26. April 2005

Edda Dora Fantanar: "Das Schreiben verdanke ich meinem Sohn"

Ihren ersten Roman "Aller guten Dinge sind dreizehn" veröffentlichte Edda Dora Fantanar 1996 im Selbstverlag in Geretsried. Die faszinierend geschriebene siebenbürgische Familiengeschichte fand reißenden Absatz: 6 000 Exemplare. Im März 2005 erschien im renommierten Verlag Langen Müller (München) ihr zweiter Roman "Die das Glück suchen". Angesiedelt ist das neue literarische Meisterstück in der Landschaft des Banats zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Am Leben zweier Frauen werden Alltag, Erziehung, Hoffnungen und ihr Rollenverständnis in der Gesellschaft des Habsburger-Reiches lebendig. Ein farbiges Zeitpanorama, mit hintergründigem Humor erzählt. Aus Anlass der Neuerscheinung führte der Verlag mit der Siebenbürgerin ein Interview, das im Folgenden wiedergegeben wird.
Fangen wir an mit einigen Momenten aus Ihrem Leben...

Edda Dora Fantanar bei einer Lesung.
Edda Dora Fantanar bei einer Lesung.
Weil das vermutlich keinen interessiert, will ich mich kurz fassen. Als Kaufmannstochter bin ich 1922 im siebenbürgischen Kronstadt geboren und hatte dort eine unbeschwerte Kindheit und Jugend, in Wohlstand und Geborgenheit, in einem traumhaft schönen Land. Das änderte sich schlagartig, als der zweite Weltkrieg verloren war und die Rumänen in das kommunistische Lager überwechselten. Die Rumänen lieferten mich den Russen aus und ich wurde in das Kohlenbergbaugebiet des Donezbeckens verschleppt. Somit wurde ich aus einem begonnenen Studium an der Handelsakademie von Kronstadt herausgerissen und blieb ohne Hochschulbildung.

Die Rückkehr erfolgte nach fünf Jahren in ein kommunistisches Regime und in ein Leben in Angst und Entbehrungen. Meine Familie war total enteignet und mittellos. Dazu kam politische Verfolgung. Mein Schwiegervater wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet, mein Vater beging Selbstmord - um noch Schlimmerem zu entgehen - und mein Mann kam für sieben Jahre in den politischen GULag. Von dieser Pein befreite uns im Jahre l980 die Ausreisebewilligung nach dem Westen. Der Stein, der uns vom Herzen fiel, als wir Rumänien für immer verlassen durften, hat uns bequem bis nach Bayern getragen. Seitdem lebe ich in Geretsried, im Süden von München, und vergesse keinen Tag Gott für diese Gnade zu danken.

Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen?

Das Schreiben verdanke ich meinem Sohn, oder besser gesagt, die Idee dazu. Es war mir gelungen, ein sehr schönes, in schwarzes Leder gebundenes Familienalbum in die Freiheit zu retten. Dieses Album machte ihn neugierig, er begann Fragen zu stellen. Er zeigte unerwartetes Interesse und bat mich, das Erzählte aufzuschreiben. Als ich streikte, nachdem ich mir an einer kleinen "Erika"-Schreibmaschine die Fingernägel zersplittert hatte, schenkte er mir einen Computer. An dem hatte ich derart viel Spaß, dass ich dem Computer zuliebe ziellos weiter und weiter schrieb, eigentlich nur für die Schublade und ohne jedwede Absicht zur Veröffentlichung. Dass aus den kleinen Geschichten ein Buch wurde, das ich dann im Eigenverlag unter dem Titel: "Aller guten Dinge sind dreizehn" unter die Leute brachte, verdanke ich allein einem glücklichen Zufall. Ich tat es, ohne den geringsten Publikumserfolg zu erwarten und hatte Glück. Der "Mundfunk" verteilte es über alle fünf Erdteile. Erfolg macht übermütig, und so schrieb ich einen Roman, der allerdings auch über Jahre unveröffentlicht blieb, bis der Verlag LangenMüller ihn von seinem Schubladendasein befreite und ihn nun unter dem Titel "Die das Glück suchen" veröffentlichte.




Mit Ihrem neuen Buch "Die das Glück suchen" wenden Sie sich wieder der alten Heimat zu?

Nein, ich bin gebürtige Siebenbürgerin, und da das Geschehen in meinem ersten Buch in meiner Heimatstadt Kronstadt abläuft, habe ich diesmal den Schauplatz in das Banat verlegt, das ich auch sehr gut kannte. Ich wollte mich nicht wiederholen. In meinem Roman wird zwei Frauen zunächst das gleiche Schicksal zuteil. Die erste wird in eine Vernunftehe gedrängt, in der sie nicht glücklich werden kann. Sie bricht aus ihrer Ehe aus, um ihr Glück selbst zu suchen und steht bald wieder vor dem Nichts. Dann ereilt ihre Tochter das gleiche Schicksal, und wieder soll ein ungeliebter Ehemann die Kohlen aus dem Feuer holen. Wie das gleiche Ergehen beider Frauen doch völlig verschieden verläuft, ist das weitere Thema des Buches. Die Handlung beginnt um die Jahrhundertwende, als das Banat noch zu Kaisers Erblanden gehörte, führt über die "Happy Twenties", durch den zweiten Weltkrieg, bis hin zum kommunistischen Untergang.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, mit einer prominenten Persönlichkeit bei einem guten Glas Wein diskutieren zu können, wen würden Sie sich auswählen. Einen Politiker?

Da tue ich mich schwer. Meine ganze Bewunderung und Hochachtung gilt den begnadeten Köpfen, die aus einem Trümmerfeld ein Wirtschaftswunderland gezaubert haben. Doch mit denen kann ich leider keinen Wein mehr trinken.

Was die Gegenwart betrifft, geht meine Sympathie, auch wenn es schwer verständlich ist, eher in Richtung Royalties. Sie bringen in unsere schnöde Welt noch etwas Glanz und Nostalgie, wenn auch die Königskinder längst nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Doch, wenn sie auch nicht nützen, sie schaden wenigstens nicht. Da spricht allerdings eine gewisse Subjektivität aus dem Unterton, denn ich musste miterleben, wie in meiner alten Heimat ein blühendes Königreich, das in Eleganz und Wohlstand schwelgte, von inkompetenten Potentaten in kürzester Zeit zu einem bettelarmen Hungerland der dritten Welt heruntergewirtschaftet wurde. Doch dies alles tut nichts zur Sache. Ich will ja auch in meinem Buch weder politisieren, noch belehren oder gar anprangern. Ich möchte schlicht und einfach dem geneigten Leser eine entspannende, kurzweilige Lektüre bieten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Der Roman "Die das Glück suchen" von Edda Dora Fantanar ist soeben im LangenMüller Verlag in München erschienen, umfasst 288 Seiten und unter der ISBN 3-7844-2993-9 im deutschen Buchhandel erhältlich. Preis: 18,90 Euro.

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