29. November 2004

"Schulzeit in Siebenbürgen": Ohrfeigen im Museum

Steffi Kepp und Andrea Mitru erinnern sich an die Begrüßung in der Heimatstube im Haus der Heimat Nürnberg: „‘Hey, das sind die Neuen!‘, ging es am 12. November durch die Reihen.“ Vier Augsburgerinnen, Vivien Kellinger und Julia Wonner (10), Rebekka Klein (11) und Nathalie Schwarz (12), waren laut singend zusammen mit drei Müttern zu den bereits anwesenden und schon etablierten 13 Jugendlichen zum Seminar in Nürnberg gestoßen.
Romi Schneider aus Augsburg äußert sich dazu: „Der Empfang am Freitagabend war sehr schön und wir fühlten uns auf Anhieb sehr willkommen.“ Die jungen Leute hatten Schriften von Dr. Michael Kroner gelesen, um dem entstehenden Film „Schulzeit in Siebenbürgen“ auch ein geschichtliches Fundament zu geben, Günter Czernetzky war als Fachreferent angereist und nahm die ersten Filmarbeiten an den Jugendlichen selbst vor und erläuterte, was man beim Filmen alles beachten sollte. Bis gegen Mitternacht wurde „sehr hart gearbeitet“, wie es im Bericht von Steffi und Andrea heißt. Allerdings diszipliniert, interessiert und auch recht fröhlich. Man half sich gegenseitig beim Einstudieren einer ausdrucksvollen Rezitation und tauschte Erfahrungen aus.

Dreharbeiten mit siebenbürgischen Jugendlichen im Nürnberger Schulmuseum. Foto: Doris Hutter
Dreharbeiten mit siebenbürgischen Jugendlichen im Nürnberger Schulmuseum. Foto: Doris Hutter

Am Samstagvormittag wurden trotz einer unbequemen Nacht auf Matratzen eifrig die teilweise daheim zusammengestellten und gelernten Sketsche unter der Leitung von Doris Hutter geprobt, während die aus Augsburg mitgereisten Mütter Adelheid Kellinger, Eveline Klein, Margot Schneider und Ingrid Wonner die Versorgung der Künstler mit köstlichen Stärkungsmitteln wie Äpfel und Schokolade übernahmen und das Ankleiden der Jugendlichen begleiteten. Am Nachmittag fuhren alle ins Industriemuseum, in dem die Terrakotta-Armee des ersten Kaisers von China besichtigt wurde. Dort ist auch das Schulmuseum untergebracht. Letzteres stand uns, vermittelt von dessen Leiter Michael Schneider, für Dreharbeiten zur Verfügung. Also filmten wir unter Czernetzkys Anleitung Sketsche im historischen Klassenzimmer und Spiele davor, nämlich auf der historischen Straße. Das machte den Jugendlichen noch mehr Spaß als das Kegeln im Haus der Heimat, auch wenn sie „regiebedingt“ mehrere Ohrfeigen kassieren mussten! Alle trugen historische Kleidung und die Mädchen trugen Zöpfe mit Schleifen, was Dagmar Hutter (19) begeistert zusammenfasst: „Ich fand den Anblick dieser Mädchen in ihrer Tracht herrlich: Es hat mir das Herz erwärmt!“

Am Sonntag wurden einige alte Spiele aus Siebenbürgen auf dem Gelände des Hauses der Heimat gefilmt. Ein von Katharina Folkendt aus Ingolstadt eigens für das Seminar gemachter Ball aus Wolle diente dabei als Spielzeug. Es machte sichtlich Spaß, damit zu spielen. Dagmar findet es schade, dass sich nicht mehr als sechs Jungen ins Seminar getraut haben. Romi abschließend: „Der Besuch im Museum war toll. Gut gefallen hat mir, dass alle Theater spielen durften und dass wir am Abend lange Freizeit hatten. Sehr gut hat mir die Gemeinschaft gefallen, dass sich alle an den Ideen und Aktivitäten beteiligt haben und beteiligen durften.“ Herzlicher Dank geht seitens der Seminarteilnehmer auch an die unermüdlichen Betreuer Annette Folkendt und Simon Spielhaupter, doch ganz besonders an Michael Schneider, „der uns das Museum mit einer Sondergenehmigung zur Verfügung stellte“, und an „Günther und Bettina (Schubert), die uns wertvolle Tipps gaben und uns beim Filmen halfen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, vielleicht schon bald in München!“

Am 12. Dezember treten diese Jugendlichen nämlich zum Abschluss des vom Haus des Deutschen Ostens (HDO) geförderten Seminars im HDO in München mit einigen Darbietungen auf, und zwar im Anschluss an den Vortrag von Gudrun Schuster zum Thema „Der Disziplinbegriff in den siebenbürgisch-sächsischen Schulen“, der um 16.00 Uhr im Raum 202 und 204 (Pommernzimmer) beginnen wird.

Doris Hutter


Artikel über dasselbe Jugendprojekt:

Jugendliche filmen auf Schloss Horneck

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.