19. Dezember 2004

Napoleons Geschenk eingemauert?

Vom 1. bis 3. November 2004 besuchten mein Schulfreund Curt Ziegler und ich, ein Cousin mütterlicherseits des Barons von Melas, sechs Generationen versetzt, den Ort Tynec nad Labem (Elbteinitz), in der heutigen Tschechischen Republik (Mittelböhmen). Hier verbrachte der österreichische Feldmarschall, siebenbürgisch-sächsischer Herkunft, Michael Baron von Melas (geb. am 12. Mai 1729 in Radeln bei Schäßburg) die letzten drei Jahre seines Lebens und hier starb er auch am 31. Mai 1806.
Der Ort (ca. 2 000 Einwohner) liegt etwa 70 km östlich von Prag (bei Kolin) und ist mit Bahn oder Auto gut zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit besuchten wir auch das Grab des Generals und seiner Witwe Josepha Baronin von Melas, geborene Loyg de Netky (gestorben am 3. Februar 1810). Das Grab mit Gedenktafel befindet sich nicht auf dem Friedhof von Tynec nad Labem, sondern in der Mitte des Ortes, auf dem Kirchhof.

 General von Melas: das Schwert nebst historischer Informationen über Napoleon und Melas.
General von Melas: das Schwert nebst historischer Informationen über Napoleon und Melas.

Im Museum von Tynec nad Labem ist ein originalgetreues Duplikat des ägyptischen Schwertes ausgestellt, das Melas nach der verlorenen Schlacht vom 14. Juni 1800 (bei Marengo, Norditalien), von seinem Gegner, dem großen Napoleon Bonaparte, als Geschenk erhalten hatte. Darauf ist auch ein Faksimile des Maria-Theresia-Ordens zu sehen, der Melas am 15. Mai 1799 (im Kampf gegen die Franzosen) verliehen wurde. Das Original des Würdigungsschreibens Napoleons an Melas (anlässlich der Überreichung des Schwertes) befindet sich im österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv in Wien (R. Ackner: „Allerlei von Vorfahren in Siebenbürgen“; Familiendruck 2004). Das Original des Schwertes gilt als verschollen. Nach Aussagen glaubwürdiger Einheimischer von Tynec nad Labem soll es irgendwo im Haus, in dem Melas bis zu seinem Tod gewohnt hatte, eingemauert sein. Niemand kennt die genaue Stelle. Das Herrenhaus befindet sich im Zentrum von Tynec nad Labem. Angeschlossen ans Haus, das seine Gattin in die Ehe eingebracht hatte, befinden sich riesige Stallungen, in denen Pferde gehalten wurden. Baronin von Melas, die der spätere Feldmarschall am 11. September 1768 geheiratet hatte, entstammte einer reichen Adelsfamilie.

Sowohl das unter Denkmalschutz stehende (unbewohnte) Haus, als auch die (leerstehenden) Stallungen, befinden sich heute in einem ziemlich vernachlässigten Bauzustand. Das Haus soll saniert werden.

Der Besuch des Ehrengrabmals von General von Melas sowie die Entdeckung weiterer Spuren dieses großen Österreichers siebenbürgisch-sächsischer Herkunft war für uns ein eindrucksvolles und bleibendes Erlebnis. General von Melas kennt in Tynec nad Labem jedes (tschechische) Schulkind. Er wird hier in großen Ehren gehalten. So fand beispielsweise am 3. Juni 2000 in Tynec nad Labem eine militärische Gedenkveranstaltung (mit Beteiligung französischer, österreichischer und tschechischer Vertreter) unter dem Titel „Ehre dem Feldmarschall Baron von Melas“ statt.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass wir in Tynec nad Labem sowohl von den Behörden (Rathaus, Museum), als auch von der Bevölkerung sehr freundlich und zuvorkommend aufgenommen wurden.

Dipl.-Ing. Dieter Wiume, Stuttgart

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