8. Januar 2005

Die letzten Amtshandlungen von Präsident Ion Iliescu

Der Nobelpreisträger rumänischer Abstammung, Elie Wiesel, der 2002 mit dem "Stern Rumäniens" von Staatspräsident Ion Iliescu ausgezeichnet worden war, hat diesen Orden im verstrichenen Dezember an das noch amtierende Staatsoberhaupt zurückgeschickt. Er wolle nicht, begründete Wiesel seinen Entschluss, jener Gruppe angehören, in der sich auch Corneliu Vadim Tudor befindet. Der Chef der Großrumänienpartei (PRM) war wenige Tage zuvor von Iliescu mit dem gleichen Orden ausgezeichnet worden.
Weitere Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland schickten danach ebenfalls ihre Auszeichnungen an den scheidenden Präsidenten zurück: Randolph R. Braham, Historiker und Journalist beim Sender Freies Europa, Gheorghe Ciuhandu, Vorsitzender der Bauernpartei (PNTCD), der Musiker Alexandru Aries u.a. wollten diese Ehrung mit Tudor, dem notorischen Antisemiten und Verleumder des Holocaust desgleichen nicht teilen.

Trotzdem vergab Iliescu praktisch als letzte Amtshandlung Ende letzten Jahres weitere hohe Auszeichnungen für kulturelle Verdienste an Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, darunter an Bundesbürger sowie ehemalige und derzeitige Landsleute: Sabine Hentzsch (Leiterin des Bukarester Goethe-Instituts), Klaus Francke (Vorsitzender der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft für Norddeutschland), Stefan H. Hedrich (Erfinder des Transrapids), Klaus Mangold (Vorsitzender des Ostkomitees der Deutschen Wirtschaft), Axel Azzola (Vorsitzender der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft mit Sitz in Berlin), Jakob Laub (ehemaliger Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland) sowie Horst Fassel (Philologe), Martin Rill (Historiker), Ingo Glass (Bildender Künstler) und Walther Konschitzky (Volkskundler). Schließlich erhielten Erwin Josef Tigla (Rechitza) und Kurt Philippi (Hermannstadt) den Kulturellen Verdienstorden im Rittersrang.

Eine kontroverse Amtshandlung des „alten Bolschewiki“, wie der neue Premier Calin Popescu-Tariceanu den scheidenden Präsidenten nannte, war schließlich die Begnadigung im Dezember 2004 von insgesamt 46 Personen. Darunter befanden sich Miron Cozma, der Anführer der gewalttätigen Bergarbeiterdemonstrationen, der so genannten „Mineriaden“ von 1990 bis 1999, und der ehemalige Milizionär, Ioan Corpodeanu, der an den Repressalien im Dezember 1989 in Temeswar entscheidend mitgewirkt hat. Heftige Proteste im In- und Ausland veranlassten Iliescu, diese Begnadigungen rückgängig zu machen. Die Betroffenen hüten inzwischen wieder die Haftanstalten.

Martin Ohnweiler


Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.