12. November 2004

Neuwahlen der Landesgruppe Rheinland-Pfalz /Saarland

Einen neuen Vorstand hat die Landesgruppe Rheinland-Pfalz /Saarland kürzlich in Nieder-Olm gewählt. Der langjähriger Vorsitzender und nunmehriger Ehrenvorsitzende Dipl.-Ing. Rudolf Kartmann hatte schon im Jahr 2000 angekündigt, den Vorsitz aus Altersgründen niederlegen zu wollen. Der heute über 84-Jährige hatte die Geschäftsführung der Landesgruppe im September 1984 übernommen und wurde am 12. Januar 1985 zum Vorsitzenden gewählt.
Die Bilanz von Dipl.-Ing. Rudolf Kartmann - 20 Jahre Landesvorsitzender und 53 Jahre im Dienste unserer Landsleute - kann heute kein anderer in unserer Landesgruppe aufweisen. Für sein verantwortungsbewusstes Engagement danken wir ihm auch auf diesem Wege. Ausgeschieden ist ferner Stefan Hermann, langjähriger Stellvertreter. Wir danken für die geleistete Arbeit im Landesvorstand.

Der neue Vorstand der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, von links Ortwin Gunne, Andrea Kraus, Ehrenvorsitzender Dipl.-Ing. Rudolf Kartmann, Anna Buchholzer und Michael Ihm.
Der neue Vorstand der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, von links Ortwin Gunne, Andrea Kraus, Ehrenvorsitzender Dipl.-Ing. Rudolf Kartmann, Anna Buchholzer und Michael Ihm.

Zum neuen Vorsitzenden wurde Ortwin Gunne gewählt. Der gebürtige Agnethler, Verwaltungsfachmann von Beruf, ist über 17 Jahre Kreisgruppenvorsitzender in Koblenz. Außer der Tätigkeit in der Landsmannschaft bekleidet er weitere Ehrenämter in seiner Wahlheimat am Deutschen Eck.

Zum ersten Mal wurden mit Anna Buchholzer aus Böhl-Iggelheim (Rheinland-Pfalz) und Andrea Kraus aus Homburg (Saarland) gleich zwei Frauen zu stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dies ist ein Novum, denn bis jetzt bekleideten in unserer Landesgruppe nur Männer diese Ämter. Vierter im Bunde ist Michael Ihm aus Nieder-O1m (Rheinland-Pfalz), der bereits das Amt eines Stellvertreters innehatte und Vorsitzender der Kreisgruppe Alzey-Worms mit dem Sitz in Nieder-O1m ist.

Der neu gewählte Vorstand besteht aus Landsleuten, die alle auf eine langjährige Tätigkeit auch in den Kreisgruppen zurückblicken können. Anna Buchholzer leitete das Frauenreferat und ist auch jetzt stellvertretende Frauenreferentin. Die Jüngste im Team, Andrea Kraus, war Kassenwartin, ein Amt, das sie auch weiterhin ausübt. Dafür danken wir ihr, da gerade dieses Amt mit großem Aufwand verbunden ist.

Auch die Fachreferate wurden neu besetzt: Elfriede Schnell (Homburg / gewählte Vorsitzende der Gebietsgruppe Saarland) - Frauenreferat; Inge Erika Knoll (Ober-O1m / eine Aktive der Jugendtanzgruppe Nieder-O1m und Pressereferentin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland auf Bundesebene) - Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit; Melitta Bottesch (Wörrstadt) - Landesjugendleiterin und Leiterin der Jugendtanzgruppe Nieder-Olm; Horst Gehann (Kludenbach) - alter und neuer Kulturreferent (neu ist die Funktion einer Stellvertreterin, die mit Anna Montsch aus Ludwigshafen besetzt wurde); Kassenprüfer sind Elfriede Schnell und Rudolf Kartmann aus Riegelsberg; zu Ersatzkassenprüfern wurden Helmut Groffner (Homburg) und Walter Untch (Speyer) bestellt.

Wir wünschen dem neu gewählten Vorstand und den Fachreferenten viel Erfolg und ein erfolgreiches Schaffen für die Siebenbürger Sachsen in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

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Langjährig für die Gemeinschaft gewirkt

Rudolf Kartmann wurde kürzlich zum Ehrenvorsitzenden der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland gewählt. Nach zwei Jahrzehnten vorbildlicher Tätigkeit zum Wohle der siebenbürgischen Gemeinschaft legte er sein Ehrenamt als Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland am 12. September 2004 in Nieder-Olm nieder.

Seit über fünf Jahrzehnten leistet Rudolf Kartmann als Amtsträger wertvolle Arbeit im Dienste unserer Landsleute. Sein Wirken ist beispielgebend, ebenso sein selbstloser Einsatz für die siebenbürgische Sache, in deren Dienst er den größten Teil seiner Freizeit, seine Kraft und sein kreatives Denken gestellt hat.



Rudolf Kartmann
Rudolf Kartmann
Der gebürtige Schäßburger, Sohn eines Lehrerehepaares, besuchte zwischen 1930 und 1938 das Gymnasium in seiner Heimatstadt und legte in Kronstadt das Bakkalaureat ab. Nach dem Wehrdienst im rumänischen Heer ging er nach Berlin, wo er 1941 an der dortigen Technischen Hochschule das Fach Bauwesen belegte. Nach Kriegseinsätzen als Bauaufseher und Frontkämpfer geriet er 1945 in russische Gefangenschaft, aus der er noch im Herbst des gleichen Jahres, im Bergbau Tadschikistans schwer geschädigt, nach Rumänien entlassen wurde. Dort wurde er sofort wieder zur Zwangsarbeit nach Aninoasa eingezogen. 1946 gelang ihm die Flucht nach Berlin, wo er sein Studium fortsetzte und 1949 mit dem Ingenieurdiplom abschloss. Danach war er zunächst im Tiefbauamt in Charlottenburg tätig.

Schon als Student hatte er sich der Erfassung der in Berlin ansässigen oder durch den Krieg dorthin verschlagenen Landsleute gewidmet. Zusammen mit Oswald Schönauer und anderen Gesinnungsgenossen gründete er 1951 die "Vereinigung der Deutschen aus Rumänien in Berlin", die noch im gleichen Jahr dem Berliner Bund der Vertriebenen beitrat, wo Kartmann ehrenamtlich die Kassen- und Geschäftsführung übernahm. Er gründete zudem eine Singgruppe und war Initiator zahlreicher kultureller Veranstaltungen. Kartmann gehörte in den frühen Nachkriegsjahren zu den "Männern der ersten Stunde", die sich unter schwierigen Bedingungen in den Dienst der Landsleute in Deutschland stellten. 1953 nahm Kartmann Kontakt zur Landsmannschaft auf Bundesebene auf – Berlin hatte bekanntlich einen Sonderstatus – und wurde als Vertreter der in Berlin ansässigen Siebenbürger Sachsen in deren Bundesvorstand berufen. Zwei Jahre später wurde unter dem Vorsitz von Oskar Schuster die 1951 gegründeten "Vereinigung" in eine Landesgruppe des Gesamtverbandes umgewandelt.

Kartmann wechselte 1956 als freier Mitarbeiter eines Ingenieurbüros nach Frankfurt am Main und war im hessischen Landesverband der Landsmannschaft ehrenamtlich für die Jugendarbeit zuständig. Kurz darauf zog er beruflich nach Saarbrücken um, wo er ebenfalls im Vorstand der Landsmannschaft tätig war, 1983 zum stellvertretenden Vorsitzenden der umgewandelten Gebietsgruppe, dann auch der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland gewählt wurde. Nach dem Tod des Vorsitzenden Anton Schwab übernahm er im September 1984 deren Geschäftsführung und am 12. Januar 1985 schließlich deren Vorsitz.

Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung brachte Kartmann die Landesgruppe vor allem organisatorisch auf Vordermann, setzte eine neue Gliederungsordnung und die Neueinteilung der Kreisgruppen durch und wirkte maßgeblich bei der Einbeziehung der Jugend in die Satzung der Landsmannschaft mit. Die Jugendgruppe des Saarlandes erarbeitete Anfang der achtziger Jahre einen Satzungsentwurf der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und legte die Grundlage für eine bundesweite Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft.

Unter Kartmann wurden die Kreisgruppen Kaiserslautern (1984), Vorder- und Südpfalz (1986) und Koblenz (1987) neu gegründet und die kulturelle Arbeit der Kreisgruppen Alzey-Worm und Mainz-Bingen intensiviert. 1986 traf Kartmann eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit der Landesgruppe und deren Kreisgruppen mit dem BdV Rheinland-Pfalz, die auch heute noch wirksam ist. Beim Bund der Vertriebenen gehört Kartmann als Vertreter des Saarlandes dem Bundesvorstand an. Für den BdV- Landesverband Saar führt er nach wie vor noch die Geschäfte und setzt sich (seit 1990) bis auf den heutigen Tag für die Aussiedlerbetreuung ein. Zudem rief er von 1985 bis 1991 Paketaktionen in den Kreisgruppen ins Leben, insgesamt 1 783 Hilfspakete und fünf Sondertransporte in einem Gesamtwert von 89 625 Euro wurden dabei auf die Beine gestellt.

Als Landesvorsitzender hat Kartmann zahlreiche Kulturveranstaltungen angeregt und federführend ausgerichtet. Zu nennen sind die Kulturtage der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland 1987 in Lahnstein, die Bundeskulturtage in Zusammenarbeit mit der Landesgruppe 1998 in Saarbrücken sowie 2003 in Speyer, die Gedenkfeiern des Bundes der Vertriebenen "50 Jahre nach der Flucht", ausgerichtet von der Kreisgruppe Alzey-Worms 1994 in Nieder-Olm, sowie der Gedenkgottesdienst "50 Jahre Deportation" 1995 in Homburg/Saar in Zusammenarbeit mit den Banater Schwaben. Kartmann förderte die siebenbürgisch-sächsische Teilnahme an den Rheinland-Pfalz- und den Saarland-Tagen, wodurch unser öffentliches Ansehen in diesem Raum beträchtlich gewachsen ist.

Aus Altersgründen hat Rudolf Kartmann sich entschlossen, das Zepter in jüngere Hände zu legen. Zu seinem Nachfolger (siehe Bericht im Verbandsleben in dieser Zeitung) wurde Ortwin Gunne, Vorsitzender der Kreisgruppe Koblenz, gewählt. Dem Ehrenvorsitzenden der Landesgruppe sei für sein vorbildliches Wirken im Dienst der Gemeinschaft herzlich gedankt, verbunden mit den besten Wünschen für den vor ihm liegenden Lebensabend.

Inge Erika Knoll

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