2. Dezember 2004

Kronstadt und die Karibik

Bekanntlich grenzen die Kleinen Antillen die Karibik vom Atlantischen Ozean ab. Den Bogen zu Südamerika - zu Venezuela - schließt die Insel Trinidad mit ihrem nordwestlichen Zipfel und ihren Westinseln. Trinidad ist keine ausgeprägte Urlaubsinsel, doch weil der Kronstädter Dr. phil. Axel Kravatzky hier seit zehn Jahren wohnt, haben wir ihn im Juni dieses Jahres besucht.
Das Klima der Insel kann als subtropisch bezeichnet werden, und von Mai bis Oktober ist Regenzeit. Trotzdem gibt es recht viele schöne und trockene Tage. Eine Besonderheit dieser Breitengrade sind die in etwa gleich langen Tage. Die Sonne geht täglich ca. 5.00 Uhr auf, gegen 18.00 Uhr beginnt es zu dämmern, und um 19.00 Uhr ist es bereits dunkel. Das Wasser der Karibik und des Atlantiks ist immer um die 20° bis 24°C warm. Bananen, Mango, Orangen, Zitronen, Papaia, Auberginen, Paprika und Fisch gibt es das ganze Jahr über. In den Wohnungen werden statt Öfen und Heizkörpern Klimageräte und Ventilatoren eingebaut, um eine erträgliche Raumtemperatur zu halten.

Axel Kravatzky vor der Insel Kronstadt im Golf von Paria, vor Trinidad in der Karibik. Foto: Johannes Kravatzky
Axel Kravatzky vor der Insel Kronstadt im Golf von Paria, vor Trinidad in der Karibik. Foto: Johannes Kravatzky

Eines Tages wurden wir zu einer Segelfahrt im Golf von Paria eingeladen. James Arendel, Bootseigner und Freund von Axel, wollte uns mit seinem Segelboot „Jahai Bhai“, was auf Hindu „Bruderschaft auf dem Boot“ heißt, zu den Westinseln von Trinidad führen. Im Yachthafen von Chaguaramas, westlich der Hauptstadt Port of Spain, bestiegen wir das Boot und stachen in See. Unweit des Point Gourd erblickten wir linker Hand die Inselgruppe der Five Islands. Unser Ziel war aber die Insel Kronstadt. Unglaublich: Zwei Kronstädter aus Siebenbürgen, Vater und Sohn, segeln zur Insel Kronstadt im Golf von Paria vor Trinidad.

Wie ein Ei liegt Kronstadt im Wasser. Bäume, Sträucher, Blüten und Blumen bedecken den Kalkfelsen, der schroff und kantig etwa 46 Meter aus dem Meer ragt. Die 45,7 Hektar große unbewohnte Insel bildet mit ihrer Nachbarinsel Carrera, der Gefängnisinsel, die Diego Islands. Wie die Insel zum Namen Kronstadt gekommen ist, ist nicht bekannt. Anthony de Verteuil schreibt in seinem 2002 erschienen Buch „Western Isles of Trinidad“, dass Kronstadt im Laufe der Geschichte unterschiedlich benannt wurde, aber seit etwa 1910 in den Landkarten nur der Name Kronstadt vorkommt. Dass dieser auf die Festung Kronstadt vor St. Petersburg zurückgeht, ist nur eine Spekulation. Den Besitz über die Insel teilen sich mit einem Anteil von 75 Prozent der Staat Trinidad und Tobago und mit 25 Prozent die R.K. Kirche. Bei aller Verschiedenheit der Insel mit unserem Kronstadt aus Siebenbürgen, haben wir doch auch eine Gemeinsamkeit gefunden: An beiden Orten wird bzw. wurde Kalkstein abgebaut.

Für uns hat sich der Fall Kronstadt in der Karibik geklärt und wir freuen uns, diese Kuriosität an unsere Landsleuten weitergeben zu können.

J. K.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2004, Seite 10)

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