13. Oktober 2004

Rosenheimer reisen quer durch Schottland

Anfang September startete die Kreisgruppe Rosenheim der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen zu einer achttägigen Schottlandreise. Der Kern der Gruppe aus Stadt und Landkreis Rosenheim flog von München nach Amsterdam. Hier trafen sie die Mitreisenden aus Stuttgart und Köln und flogen weiter nach Glasgow. Hildegard und Erwin Schuster berichten.
Am Flughafen Glasgow erwartete uns der deutschsprachiger Reiseleiter Peter Janßen, im schottischen Kilt. Während einer Stadtrundfahrt bei Nieselregen war nicht viel von der größten Stadt Schottlands zu erkennen.

Am nächsten Tag führte uns die Reise entlang des Loch Lomond, des größten Binnensees Englands, durch die vielleicht schönste Gegend des Schottischen Hochlands, Richtung Mallaig. Im Hotel West Highland in Mallaig erwartete uns am Abend eine Singgruppe, die schottische Lieder und Tänze vorführte. Am Folgetag setzten wir mit unserem Reisebus auf der Fähre über zur größten Insel der Inneren Hebriden, der Isle of Skye. Auf der Rundreise erlebten wir eine Bilderbuchlandschaft mit den Cuillins Bergen, mittelalterlichen Burgen und Überresten aus der prähistorischen Zeit. Im Skye Museum an der Nordspitze der Halbinsel Trottenish waren strohbedeckte Häuser, eine Schmiede, eine Weberhütte und Gebrauchsgegenstände zu sehen, die uns das karge Leben der Kleinbauern vermittelten. Am späten Nachmittag erreichten wir die Fähre und fuhren zurück nach Mallaig.

Anderen Tags besichtigten wir Fort Augustus. Hier entdeckten wir in einem Park ein grün bepflanztes Nessie-Ungeheuer mit Nachwuchs, das zum Spenden aufforderte. Entlang des langgestreckten Sees Loch Ness ging die Reise weiter, immer Ausschau haltend nach dem Monster. Unser letztes Tagesziel war Inverness an der Mündung des Kaledonischen Kanals in die Nordsee. Interessant ist die Burg, deren Ursprünge aus dem 12. Jahrhundert stammen. Wir hatten dann Zeit zur freien Verfügung für einen Spaziergang in der Hauptstadt des schottischen Hochlands. Dann fuhren wir nach Aviemore, wo wir übernachteten.

Anschließend ging es tief in die Grampian Berge hinein. Dieser abwechslungsreiche und reizvolle Landstrich ist typisch für diese Gegend, Schafe und Rinder sind allgegenwärtig. Obwohl wir sehr gutes Informationsmaterial vom Reiseveranstalter erhalten hatten, wunderten wir uns darüber, dass es in England keinen Personalausweis gibt, die Einwohner nicht über die Verwaltung erfasst sind, dass es sehr große Unterschiede zu unserem (deutschen) Schulwesen, dem Arbeitsleben und dem Sozialversicherungswesen gibt. Überrascht waren wir auch, dass die öffentlichen Toiletten und staatlichen Museen kostenfrei sind und dass das betreten des grünen Rasens in einigen Parkanlagen erlaubt ist.

Die Weiterfahrt durch das atemberaubende Hochland nach Falkirk Wheel war ein Erlebnis. Das einzigartige Schiffshebewerk, einmalig in der Welt, war besonders interessant für technisch Interessierte. Die riesenradähnliche Konstruktion, bei der ein mit Wasser gefüllter Trog, der in Rollen gelagert ist, die Last- und Personenschiffe aufnimmt, die schwimmend gehoben werden, während ein anderer wassergefüllter Trog mit Schiff, wie auf einer Waage, abgesenkt wird, führt zu einer bedeutenden Energieeinsparung, die nur über das Wasserniveau geregelt wird. Selbstverständlich ließ sich die ganze Gruppe dieses Erlebnis nicht entgehen. Wir fuhren mit einem Schiff etwa 35 m hoch, fuhren durch einen Tunnel, hatten eine wunderschöne Aussicht und ließen uns wieder absenken. Nach diesem erlebnisreichen Tag ging es weiter in Richtung Edinburgh.

Der weitere Reiseverlauf bot eine Reihe von Höhepunkten, wie unseren Besuch der bekannten Whisky-Destillerie Glenlivet, im Hochmoor von Minmore bei Ballindaloch. Wir genossen die spektakuläre Landschaft, wo alles zusammentrifft: Heide, Berge, Felsen, Flüsse, das satte Grün der Wiesen, das Tiefblau der Seen, das Violett des Heidekrautes, dazwischen rote Farbtupfer der Ebereschenfrüchte. Überall weidende Hochland-Rinder und Schafe, die auch über Winter in der freien Natur bleiben, eine echte Freiland-Tierhaltung. Während der gesamten Reise informierte uns unser Reiseleiter über alles Wissenswerte. Der Besuch der Ortschaft Ballater, unweit des Königschlosses Balmoral, lohnte sich. Sehenswert war auch die kleine freiliegende Crathie Kirk, die von der königlichen Familie zum Gottesdienst in der Sommerurlaubszeit benutzt wird, ebenso das neugotische Schloss Scone Palace, Krönungsresidenz im Herzen von Schottland. Eine Stadtrundfahrt durch die Hauptstadt Edinburgh offenbarte uns die Schönheiten und Gegensätze dieser Metropole. Einige von uns besichtigten anschließend die Burg, andere das Museum of Scotland und das Royal Museum oder die schottische Nationalgalerie.

Am letzten Tag gab es einen kurzen Abstecher nach Stirling Castle, Blickfang am Nordseetrichter des Firth of Forth und Tor zu den Highlands. Der Douglas Gardens begeisterte uns ebenso wie eine Gobeline-Weberei und der restaurierten großen Halle mit ihrer Dachkonstruktion. Gegen Mittag wurden wir zum Flughafen von Glasgow gebracht, um den Rückflug über Amsterdam anzutreten.

Herzliche Gastfreundschaft, wildromantische Landschaften, faszinierende Kultur, blutige Freiheitskämpfe, lebendige Traditionen - das ist Schottland. Eine Frage blieb trotzdem offen: Wohin fahren wir im nächsten Jahr? Die Würfel müssen bald fallen.

Hildegard und Erwin Schuster


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