1. Oktober 2004

Gedenktafel in Kronstadt-Bartholomae eingeweiht

Ein lang gehegter Wunsch vieler Bartholomäer wurde am 22. August im Rahmen des diesjährigen Bartholomäusfestes in die Tat umgesetzt: Die feierliche Einweihung des Denkmals für die Toten des Zweiten Weltkrieges und der Deportation. Zahlreiche Bartholomäer und Burzenländer sowie viele Gäste aus Rumänien und Deutschland waren bei diesem eindrucksvollen Festakt zugegen.
Der Festakt war nicht ohne Symbolkraft, jährt sich doch in wenigen Monaten zum 60. Male jener unglückselige 11. Januar 1945, der für so viele Siebenbürger Sachsen nachhaltige Veränderungen mit sich brachte. Auch die Bartholomäer blieben dabei nicht verschont. In einer offiziellen Liste der Kronstädter Kommunalverwaltung sind 444 Personen aus Bartholomae aufgeführt, die bei Nacht und Nebel zur Zwangsarbeit in die heutige Ukraine abtransportiert wurden. Väter und Mütter, Töchter und Söhne, jäh herausgerissen aus ihrer beschaulichen und relativ ruhigen Welt. Einer von Kriegswirren verschonten Region, in der sich erst im August 1944 beunruhigende Veränderungen andeuteten.

Es soll noch an ein anderes Ereignis erinnert werden: Am 24. August 1924, vor 80 Jahren, wurde am Bartholomäustag im ganzen Ort mit zahlreichen Festlichkeiten des siebenhundertjährigen Bestehens der Bartholomäer Kirche gedacht. Damals weihte Bischof Dr. Friedrich Teutsch die vom Architekten Karl Scheiner entworfene Gedenktafel mit 38 eingetragenen Gefallen des ersten Weltkrieges ein.

Mehr als doppelt so viele, insgesamt 84 Bartholomäer, fielen dem Zweiten Weltkrieg und der Deportation zum Opfer. Brauchte man für die Einweihung der ersten Gedenktafel nur sechs Jahre, mussten für die zweite Tafel 60 Jahre vergehen. An einige Namen kann man sich noch lebendig erinnern, andere wiederum kennt man nur aus Erzählungen. Unter den Anwesenden waren nicht wenige, deren Väter, Mütter und Geschwister oder Bekannte und Freunde auf den Tafeln eingetragen sind. Ihnen gilt unsere Anteilnahme ganz besonders.

 Höhepunkt des Festaktes beim Bartholomäusfest 2004 war die Einweihung des Denkmals für die Toten des Krieges und der Deportation, von links nach rechts: Pfarrer Kurt Boltres, Bischof D. Dr. Christoph Klein, Dechant Klaus Daniel sowie hinten HOG-Vorsitzender Michael Brenndörfer und Kurator Lehni.Foto: Elena Brenndörfer
Höhepunkt des Festaktes beim Bartholomäusfest 2004 war die Einweihung des Denkmals für die Toten des Krieges und der Deportation, von links nach rechts: Pfarrer Kurt Boltres, Bischof D. Dr. Christoph Klein, Dechant Klaus Daniel sowie hinten HOG-Vorsitzender Michael Brenndörfer und Kurator Lehni. Foto: Elena Brenndörfer

Die eindrucksvolle Predigt von Bischof D. Dr. Christoph Klein am 22. August während des Festgottesdienstes in der wunderschön geschmückten Bartholomäer Kirche war von diesen Gedanken tief geprägt. Seine ergreifenden Worte galten auch denjenigen, die das schwere Los der Deportation ertragen mussten und denen, die fern der Heimat begraben wurden. Er verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, dass Denkmäler wie diese die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse wach halten sollen und den Hinterbliebenen die Möglichkeit zur Besinnung und Ruhe böten.

Nach dem Gottesdienst versammelte sich die ganze Gemeinde um das noch verhüllte Denkmal an der Südseite des Kirchenschiffes. Eingeleitet wurde der Festakt von der Burzenländer Blasmusik mit dem "Gebet" von Mozart. Klaus Daniel, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirks, sprach das Grußwort. Michael Brenndörfer, Vorsitzender der Heimatortsgemeinde Bartholomae, hielt die Festrede. Er wies auf die Ereignisse von vor 60 und 80 Jahren hin und sprach von der Motivation und den Schwierigkeiten, die mit der Planung und Realisierung des Denkmals verbunden waren. Zum Schluss dankte er allen, die mit großem Enthusiasmus zum Gelingen beigetragen hatten, und mahnte eindringlich, dass sich die Ereignisse, die zu solchen Feierlichkeiten Anlass gäben, niemals wiederholen dürften.

Mit den Klängen der Burzenländer Blasmusik wurde anschließend das Denkmal enthüllt. Die Schriftlesungen erfolgten gemeinsam durch Bischof Klein, Dechant Daniel und Pfarrer Boltres, Bischof Klein weihte das Denkmal feierlich ein.

Das Denkmal ist aus schlichtem hellem Sandstein gefertigt. Rechts und links des Quaders sind die Schrifttafeln aus schwarzem Marmor mit den 84 Namen angebracht. Auf der vorderen Seite befindet sich eine Tafel mit dem Spruch "Gedenke der Toten, des Krieges und der Deportation in fremder Erde - 1940 – 1950" und darunter das Gebet, das bei Verstorbenen in der Fremde üblich ist. Im unteren Bereich der Tafel sind das Einweihungsdatum und die Stifter eingetragen. Das gesamte Denkmal ist ca. 2,20 m hoch, die Steinmetzarbeiten wurden von Z. Keresztes aus Kovaszna durchgeführt.

Der Festakt endete mit dem gemeinsam gesprochenen "Vater unser" und dem Lied "Nun danket alle Gott". Nach dem Festakt nahm das Bartholomäusfest seinen Lauf, mit angeregten Gesprächen, gutem Essen und Getränken, den Darbietungen der Burzenländer Tanzgruppe und Blasmusik, gemeinsamen Singen etc. Bei freundlichem Wetter hielten die meisten Besucher bis spät abends aus.

Insgesamt war es ein sehr feierliches und schönes Fest. Besonderer Dank gebührt Pfarrer Klaus Boltres, seiner Gattin Denisa und ihren zahlreichen Helfern, die die ganze Organisation mit Ruhe und Gelassenheit meisterten.

Allen, insbesondere den Bartholomäern, die aus Deutschland angereist waren, wird dieses Bartholomäusfest sicherlich eine bleibende Erinnerung sein. Möge dies Fest auch in Zukunft immer ein Anlass für eine Fahrt in die alte Heimat sein.

Michael Brenndörfer


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