20. August 2001

Wohlstandsgefälle zur EU gewachsen

Trotz einem kräftigen letztjährigen Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von durchschnittlich 5 Prozent konnten die Beitrittskandidaten das Wohlstandsgefälle zur EU in den letzten fünf Jahren nicht reduzieren.
Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet, sind die dreizehn Kandidatenländer sehr heterogen: Während Bulgarien und Rumänien kaufkraftbereinigt lediglich etwa auf einen Viertel des Wohlstandsniveaus der EU kommen, hat sich Zypern weiter dem EU-Durchschnitt angenähert. Die vier Beitrittsländer, die kaufkraftbereinigt dem Wohlstandsniveau der EU am nächsten kommen, haben auch bei den Beitrittsverhandlungen die Nase vorn: Tschechien, Slowenien, Ungarn und Zypern haben bereits zwischen 19 und 22 Kapitel der gesamthaft 31 zu verhandelnden Dossiers für einen EU-Beitritt abgeschlossen. Der Wohlstand eines Bewohners Sloweniens (66%) oder Zyperns (79%) lässt sich denn auch durchaus mit demjenigen in den ärmeren EU-Staaten vergleichen: Griechenland bildet mit 68% des EU-Durchschnitts das Schlusslicht, hinter Portugal (74%) und Spanien (81%).
Lettland, Litauen, Polen und die Slowakei können sowohl von ihrer Einkommensposition als auch vom Verhandlungsstand her einer mittleren Gruppe zugeordnet werden.
Bulgarien (24 Prozent) und Rumänien (27 Prozent des EU-Durchschnitts) bilden im bisherigen Verhandlungsprozess die Schlussgruppe – abgesehen von der Türkei (29%), die zurzeit lediglich Kandidatenstatus besitzt, ohne in Verhandlungen getreten zu sein. Diese drei Staaten weisen auch wirtschaftlich den größten Rückstand zur EU auf. Erschwerend komme hinzu, dass sich der Abstand dieser Länder zum EU-Durchschnitt zwischen 1996 und 2000 sogar vergrößert habe, meldet die Neue Zürcher Zeitung.
Die Regierung in Bukarest hat sich für das Jahr 2001 ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) zum Ziel gesetzt, es könnte aber bis Jahresende gut über fünf Prozent betragen. Dieser erfreulichen Entwicklung steht jedoch eine ungute Handelsbilanz entgegen, die zu einer "Überhitzung" der rumänischen Wirtschaft führen könnte. Die Importe lagen im ersten Halbjahr deutlich über den Exporten, so dass sich Rumäniens Außenhandelsdefizit gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres knapp verdoppelt hat.

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