2. Oktober 2004

"Spiegelbild des Volkes": Schulen der Siebenbürger Sachsen

Im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2004 in Nürnberg fand am 18. September in der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein Fachgespräch zum Thema "'Ein Spiegelbild des Volkes'. Die Schulen der Siebenbürger Sachsen" statt. An dem von Prof. Dr. Annette Scheunpflug (Nürnberg) geleiteten interdisziplinären Gespräch beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachgebieten Erziehungswissenschaft, Geschichte, Volkskunde, Theologie und Bibliothekswissenschaft, Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Landsmannschaft. Anlass des Gesprächs war die Vorbereitung einer Ausstellung des Schulmuseums Nürnberg im Jahre 2005.
Prof. Dr. h.c. Walter König (Reutlingen) sprach eingangs zum Thema: "Ein Schulwesen von europäischem Rang - Grundzüge und Besonderheiten der siebenbürgisch-sächsischen Schule". Weitere Themen waren: "Die Unterrichtssprache in den siebenbürgisch-sächsischen Schulen" (Dr. Michael Kroner, Oberasbach), "Die Identität der Siebenbürger Sachsen und ihr Verhältnis zu anderen Bevölkerungsgruppen im Spiegelbild historischer Schulbücher" (Gisela Teistler, UNESCO-Institut für Schulbuchforschung Braunschweig) sowie "Die enge Verbindung zwischen Schule und Kirche bei den Siebenbürger Sachsen" (Prof. Dr. Bertold Köber, Köln). Schließlich stellte Michael Schneider, der Leiter des Schulmuseums Nürnberg, ein Grobkonzept der geplanten Ausstellung zur Diskussion. Prof. Dr. Marianne Krüger-Potratz (Münster) fasste die Diskussion kommentierend zusammen.

Workshop über die Schulen der Siebenbürger Sachsen, von links nach rechts: Prof. Dr. Annette Scheunpflug (EWF Nürnberg), Prof. Dr. Hartmut Heller (EWF Nürnberg), Prof. Dr. Marianne Krüger-Potratz (Univ. Münster), Prof. Dr. Max Liedtke (EWF Nürnberg, Prof. Dr. h.c. Walter König (Pädagogische Hochschule Reutlingen). Foto: Doris Hutter
Workshop über die Schulen der Siebenbürger Sachsen, von links nach rechts: Prof. Dr. Annette Scheunpflug (EWF Nürnberg), Prof. Dr. Hartmut Heller (EWF Nürnberg), Prof. Dr. Marianne Krüger-Potratz (Univ. Münster), Prof. Dr. Max Liedtke (EWF Nürnberg, Prof. Dr. h.c. Walter König (Pädagogische Hochschule Reutlingen). Foto: Doris Hutter

In der streckenweise kontrovers ausgetragen Diskussion wurde deutlich, dass die siebenbürgisch-sächsische Schulgeschichte bisher überwiegend im Kontext der Siebenbürgen-Forschung gut aufgearbeitet worden ist, aber im bundesdeutschen wissenschaftlichen Diskurs noch nicht voll angekommen ist. Konsens bestand darin, dass das Thema ein wichtiges sei und die Konzeptionierung einer Ausstellung vor dem Hintergrund dieser schwierigen Forschungslage und der zu erwartenden heterogenen Besucherschaft eine nicht leichte Aufgabe darstelle. Gewarnt wurde vor der Verharmlosung des Nationalsozialismus in Siebenbürgen als "Intermezzo" oder "Ausrutscher". Auch der "Einzigartigkeit" des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens wurde, obwohl so wörtlich nicht behauptet, durch Beispiele aus der deutschen und internationalen Schulgeschichte widersprochen. Verschiedene Elemente des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens, wie die breite Akzeptanz in der Elternschaft, die Mehrsprachigkeit und die identitätserhaltende Funktion dieses Bildungswesens als interessante Formen eines Schulwesens im Kontext einer multiethnischen und multikonfessionellen Gesellschaft gewertet. Das Ausstellungsvorhaben wurde ausdrücklich begrüßt.

Michael Schneider

Aufruf

Das Siebenbürgische Museum und das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim haben die Bereitschaft signalisiert, das Ausstellungsvorhaben des Schulmuseums Nürnberg durch Leihgaben zu unterstützen. Darüber hinaus sind die Veranstalter auf Hilfe und Leihgaben aus der Bevölkerung angewiesen. Gesucht werden z. B. Fotos über Schule, Kindheit und Jugend, Schulzeugnisse, Schulhefte, Schulbücher, Schreibgeräte, Ranzen, Schülerkleidung, Dokumente zum Lehrerberuf und Lehrerverbänden und vieles mehr. Die Leihgaben werden nach der Reproduktion oder nach Beendigung der Ausstellung erstattet. Wenden Sie sich bitte an: Michael Schneider, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Pädagogik I., Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg, Telefon: (09 11) 53 02-574, Fax: (09 11) 53 02-588, E-Mail: mlschnei@ewf.uni-erlangen.de.

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