16. April 2005

In Crailsheim: Bekenntnis zur Tracht

Es ist zur Tradition geworden und erfreut sich zunehmender Beliebtheit: In Crailsheim gehen die Siebenbürger Sachsen am Ostersonntag nachmittags zur - sächsischen - Theateraufführung und abends zum Osterball.
So konnte unsere Crailsheimer Theatergruppe das Lustspiel „Der Dani-Misch wid härresch“ von Otto Reich vor vollem Haus in der Turn- und Festhalle in Crailsheim-Ingersheim aufführen und abends, beim Ball, platzte der Saal beinah aus allen Nähten.

Kaum jemand, der diese Zeilen liest, kennt das Stück nicht. Es wäre wohl müßig, seinen Inhalt nachzuerzählen. Der „härresch“ Dani-Misch ist ja schon fast zur Legende geworden. Dabei gehört der Konflikt, um den es in dem Stück rein äußerlich zu gehen scheint, doch längst der Vergangenheit an: das Tragen der Tracht - im Alltag! „Härresch“ bezieht sich im Sächsischen auf die Kleidung und meint „städterisch“ gekleidet sein - im Gegensatz zum „Bäuerischen“. Ist die Aussage des Stückes also: Sachs, geh mit deinen alten, schweren Stiefeln hinterm Pflug her, und du, Bäuerin, kannst nicht in Stöckelschuhen im Stall die Büffel melken? Doch das Stück ist nicht nur lustig. Es hat uns etwas zu sagen, auch wenn wir keinen Acker und keinen Stall mehr haben. Das Neumodische, Neue steht gleichzeitig auch für den Verfall alter Sitten und Gebräuche wie auch - heute besonders aktuell - den Verlust von Werten. Was wir mit dem Bild eines Bauern „von rechtem Schrot und Korn“ verbinden: Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Treue, Fleiß und vieles mehr, das verbinden wir auch mit unserer Tracht. Sie ist ein Stück Selbstdarstellung und zeigt nach außen, was wir für wert halten. Deshalb sagte der Vorsitzende der Kreisgruppe Crailsheim, Friedrich Wegendt, unsere Tracht sei „ein teures Gut“ und nicht nur schön, sondern auch identitätsstiftend.
Die Theatergruppe Crailsheim führte das siebenbürgisch-sächsische Mundartstück Der Dani-Misch wid härresch am Ostersonntag auf. Foto: Kurt Philp
Die Theatergruppe Crailsheim führte das siebenbürgisch-sächsische Mundartstück Der Dani-Misch wid härresch am Ostersonntag auf. Foto: Kurt Philp

Was aber alle Worte zusammen nicht auszusagen vermochten, das bot das wunderbare Bild unseres Trachtenchores dem Auge dar. In der Vielfalt der Trachten spiegelte sich der Reichtum unserer Trachtenlandschaft wieder. Unter der Leitung von Mathias Pelger wurden neben einem alten Volkslied Lieder von Hans Mild gesungen: „Frähjohr as hä“ und „Tanzlied“. In dem gekonnt und flott vorgetragenen Spiel erfreuten uns Gerhard Bruckner als Dani-Misch, Mathilde Klein als Geddertin, Christine Klein als Liso, Siegmar Fakner als Getz und Nicole Krauss mit Kerstin Hanna Schneider als Kinder, Friedrich Wegendt spielte den Dr. Gellner, Andreas Johannes Bloos den Notärsanwärter Balthes, Gustav Krauss den Zigeuner Ilie, Gerda Arz die Trenje-Man und der kleine Marcel Krauss jammerte als Mischi über sein Bauchweh. In andern Rollen traten auf: Elvine Bruckner, Anneliese Pelger, Rosemarie Krauss, Gerda Schneider, Hannelore Schneider, Karin Schenker, Karin Winzel, Monika Ehrmann, Marion und Anita Jäger sowie Horst Winzel, Michael Schneider und Ortwin Arz. Am Ende des Stückes sangen Schauspieler, Chor und Zuschauer gemeinsam „Mer wälle bleiwe, wat mer sen“, Text und Melodie von Heinrich Bretz. Reicher Beifall belohnte alle Akteure, Geschenke erhielten der Chorleiter Mathias Pelger, die Regisseurin Renate Jäger und die Bühnenbildnerin Gerda Popa.

Am Abend folgte ein gut besuchter, fröhlicher Ball mit der Band „Eurosound“. Ein herzliches Dankeschön allen, die uns diesen frohen Osterfeiertag beschert haben.

Bernddieter Schobel


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