16. Januar 2005

Eginald Schlattner erhielt Österreichs Ehrenkreuz

Es war nicht die erste Preisverleihung im evangelischen Bischofspalais in Hermannstadt, aber erstmals „dass ein österreichischer Bundespräsident einem hier lebenden Siebenbürger Sachsen einen Orden verleiht und damit unsere deutsche Gemeinschaft in Rumänien - und letztendlich auch wir hier - zur Kenntnis genommen und geehrt werden“, sagte am 13. Dezember letzten Jahres Bischof D. Dr. Christoph Kein bei der Überreichung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kultur I. Klasse an Pfarrer Eginald Schlattner.
Das Kirchenoberhaupt dankte dem Botschafter der Alpenrepublik, Dr. Christian Zeileissen, „dass Sie einen unserer Pfarrer zu dieser ehrenvollen Auszeichnung vorgeschlagen haben“. Damit stand der sprach- und schriftgewandte Autor ganz in der Tradition unserer evangelischen Kirche, wo Pfarrer immer wieder Schriftsteller oder Dichter waren und es auch heute noch sind. Und große Theologen hätten ohnehin, so der Bischof, immer wieder Dichtern und Schriftstellern eine hohe Aufgabe an der Vermittlung des Glaubens zuerkannt. „Darum sind wir dankbar, wenn wir Dichter unter uns haben, die Pfarrer sind, oder Pfarrer, die Dichter sind, denen es gelingt, Menschen mit ihren schriftstellerischen Werken, aber auch mit ihren Predigten zu erreichen, die sonst von den traditionellen Predigern und Theologen so leicht nicht erreicht werden. Zu ihnen gehört Eginald Schlattner“, erklärte der Bischof.



Der Schriftsteller Eginald Schlattner wurde mit dem Ehrenkreuz der Republik Österreich ausgezeichnet. Foto: Martin Ohnweiler.
Der Schriftsteller Eginald Schlattner wurde mit dem Ehrenkreuz der Republik Österreich ausgezeichnet. Foto: Martin Ohnweiler.
Der Botschafter bezeichnete in seiner Laudatio Schlattner als „großen Künstler und bedeutenden Schriftsteller unserer Zeit“. Sein Werk, „namentlich die beiden magna opera 'Der geköpfte Hahn' und ‚Rote Handschuhe' erscheinen als Kaleidoskop der Geschichte nicht nur der Siebenbürger Sachsen, sondern auch des rumänischen Volkes insgesamt in den Jahren vor und nach der kommunistischen Machtübernahme“, so Dr. Zeileissen. Dass Österreich den Schriftsteller Eginald Schlattner auszeichne, habe auch einen offiziellen Grund, denn: „Aus österreichischer Sicht hat das literarische Werk Eginald Schlattners den besonderen Verdienst, die historischen und kulturellen Verbindungen Siebenbürgens und damit auch Rumäniens mit Wien und Österreich in positiver Weise hervorzuheben.“

Diese „Dimension Austria“ in seinem Schaffen und seiner Biografie betonte auch der Geehrte in seiner Dankrede und begrüßte, dass sich die Alpenrepublik mit der Ordensverleihung vergewissere, dass sie eine prägende Rolle für die Völker der einstigen k.u.k Monarchie gespielt habe. „Abschied“ sei in den Augen des Erfolgsautors der wohl treffendste Begriff für seinen Lebensweg, da er „dir die Freiheit gibt, von dir aus zu entscheiden, dich aber gleichzeitig auch in die Schuld verwickeln kann“. So ließ Schlattner den Abschied von wehrfähigen Männern 1943 wieder aufleben, desgleichen den Abschied von unseren Landsleuten, die 1945 zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion abgezogen wurden, oder den Abschied während der kommunistischen Diktatur von jenen, die nach Deutschland ausgezogen sind. Aber der große Abschied zwischen Ostern und Weinachten 1990, als es mit dem großen Exodus der Sachsen in seinem Dorf Rothberg bald „ärger aussah als im Stall von Bethlehem“, sei ausschlaggebend gewesen für seine Flucht oder Rettung ins literarische Schaffen.

Wann trägt man einen solchen Orden, hatte Schlattner kürzlich einen Schriftstellerkollegen in Österreich gefragt. Die Antwort: Allein am Wiener Opernball oder auf dem letzten Weg, wenn die Auszeichnung auf samtenem Kissen dem Sarg vorangetragen werde. Trotzdem steckte ihm Botschafter Zeileissen bei dieser Gelegenheit das Ehrenkreuz an, und Schlattner dankte allen, die die Hände für dies Ereignis geregt haben, die zu diesem Anlass geredet und geschwiegen haben. Gott habe zwar geschwiegen, sagte der Seelsorger, aber die Hände dennoch geregt und indirekt geredet.

Martin Ohnweiler

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