „Die Künstlergilde" redigiert, unzählige Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, Tagungen im In- und Ausland organisiert, eine Kunstgalerie in Esslingen und ein Künstleratelier in Cuxhaven betrieben, das Institut der Künstlergilde aufgebaut und dabei, wie er selbst sagt, ein Faible für moderne Poesie entwickelt und viele wertvolle Menschen kennen gelernt. Als Rentner ist ihm auch keine Ruhe vergönnt, was einem restlosen Geist durchaus entspricht: Samuel Beer hat die Wahl zum Generalsekretär des Internationalen Exil P.E.N. Clubs, Abteilung Deutschsprachige Länder, angenommen und ist fünfmal zum glücklichen Opa gemacht worden.

Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster betonte Samuel Beers Verdienste als „Brückenbauer“ zwischen Kulturschaffenden Ost-, Mittel- und Westeuropas und würdigte seine fortgesetzten Ansätze, Kunstorte als verbindenden Verständigungsraum aufzufassen und auszubauen. Seine Dankrede begann Samuel Beer mit der humorvollen Bemerkung, er habe (fast) 70 Jahre alt werden müssen, um zu erfahren, was für ein tüchtiger Kerl er denn sei. Der Siebenbürger dankte allen, die ihm seine Tätigkeiten erst ermöglicht hätten, in erster Linie seiner Ehefrau, der Verwandtschaft und den Freunden, ganz besonders Dr. Rudolf Ströbinger, dem Präsidenten des Exil P.E.N., der ihn für diese Auszeichnung vorgeschlagen habe. Er habe in seinem Leben viele wundervolle Menschen angetroffen. Wer ihn kennt, weiß, dass die Warmherzigkeit, die aus diesen Worten spricht, sowie seine Selbstlosigkeit und Sachlichkeit der Schlüssel seines Erfolges sind, dem noch viele Jahre beschieden sein mögen.

Hellmut Seiler


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