5. Oktober 2004

Enni Janesch gewinnt Direktmandat in Wiehl

„Die Enni Janesch ist doch die Mutter der Kompanie“, diese treffenden Worte fand der gerade frisch gewählte Landrat des Oberbergischen Kreises, Hagen Jobi, für eine Frau, die in Drabenderhöhe bekannt ist wie keine andere. In der großen Siedlung der Siebenbürger Sachsen in Wiehl konnte die ambitionierte Lehrerin bei der Kommunalwahl am 26. September zum dritten Mal in Folge ein Direktmandat für die CDU holen. Mit satten 54,3% der Stimmen setzte sich die heute in Pension lebende Pädagogin gegen ihren direkten Gegenkandidaten Johann Lezanska (SPD) durch.
Enni Janesch wurde am 13. Januar 1941 in Stein, einer kleinen siebenbürgischen Ortschaft in der Nähe von Reps zwischen Kronstadt und Schäßburg geboren, wo sie auch die 1. bis 5. Klasse der Grundschule besuchte. Nach einer kurzen Zwischenstation in der Volksschule von Reps wechselte sie zum Gymnasium nach Schäßburg, wo sie noch bis zur 10. Klasse verblieb. Im Jahr 1958 kam dann der große persönliche Umbruch. Nachdem ihr Vater während des Zweiten Weltkriegs in amerikanische Kriegsgefangenschaft in Österreich geraten und ihre Mutter nach Russland deportiert worden war, wuchs sie bei ihren Großeltern auf. 1953 bot die damalige westdeutsche Bundesregierung den Siebenbürger Sachsen in der Alpenrepublik an, nach Oberhausen zur Arbeit in den Bergbau zu kommen. Auch ihr Vater, ein Kaufmann, nahm dieses Angebot an. Als 1958 dann auch die Ausreise von Enni Janesch gelang, war die Oberhausener Siedlung Osterfeld automatisch ihre erste Anlaufstelle.


Die gebürtige Steinerin Enni Janesch gewann Direktmandat in Wiehl.
Die gebürtige Steinerin Enni Janesch gewann Direktmandat in Wiehl.

Schnell fasste sie in Deutschland Fuß. Es gelang ihr, in Neukirchen-Vluyn das Abitur nachzumachen und an der Pädagogischen Hochschule in Bonn 1967 ihr erstes Staatsexamen zu bestehen. Bereits zwei Jahre vorher kam es aber zu einer entscheidenden Begegnung in Drabenderhöhe. Enni Janesch: „1965 lernte ich dort meinen Mann Harald kennen, zu dieser Zeit wurde in der Nähe von Gummersbach und Wiehl gerade eine große Siedlung für uns Siebenbürger Sachsen gegründet.“ Nach ihrer Hochzeit 1968 - aus der Ehe gingen die beiden Söhne Jürgen (geb. 1974) und Stefan (geb. 1977) hervor - trat sie dann ihre Karriere als Lehrerin an. Zuerst 1969 in Kierspe, von 1973-1978 an der Grundschule Kierspe und von 1978 bis zu ihrer Pension 2003 in Drabenderhöhe.

„Ich war gerne Lehrerin“, resümiert Enni Janesch ihre berufliche Laufbahn, die aber nur ein Teil ihres Wirkens widerspiegelt. Ihr kulturelles und soziales Engagement stellte sie ganz in den Dienst der siebenbürgischen Gemeinschaft in Drabenderhöhe, die seit ihrer Gründung 1966 von 1 000 Menschen auf mittlerweile 4 000 angewachsen ist. Als Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe sieht sie sich automatisch auch im Stadtrat Wiehl als Sprachrohr der Gemeinschaft. Dort ist sie in den Ausschüssen für Kultur, Schule, Soziales und Jugend tätig. „Wir sind schon in den ersten Jahren von den Altdörfern in Drabenderhöhe sehr positiv aufgenommen wurden, trotzdem steht im Mittelpunkt unseres politischen Handelns die weitere Integration, aber auch das Bewahren von Kultur und Brauchtum“, umschreibt Enni Janesch ihre Aufgabe. Konkret äußert sich ihre Zielvorstellung in ihrer Arbeit als Leiterin der Heimatstube Drabenderhöhe, als stellvertretende Vorsitzende des Honterus-Chors und zusätzlich noch als Referentin für Frauen, Familie und Aussiedler im Bundevorstand der Landsmannschaft.

Fast schon einem Wunder gleicht dann die Antwort auf die Frage, ob sie denn noch Hobbys habe. „Ich habe immer zwei bis drei Bücher am Nachttisch stehen, je nach Müdigkeitsgrad greife ich mal zu Sachliteratur oder zu Belletristik.“ Außerdem verreist sie viel mit ihrem Mann - nicht zuletzt bedingt durch ihre gemeinsame Aufgaben im Bundesvorstand - und spielt zum Ausgleich noch ein wenig Volleyball.

Angesprochen auf ihre nächsten Ziele in der neuen Legislaturperiode im Wiehler Stadtrat gibt sie sich eher zurückhaltend: „Es ist durch die aktuelle Finanzlage schwieriger geworden. Eine Erweiterung der Heimatstube wäre schön, denn es kommen doch jede Menge Sachspenden für das kleine Museum bei uns an. Auch sollte das Kulturhaus unbedingt erhalten bleiben.“ Im Grundprinzip des sozialen Friedens und der gegenseitigen Toleranz sieht sie den Schlüssel für das weitere erfolgreiche Zusammenleben zwischen den Siebenbürgern und der heutigen bundesdeutschen Gesellschaft. „Wichtig sind daher die Bildung unserer Kinder, aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung der Wirtschaft, nur so wird es uns gelingen.“

NB


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