12. Juni 2005

Siebenbürgische Bibliothek feierte 50-jähriges Jubiläum

Die Siebenbürgische Bibliothek auf Schloss Horneck in Gundelsheim stellt mit ihren annähernd 70 000 Einheiten ein in Deutschland und Westeuropa einzigartiges Kompetenzzentrum für Siebenbürgen und für das Gedächtnis der Siebenbürger Sachsen im Besonderen dar. Dies betonte Dr. Ulrich A. Wien in seiner Doppelfunktion als stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats und Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) am 28. Mai in Gundelsheim. Ein „Tag der offenen Tür“ fand aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Siebenbürgischen Bibliothek auf Schloss Horneck statt, kombiniert mit einem Mitgliedertag des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) und der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek.
Begrüßt wurden die zahlreich angereisten Geburtstagsgäste durch Dr. Ulrich A. Wien. Er sprach den Dank sowohl an die Gründergeneration, die aus bescheidenen Anfängen (500 Bände) die Entwicklung zur heutigen Bedeutung angestoßen und maßgeblich gefördert habe, als auch an die gegenwärtigen Mitarbeiter aus. Dr. Wien verwies auf die große Reputation der Bibiothek und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die neue Landesregierung in Nordrhein-Westfalen durch Verhandlungen die institutionelle Förderung wieder aufleben lassen könnte.

Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar beherbergt seit 1963 die Siebenbürgische Bibiothek, nachdem die Transylvanica-Sammlung seit 1955 in Rimsting aufgebaut worden war. Foto: Siebenbürgen-Institut
Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar beherbergt seit 1963 die Siebenbürgische Bibiothek, nachdem die Transylvanica-Sammlung seit 1955 in Rimsting aufgebaut worden war. Foto: Siebenbürgen-Institut

Alle früheren Vorsitzenden des Arbeitskreises, Dr. Otto Mittelstraß, Prof. Walter König, Dr. Günther Tontsch, sowie die Witwe von Dr. Ernst Wagner waren bei der Feier anwesend und repräsentierten das ungebrochene Bewusstsein der Verantwortung für und die aktive Solidarität mit der Bibliothek. Ebenso waren die beiden früheren Bibliotheksleiter, Balduin Herter und Dr. Konrad Gündisch, zugegen. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des Siebenbürgen-Instituts an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, dokumentierte durch seine Anwesenheit die Wertschätzung, der sich die Bibliothek in der akademischen Welt erfreut.

Die bereits in der Begrüßung angeklungenen Sorgen griff Dr. Harald Roth, wissenschaftlicher Leiter des Siebenbürgen-Instituts, in seiner Ansprache auf und verwies auf das hervorragende persönliche Klima unter den inzwischen größtenteils arbeitslosen Mitarbeitern und vor allem auf die außergewöhnlichen Leistungen: Die Bibliothek verzeichnet gut 80 Prozent Eigen-Katalogisate, d.h. für Deutschland nur in Gundelsheim vorhandene Bücher, sowie eine Ausleihquote von 20 Prozent des Bestands jährlich (ca. 13 000 Titel). Roth dankte den Mitarbeitern und eröffnete eine kleine Ausstellung mit Schätzen aus der Bibliothek, u.a. mit dem Adelsdiplom des Freiherrn Samuel von Brukenthal.

Die wesentlichen Entwicklungen zusammenfassend, berichteten Balduin Herter und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Philippi über die ersten Anfänge in Rimsting vom 31. März 1955 bis 1963 sowie über den Transfer der Büchersammlung in den Wappensaal von Schloss Horneck und die dort gewährleistete professionelle Betreuung durch Fachleute akademischer Bibliotheken Heidelbergs. Zudem skizzierte Balduin Herter die institutionelle Förderung der Bibliothek seit 1970/71 durch das Institut für Auslandbeziehungen in Stuttgart und berichtete über den systematischen Ausbau der Bestände.

Der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek, Prof. Dr. Konrad Gündisch, unterstrich in seinem Grußwort die grundlegende Bedeutung der Bibliothek für die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Kultur und Geschichte Siebenbürgens und die finanzielle Unterstützung, die der Föderverein im letzten Jahrzehnt der Bibliothek habe angedeihen lassen können. Da der institutionelle Haushalt nur 3,50 Euro betrage, seien Anschaffungen und der Unterhalt der Bibliothek nur durch die dauerhaften, substantiellen Zuwendungen aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen der Freunde und Förderer sowie durch die Ausschüttungen der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek gewährleistet. Dank gilt ebenso den vielen Spendern, die den Aufrufen in der Siebenbürgischen Zeitung gefolgt und die Siebenbürgische Bibliothek mit Archiv wesentlich unterstützt haben.

Im Rahmen des Mitgliedertages des Landeskundevereins wurde am Nachmittag des 28. Mai der 80. Geburtstag des früheren Vorsitzenden Prof. Walter König nachgefeiert. Zu Beginn hielt der AKSL-Vorsitzende, Dr. Ulrich A. Wien, die Laudatio, die in der morgigen Siebenbürgischen Zeitung Online veröffentlicht wird. Ihm schloss sich Prof. Dr. Paul Niedermaier an, der die Grüße und den Dank des Forums, der Landeskirche sowie der Rumänien-Sektion des Landeskundevereins überbrachte. Er würdigte insbesondere Königs nachhaltiges Wirken während der Umbruchszeit 1989/90 und die Impulse, die er durch seine Tätigkeit gesetzt habe. Der Vorsitzende der Sektion Schulgeschichte, Gerhard Pauer, dankte König für seine vielfältigen Initiativen und wissenschaftlichen Verdienste als langjähriger Leiter der „Schulgeschichte“-Sektion. Die beiden Herausgeber, Dr. Harald Roth und Dr. Ulrich A. Wien, überreichten Prof. König sodann ein Vorabexemplar der Festgabe, die unter dem Titel „Schola Seminarium Rei Publicae“ Aufsätze Königs – gewissermaßen als Kompendium zur Schulgeschichte Siebenbürgens – versammelt. Nach den von Prof. König formulierten Dankesworten moderierte Prof. Joachim von Puttkamer ein Podiumsgespräch zwischen Prof. Dr. Andreas Möckel, Hansgeorg von Killyen und Gudrun Schuster zu den Kontinuitäten und Brüchen ihrer gymnasialen Schulerfahrungen aus den 40er und 50er Jahren, die die Gesprächspartner zuvor in reflektierten Kurzvorträgen vorgestellt hatten. Das interessierte Publikum ergänzte durch individuelle Beiträge das Thema, das in einem erweiterten Rahmen fortgesetzt werden sollte.

Wer der Siebenbürgischen Bibliothek ein Geburtstagsgeschenk machen möchte, unterstütze sie durch eine Zuwendung an die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Kontonummer 211029013 Volksbank Oberberg, Bankleizahl 384 621 35, oder an den Verein der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek, Kontonummer 1924549, Kreissparkasse Heilbronn, Bankleitzahl 620 500 00.

U.A.W.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 15. Juni 2005, Seite 5)

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