23. Oktober 2004

Ein geeintes Europa unterstützt

Am 19. September herrschte auf dem Bonner Münsterplatz ein wirklich buntes Treiben: Fahnen wehten im sanften Wind und eine strahlende Herbstsonne leuchtete auf farbenfrohe Wappen und prächtige Trachten. Hinzu kamen das Stimmengewirr in den verschiedensten deutschen Dialekten und die schmetternden Klänge einer Blasmusikkapelle.
Jedes Jahr organisiert der Bund der Vertriebenen während der September-Wochenenden in vielen deutschen Städten einen „Tag der Heimat“ und auch der Kreisverband Bonn hatte die ortsansässigen Landsmannschaften aufgerufen, wieder den hier üblichen „Ostdeutschen Markttag“ zu gestalten.

Der BdV-Kreisvorsitzende Hans-Günter Parplies begrüßte die Anwesenden mit einer kurzen Ansprache, in der er auf das Leitwort des diesjährigen Heimattages „Dialog führen – Europa gestalten“ hinwies. Bereits in der 1950 von den Sprechern aller Landsmannschaften unterzeichneten „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ sei feierlich erklärt worden, auf Rache und Vergeltung zu verzichten und die Schaffung eines geeinten Europas zu unterstützen. Die Landsmannschaften begrüßten daher die EU-Osterweiterung, weil nun zusammenwachse, was zusammen gehöre.

Kontraste: Agnethler und Indische Frauentrachten vor dem Stand der Siebenbürger Sachsen auf dem ‚Ostdeutschen Markttag‘ in Bonn. Foto: Peter Zsivanovits
Kontraste: Agnethler und Indische Frauentrachten vor dem Stand der Siebenbürger Sachsen auf dem ‚Ostdeutschen Markttag‘ in Bonn. Foto: Peter Zsivanovits

An den in langen Reihen aufgebauten Marktständen zeigten die Landsmannschaften für ihre Herkunftsgebiete Kennzeichnendes: Großen Raum nahmen dabei die kulinarischen Grüße aus der Heimat ein, aber es wurde auch ein umfangreiches kulturelles und historisches Programm präsentiert. Die „Brückenberger Trachtengruppe“ zeigte schlesische Volkstänze und es wurden Lieder, Gedichte und Prosa aus den unterschiedlichsten ehemals ostdeutschen Provinzen vorgetragen, auf Stellwänden mittels Bildern und Karten auf Kant, Herder, Hauptmann, Hoffmann und andere aus diesen Regionen stammende wichtige Persönlichkeiten des deutschen Kulturlebens hingewiesen sowie Bücher, Broschüren und Bildbände angeboten.

Auch die Siebenbürger Sachsen mussten immer wieder geduldig auf die „ewigen Fragen“ antworten: Ja, Siebenbürgen liegt in Rumänien… nein, denn auch dort haben wir untereinander stets deutsch gesprochen… ja, wir hatten immer deutsche Schulen und bereits 1722 eine allgemeine Schulpflicht... und so weiter und weiter. Aber auch was Baumstriezel ist und wie er gemacht wird, musste erklärt werden, denn wir boten ebenfalls heimische Spezialitäten an. Außerdem gab es noch Hanklich und Cremeschnitten, viel „in Gej gekocht Wurscht“ mit Bauernbrot, echten siebenbürgischen Pali und Kokelwein. Der Stand der Kreisgruppe Bonn der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen war ständig dicht umlagert. Er konnte sich aber auch sehen lassen! Oben am First hing das Siebenbürger Wappen, an den Stellwänden hinter den Tischen zeigten großformatige Abbildungen eine Landkarte, unsere Kirchenburgen und Trachten, auf den Tischen lagen Bücher über Siebenbürgen und Stickereien aus und vor dem Stand sorgte eine junge Frau in der malerischen Agnethler Tracht für Begeisterung. Am Abend wagte keiner von uns zu schätzen, wie oft sie im Laufe des Tages wohl fotografiert worden war.

Als der „Bonner Generalanzeiger“ am nächsten Tag noch eine Beschreibung unseres Standes als Aufhänger für seinen Bericht „Süße Grüße aus der Heimat“ verwendete, fühlten wir uns in unseren Bemühungen bestätigt.

Peter Zsivanovits



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