15. Februar 2005

In Homburg an das Leid vor 60 Jahren gedacht

Die Gebietsgruppe Saarland der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen sowie der Landesverband Saar der Banater Schwaben gedachten am 23. Januar in Homburg der Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion. Die Veranstaltung bestand aus einer Gedenkfeier in einem Ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael und einem Empfang im Pfarrheim St. Michael.
Den Gottesdienst gestalteten Pfarrer Hans-Jürgen Bechert, Pfarrer Pater Heinz Limburg MSC, Joachim Rippel, Oberbürgermeister der Stadt Homburg, Elfriede Schnell, Vorsitzende der Gebietsgruppe Saarland der siebenbürgischen Landsmannschaft, und Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Unter den 120 Anwesenden beim Ökumenischen Gottesdienst befanden sich ehemalige Zwangsarbeiter und Ehrengäste sowie Vorsitzende befreundeter Landsmannschaften aus Ost- und Südosteuropa, darunter Dr. Wolfgang Bonfert, Ehrenvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Dipl.-Ing. Rudolf Kartmann, Ehrenvorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, Ortwin Gunne, Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/ Saarland, und Samuel Liebhart, der 20 Jahre lang Vorsitzender der Gebietsgruppe Saarland war.

Krastl hieß die ehemaligen Deportierten und Ehrengäste willkommen. Die historische Wahrheit erfordere es, so Krastl, die gegen Deutsche in Rumänien begangenen Verbrechen beim Namen zu nennen und die Erinnerung an das begangene Unrecht wach zu halten. Zweck dieser Veranstaltung sei aber nicht nur zu erinnern, sondern auch zu mahnen: „Wir möchten die politisch Verantwortlichen weltweit auffordern, Deportationen und Zwangsarbeit, Sklavenarbeit in Lagern als Mittel der Politik zu ächten!“

Von der Kollektivbestrafung der Deutschen waren die Deutschen aus Südosteuropa, darunter über 75 000 Deportierte aus Rumänien betroffen. In der Bundesrepublik wurde die Verschleppung von Zivilisten durch die Rote Armee zwar zur Kenntnis genommen, ohne aber im öffentlichen Bewusstsein die erforderliche Aufmerksamkeit zu erhalten.

Der Oberbürgermeister der Stadt Homburg, Joachim Rippel, hob in seiner kurzen Ansprache den Beitrag der Deutschen aus Rumänien im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich hervor. Er würdigte die Bereitschaft der Betroffenen zur Versöhnung als „bemerkenswerten Weg, der notwendig sei, um die Spirale von Unrecht und Leid zu unterbrechen“. Über dieses Leid sang zum Abschluss auch der Chor der Banater Schwaben in einem Lagerlied aus Stalino.

Im Anschluss an den Gottesdienstes waren alle Anwesenden in das Pfarramt St. Michael eingeladen. Der Bundesvorsitzende Krastl begrüßte neu hinzu gekommene Gäste in Person von Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerin für Inneres, Familie, Frauen und Sport des Saarlandes, Ministerialrat Klaus Kunz, Aussiedler- und Ausländerbeauftragter, Clemens Lindemann, Landrat des Saar-Pfalz-Kreises, Viktor Maierbach, Landesvorsitzender der Deutschen aus Russland, Heinz Mix, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, und Georg Ihro, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Sudetendeutschen. Die Veranstaltung wurde eingeleitet durch den Chor der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Darauf folgten die Ansprachen von Ministerin Kramp-Karrenbauer und des Landrates Clemens Lindemann. Hervorgehoben wurde der Beitrag, den unsere Landsleute zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Entwicklung der Baulandschaft in dieser Region geleistet haben, desgleichen der Beitrag zur Integration in das religiöse und gesellschaftliche Leben.

Bei Kaffee und Kuchen, den die Landsmannschaft der Banater Schwaben spendete, unterhielten sich die ehemaligen Deportierten, tauschten Gedanken und Bilder aus. So mancher junge Teilnehmer hörte aufmerksam zu und erfuhr, was seine Eltern und Großeltern alles mitgemacht hatten, bis sie schließlich im freien Deutschland eine neue Heimat aufbauten. Viele der für die Vertriebenen erkämpften Rechte sind den Landsmannschaften zu verdanken. Diese haben geeint für die Anerkennung verschiedener Vergünstigungen gesorgt. Die Heimatvertriebenen könnten in einem Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin als Stiftung gegen das Vergessen wirken. Die Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben haben ihre Unterstützung zugesichert. Unsere Landsleute können sich bei der Errichtung dieses Zentrums auch als Einzelpersonen beteiligen.

Ortwin Gunne

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