1. April 2005

Das Gesamtwerk von Johannes Honterus erforscht

Die Aufsatzsammlung „Beiträge zur Honterus-Forschung 1966-1989“ ist das Ergebnis einer intensiven Forschungstätigkeit von Gernot Nussbächer. Es bietet einen reichhaltigen Fundus an Informationen über das Werk Honters und über die Historiographie und Kulturgeschichte, die von 1966-1989 dem bedeutenden siebenbürgischen Humanisten gewidmet war.
Die chronologisch, nach dem Erscheinungsjahr, geordneten Aufsätze werden mit Honters holzgeschnitzten Titelblättern illustriert. Nussbächer bietet dabei einen Überblick des gesamtem Lebenswerks von Honterus, der als Naturwissenschaftler, Kartograph, Reformator, Jurist, Pädagoge, Buchdrucker und auch als Künstler deutlich in Erscheinung tritt.

Honters Werk wird nach einem klaren Schema dargestellt. So gibt es erklärende Angaben zu Inhalt, Umfang und Zweck sowie zu den Erscheinungsorten der Werke. Informativ und aufschlussreich für Forscher ist das Aufführen der Standorte, an denen die erhaltenen Honterus-Drucke heute aufbewahrt werden. Zudem wird auf Besonderheiten der Erscheinung und Drucklegung seiner Werke hingewiesen. Honterus widmete beispielsweise die Pandekten an König Zapolya, die Sentenzen Augustins verehrte er Königin Isabella, was seine Verbindungen zu diesen Königshäusern erkennen lässt. Durch die Aufmachung mancher Drucke werden auch Beziehungen zu anderen Humanisten ersichtlich: Die zweite Auflage der lateinischen Grammatik Honters wurde vom schlesischen Humanisten Franz Mymer bearbeitet, Gaspar Pesthiensis schrieb das Vorwort zu den Erasmus Auszügen etc. Eingestreute Hinweise auf Kuriositäten (Odae cum Harmonis war der erste Musikdruck des Landes, Honterus entdeckte die Nilusausgabe in der Walachei) lassen die Lektüre des Buches spannender werden und lockern den strengen sachlichen wissenschaftlichen Stil auf.

Einige Aufsätze enthalten angeregte Kontroversen, Widerlegungen von bisher geltenden irrigen Annahmen betreffs Biographie und Werk des Reformators. Andererseits legt Nussbächer neue Forschungsergebnisse vor. Die Diskussionen werden minutiös und scharfsinnig geführt; manche Schlussfolgerungen gründen ausschließlich auf logischen Denkstrategien. Manche Hypothese muss noch durch dokumentarische Zeugnisse belegt werden. Ob Johannes Aust ex Corona tatsächlich identisch ist mit dem Baccalaureus Johannes Honterus ex Corona 1522 müssen noch Unterlagen der Wiener Artistenfakultät bestätigen. Ebenfalls muss, wie Nussbächer zu Recht feststellt, das Geburtsjahr von Honterus urkundlich belegt werden. Dokumentarisch bestätigt werden müsste auch die Annahme, Honterus habe Einfluss auf die Gehaltserhöhung des Magisters Simon Cassoviensis gehabt, der 1535 Rektor der Kronstädter Schule war.

Durch das Beschreiben der Honterus- und Wagner-Ausstellung (1966) und das Herausstellen der vom Dacia-Verlag in Klausenburg veranlassten Übersetzung der Kosmographie Honters in das Rumänische als Kulturtat (1988) werden Befunde des kulturellen Umgangs mit dem Thema Honterus erfasst.

Nussbächer ist es gelungen, in dem Aufsatzband ein wichtiges Kapitel siebenbürgischer Kulturgeschichte zu dokumentieren. Insgesamt gehört er zu den ertragreichsten Autoren, die sich mit der siebenbürgischen Forschungsgeschichte des letzten Jahrhunderts auseinandergesetzt haben. Als sehr positiv sind seine Hinweise auf Forschungslücken zu bewerten. Der Kronstädter Archivar ruft die Nachwelt auf, in den kenntlich gemachten Richtungen weiter zu forschen.

Melitta Seidner




Gernot Nussbächer: Beiträge zur Honterus-Forschung 1966-1989. Kronstadt: aldus- Verlag und Heidelberg: Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V, 2003, 271 Seiten, ISBN 973-9314-81-3 (aldus), ISBN 3-929848-33-3 (AKSL).

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