2. Mai 2005

Einsatz für die jiddische Sprache

Als Veranstaltung des Kulturzentrums der IKG München und Oberbayern (Leitung Ellen Presser) und der Jüdischen Volkshochschule, in Zusammenarbeit mit der Kommission für Ostjüdische Volkskunde (KOJV) und dem Jiddisch-Gesprächskreis (Leitung Abraham Ben und Robert Rajber) fand am 17. März 2005 in München eine Begegnung der besonderen Art statt.
Ein zahlreiches Publikum - multiethnisch und multikulturell, Juden, Rumänen, Polen, Russen, Deutsche, darunter auch Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben - fand sich im Münchener Kulturzentrum ein, um eine oral-textuelle und musikalische "Einführung in die ostjiddische Märchenwelt" zu erleben.

Nach der Eröffnungsrede von Abraham Ben sprach der Schriftsteller und Ethnologe Dr. Claus Stephani über die "Ostjüdische Erzähltradition am Rande der rumänischen Waldkarpaten". Anschließend wurde ein exemplarisches Märchen (eine so genannte "Maise") in jiddischer Sprache, das der Referent 1977 vom Volkserzähler Aaron Herschkowicz in Nordsiebenbürgen aufgezeichnet hatte, vorgetragen. Der leicht bearbeitete Text ist bisher in drei verschiedenen Ausgaben der Sammlung "Ostjüdische Märchen", die Stephani in Deutschland, Italien und Rumänien herausgebracht hat, erschienen.

Die im traditionsreichen Bukarester Hasefer Verlag veröffentlichte Übersetzung ("Basme evreiesti. Culese pe meleagurile Carpatilor", Herbst 2004) wurde während der amerikanisch-europäischen Judaica-Tagung (Babes-Bolyai-Universität, Klausenburg) lanciert und danach auf den internationalen Buchmessen in Bukarest (Oktober 2004) und Jerusalem (Februar 2005) als "editorisches Novum" vorgestellt. Rumänische Literaturkritiker verglichen Stephanis Märchensammlung mit den Erzählungen der bekannten Klassiker jiddischer Literatur, Schalom Alejchem und Isaak Leib Perez.

Im zweiten Teil der Märchenrunde berichtete der Historiker und Kulturwissenschaftler Chaim Eytan (München) über "Zwei alte jiddische Märchenbücher aus der Bukowina", die er vor kurzem entdeckt und nun wissenschaftlich ausgewertet hat. Danach wurde aus dem einen Buch ein Märchen in jiddischer Sprache von Elieser Steinberg vorgelesen. Historische Aufnahmen von jiddischen Volksliedern und Klesmermusik aus den Karpaten und aus Bukarest (mit dem Orchester Chajim Schwartzmann) brachten einen adäquaten musikalischen Ausklang.

Es war die erste gemeinsame und öffentliche Veranstaltung des Jiddisch-Gesprächskreises, München, und der Kommission für Ostjüdische Volkskunde (KOJV) vor einem zahlreichen Publikum. An den abschließenden Fachdiskussionen beteiligten sich Erzählforscher, Germanisten, Historiker und Studenten, von denen einige Siebenbürger von weither angereist waren. Der bereits seit drei Jahren bestehende Jiddisch-Gesprächskreis in München ist europaweit die erste und bisher einzige Arbeitsgemeinschaft zur Wiederbelebung und Förderung der jiddischen Sprache.

Maja Martini

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2005, Seite 8)

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